Live-Report: zeck in Berlin

Die Weihnachtszeit hat schon begonnen, doch im Neuköllner Club Hole44 wird heute Abend trotzdem Surfmusik gespielt. Draußen steht dran: „Ich geh auf Tour, kommst du mit?“ Der Club ist fast vollständig gefüllt mit Gen-Z-Freundesgruppen, während die Singer-Songwriterin Laura Nahr als Vorband auftritt.

Der Main Act des Abends kündigt sich danach mit einem Video-Monolog an: „The last time we spoke, I’ve been into some really dark places…”

Zeck schreibt über sich selbst in seiner Spotify-Bio: „no plan, no genre…“, doch wird gern als Singer-Songwriter für Indie-Pop mit Feel-Good-Vibes bezeichnet. Und das, obwohl er in seinen Songs auch ernstere Themen aufgreift. Sein Markenzeichen ist Authentizität und er regt auch andere Männer dazu an offener mit ihrer mentalen Gesundheit umzugehen. Die Message heute Abend ist also Hoffnung und das zeigt sich auch auf dem neuen Albumcover: Seine Nase ist blutig, aber er lächelt.

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FRAUPAUL: Provokant mit Herz und Verstand

Eine herrliche, erfrischende Punkrock-Brise zieht da aus Hamburg durch die Gehörgänge. Sie hat das Zeug, die deutschsprachige Szene etwas aufwirbeln und für einen interessanten und wohligen Sturm zu sorgen. FRAUPAUL provozieren gerne, hauen drauf und nehmen unseren Alltag auseinander – und das mit so viel Sympathie, dass es eine Freude ist!

Das Frauentrio bestehend aus Lisa (Gitarre und Gesang), Mary (Bass) und Linda (Schlagzeug) liefert einen mitreißenden, kraftvollen Punkrock-Sound, der auch Spuren von Indie- oder Ska-Sounds enthalten kann. So bringt FRAUPAUL eine musikalische Vielfalt zusammen – dabei bleibt der Punkrock immer im Vordergrund! Die Lieder sind geprägt von einer kraftvollen Gitarre und unverkennbaren, mitreißenden Gesangsmelodien, eingebettet in eine bissige Rhythmus-Fraktion aus Bass und Drums. Man spürt sofort, dass die Musik für die Band ein Ventil ist und diese Energie in eine mitreißende Dynamik kreiert.

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Dominik Hartz: Ab in die (C)Hartz

Mit wilden Frisuren und Songs, die sich anfühlen wie ein Tagebuch voller Emotionen, bewegt sich Dominik Hartz irgendwo zwischen verliebt, fast ein bisschen sauer und der Frage: Was wäre er eigentlich ohne Songs?

Der Sänger, Songwriter und Schauspieler verbindet Indie, Pop und Rap zu einem Stil, der Kopf und Herz gleichermaßen anspricht. Sein Debütalbum Dominik Hartz ist im Oktober erschienen und erzählt auch von seinem Weg von der Schulzeit in einem kleinen Dorf in Holstein bis in die pulsierende Großstadt. Der Titeltrack „dominik hartz“ ist eine halbironische Selbstvorstellung („Ich zahl‘ in Raten und leb‘ vom Kredit, aber heute bin ich da, damit ihr euch bewegt“), die aber zeigt, dass Musik zu machen hier Teil der Identität ist („Ich will nur singen, hab‘ da lange drauf gewartet, egal ob’s undercover oder in den Charts ist”).

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Darlin: romance is alive

Darlin lässt sich nicht so einfach in eine Genre-Schublade stecken. Ihre Songs wechseln immer wieder zwischen Indie-Pop, Rock, Jazz und chilligen LoFi-Beats oder sind auch manchmal alles in einem. Besonders Darlins Leadgesang und ihr selbst eingesungener Background-Chor ziehen sich als ein Markenzeichen durch ihre Songs und erinnern neben ihrem Pop-Charakter an den ursprünglichen Sound von Rock und Jazz.

Dieser Stil lässt ihre Lieder nicht etwa veraltet wirken. Trotzdem bring Darlin mit diesem Sound ein Stückweit die Entspannung und Romantik von vergangenen Ikonen zurück. Immerhin galt Romantik in der Öffentlichkeit lange genug als out; der Satz „romance is dead“ hat immer wieder die Musik und Literatur der letzten Jahrzehnte geprägt. Dass es auch anders geht, zeigt Darlin mit ihren Songs, die sich wie ein romantischer Korridor durch die Musikszene ziehen.

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Mira Lu Kovacs: stille innere Revolution

Die Virtuosität und Detailorientiertheit, die in ihren melodischen Pop-Balladen und Indie-Folk-Tracks spürbar sind, erinnern an Bands wie boygenius oder Big Thief: Die Gitarristin von My Ugly Clementine kündigt ihr neues Album Please, Save Yourself an.

Die Wienerin Mira Lu Kovacs hat sich seit ihrem Debüt Play Dead im Jahr 2013 (damals noch unter dem Namen Schmieds Puls) auf diversen Alben, ob solo oder mit Band, als Ausnahmekünstlerin bewiesen. Nun nimmt sie uns mit auf eine Reise durch ihren persönlichen Selbsthilfe-Prozess, den sie in den neuen Tracks des neuen Albums thematisiert. Please, Save Yourself entstand mit Unterstützung von Günther Paultisch am Schlagzeug und Manu Mayr am Bass und erscheint am 8. November.

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Please Madame im Live-Report: von „asozialem Rock” zu großen Gefühlen

Line-Dance, asozialer Rock und emotionaler Deeptalk – passt nicht zusammen? Das sehen Please Madame aber anders! An einem frischen Herbstabend lud die Indie-Rockband aus Salzburg ins WUK in Wien ein, um ihre Fans tanzen, singen und das Leben feiern zu sehen.

Supportet wurden Please Madame von der Wiener Funkband Got’ya, die pünktlich um 20 Uhr mit einer ordentlichen Portion Groove, Trompetensound und der souligen Stimme von Leadsängerin Franziska das Publikum vorwärmt. Speziell stimmlich (Shoutout an Franziska: Amazing!) holt mich das sehr ab.

Mit den Worten „Let’s fucking go!“ leitet Sänger Dominik Wendl das Please-Madame-Konzert ein – ein Motto, das den ganzen Abend irgendwie begleitet. Songs wie „What Keeps Me Up“ und „Fun Drive“ laden am Anfang der Show direkt zum Tanzen ein und sorgen für Stimmung. Beide der eben genannten Songs sind auf dem neuen Album Easy Tiger zu finden, das auch Anlass für die gleichnamige Tour durch Österreich und Deutschland war. Drei Wochen sind die Jungs nun schon unterwegs und somit ist der Gig in Wien einer der abschließenden Auftritte. Mit einem kleinen Augenzwinkern merkt der Leadsänger an, dass es sich ganz gut anfühlt wieder in der Heimat zu sein, nach so vielen Auftritten in Deutschland. Die Wiener Menge inklusive mir lacht (Trotzdem ganz viel Liebe nach Deutschland).

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Eefje de Visser: Sehnsucht, Intimität, Nostalgie

Zwar ist ihr Debütalbum schon stolze 13 Jahre alt, gerade in den letzten Jahren hat Eefje de Visser aber in der Indie-Szene noch mal richtig mitgemischt: Auf ihre Support-Tour für Balthazar 2020 folgte eine Nominierung für den Anchor Award auf dem Reeperbahn Festival, außerdem ist sie bei niemand geringerem als Sony Music unter Vertrag. Zuletzt hat sie mit Heimwee ein neues Album präsentiert und wird auf ihrer Tour Ende Oktober auch Stopps in Deutschland einlegen.

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Hamburg wird leergetanzt: STANOVSKY in der Hebebühne

STANOVSKY ist als Indie-Pop-Künstler kein Unbekannter mehr. Seit 2021 versorgt er seine Fans immer wieder mit neuen Beats; mal erfrischend elektronisch, mal klassische Klavierklänge, und mal auch ein bisschen von beidem. Mit seinem neuen Album Grünlich tourte Peter Stanowsky jetzt quer durch die Republik und trat unter anderem in Hamburg auf.

Die Hebebühne gibt einem das Gefühl, in einem gemütlichen Wohnzimmer zu sitzen. Zur Einrichtung gehören Bar, Sessel, Sofas und ein altes Klavier in der Ecke. Nur die kleine Bühne lässt durchblicken, dass hier auch die Hamburger Musikszene ein Zuhause findet.

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Digital Carbs live: Tourauftakt in Wien

„Der Tag hat eigentlich gut gestartet… außer in der Früh, als wir unsere Bassbox daheim lassen mussten.“ Schon nach dieser herrlich verpeilten Einleitung in den Abend von Sänger Johannes und dem Rest der Band Digital Carbs musste man die Gruppe einfach gern haben. Doch ihre Musik braucht sich keineswegs hinter dem Charme der Münchner Jungs zu verstecken. An einem ziemlich verregneten Donnerstagabend in der Wiener U-Bahnbogen-Bar Kramladen startete die Gruppe ihre Tour zur neuen EP Floods. Knapp über eine Stunde gaben Digital Carbs alles und mehr und ließen dabei auch den ruhigen Tönen ihren Raum.

Bevor Digital Carbs ihre Premiere in Wien erleben durften, wurden sie von The Jupiter Effect eingeleitet. Die Wiener Rockband heizte mit vielen Gitarrensoli und harten Drums schon mal vor und präsentierte unter anderem ihre brandaktuelle Single „The Tale of the White Cow“. Ein kleines Highlight am Rande war dabei, dass die Digital Carbs dabei bereits die ganze Zeit im Publikum standen und mitfeierten. Sehr sympathisch!

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