The Livelines: female-fronted Newcomer-Truppe

The Livelines bewegen sich zwischen klassischem Gitarren-Rock mit einschneidenden Soli, rotzigen Akkorden und stampfenden Drums auf der einen und melodischem Pop-Gesang auf der anderen Seite. Die Songs der Osnabrücker klingen massig, sind voller Power und kommen ohne große Schnörkel aus.

Gemeinsam mit Sängerin Maria Koltsov steuern Erik Halilaj an der Gitarre, Hannah Oberste-Wilms an Keyboard und Backing Vocals, Vincent Weiss am Bass und Marius Holkenbrink an den Drums ihren Rock-Dampfer durchs Fahrwasser. Gegründet als Schüler*innenband einer Musikschule mit einem Faible für Cover haben The Livelines sich in ihrer bisher sechsjährigen Bandgeschichte zu einer Truppe mit Charakter und eigenem Sound entwickelt. In ihrer niedersächsischen Heimat hat die junge Band schon den ein oder anderen Newcomer-Preis abgesahnt und außerdem eine erste EP veröffentlicht.

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Prince Jelleh im Interview: Die Antihelden unter den Rockbands

Wer noch keine Tickets hat: Ab dem 27. April ist die Schweizer Indie-Truppe Prince Jelleh auf Tour und macht Halt in München, Zürich, Stuttgart, Köln und Hamburg. Songwriter und Sänger Lukas und Drummer Samuel haben sich Zeit genommen und mit Musik unterm Radar über Beat-Basteleien, Nashville und ihre Konzerte mit The Gardener & the Tree gesprochen.

© Jonathan Labusch

Eure letzte EP habt ihr Porcelain genannt. Ihr singt in den fünf Songs unter anderem über moderne, fragile Männlichkeitsbilder. Auch Porzellan ist ja etwas sehr Zerbrechliches. War das der Hintergedanke zu diesem Titel?

Lukas: Ja, genau. Auf der EP gibt es den Song „Porcelain Fingers“. Hände verbindet man ja oft mit Stärke. Und Porzellan steht einerseits für Zerbrechlichkeit und andererseits auch für das Schöne an Zerbrechlichkeit. Porzellanfinger waren für mich deshalb eine schöne Metapher. Samuel und ich arbeiten auch beide als Illustratoren und sind visueller Kunst allgemein sehr verbunden.

Diese Woche startet eure Tour zur EP. Seht ihr euch eigentlich eher als Live-Band oder als Studio-Band?

Lukas: Mittlerweile macht uns das Studio auch wirklich Spaß. Das hat aber gedauert, wir sind schon eher eine Live-Band. Die sofortige Reaktion auf die Musik und die Energie vom Publikum ist einfach sehr besonders.

Samuel: Im Studio sitzt man viel am Computer oder Mischpult und diskutiert. Für mich ist es am schönsten, im Proberaum oder auf der Bühne zu sein, gemeinsam in dem Moment etwas Neues zu machen und sich auf den Ort einzulassen. Es kommt ja total drauf an, ob man in einem kleinen Club vor 40 Leuten spielt oder als Vorband für 800.

Als Vorband wart ihr schon mit The Gardener & the Tree auf Tour. Wie war das für euch?

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Flavien Berger: Zeitlose Ohrwürmer aus Paris

Elektronische Musik ist auch im Mainstream auf dem Vormarsch, aber der Pariser Sound-Designer Flavien Berger ist schon seit einiger Zeit ein vielversprechender Protagonist der französischen Szene. Sein Stil lässt sich irgendwo zwischen Psychedelia, Elektro-Pop und Ambient verorten.

Diese Vielseitigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch seine Alben. Seine neueste Platte Dans cent ans (zu deutsch „in hundert Jahren“) ist im März erschienen und erforscht die Grenzen des Pop-Genres. Auf der einen Seite gibt es da den Track „D’ici là“, der unbeschwerten, elektronischen Ambient mit warmen Chören kombiniert. Dann gibt es da aber auch den Titel-Song des Albums, der nicht nur aufgrund der epischen Länge von 15 Minuten heraussticht, sondern auch durch die bedachte Komposition: Oboen und Flöten unterhalten sich mit dem unaufgeregten Gesang von Berger, dazwischen klingen stellenweise harte Synthesizer durch.

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Bon Jour: weicher Alternative-Pop mit Grips

Vom DIY-Trio Bon Jour gibt’s bisher zwar erst drei Singles zu hören, dafür hat die Band gleich schon erste Erfolge gefeiert, unter anderem als Vorband für alt-J gespielt und schon so einige Klicks eingefahren. Neben der Musik haben die Österreicher vor allem auch Spaß an technischen Spielereien: Das Musikvideo zu ihrer zweiten Single haben sie von einer KI basteln lassen, auf ihren Pressefotos sind ihre eigenen Gesichter durch Avatare ausgetauscht und sie nennen sich konsequenterweise eine „3D-köpfige Band“.

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Jessie Monk: Australische Genre-Wandlerin

Geboren in Kanada und aufgewachsen in Australien fing Jessie Monk früh an, sich für die Musik und fürs Tanzen zu begeistern. In Melbourne hat sie unter anderem in David Bowies Musical „Lazarus“ mitgespielt, jetzt hat es sie mit Berlin dauerhaft in eine der Bowie-Städte gezogen. 2021 hat sie dort ihre Debüt-EP veröffentlicht.

Folk, Gypsy-Jazz und Indie mit einer Prise Dolly Parton – so beschreibt Jessie Monk ihre Musik und das passt tatsächlich sehr gut. Die Musikerin probiert sich aus mit komplexen Melodieeskapaden im Gesang, der ohnehin einiges an Stimmgewalt erahnen lässt. Dazu kommen derbe Geigenklänge und rhythmische Gitarre und Percussion. Der countryhafte Refrain in „Mistook You For A Man“ mit den mehrstimmigen Backings und der eher geradlinigen Rhythmik kommt da halb überraschend. Jessie traut sich außerdem auch an anspruchsvolle Cover wie „Kathy’s Song“ von Simon & Garfunkel, bei dem die Latte hoch hängt und man dementsprechend abliefern muss – auch das kein Problem für die Allrounderin.

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Mikk: Songwriter-Pop mit Tiefgang

Die Psyche des Menschen fasziniert Mikk besonders, ob in der Psychologie – ihrer ursprünglichen Schiene – oder in letzter Zeit vor allem als Songwriterin: Shadow Selves wird ihre erste EP heißen. Angelehnt ist der Titel an das psychologische Konzept des „Schattens“ von C. G. Jung.

Aufgewachsen ist die Britin in Österreich. Nach einer Londoner Phase zwischendurch lebt Mikk heute in Wien. Bisher gibt es von ihr drei erste Singles zu hören, bevor im Herbst ihre EP erscheinen soll. Im April und Mai ist sie auch live in Deutschland und Österreich unterwegs.

Mikks Wiedererkennungsmerkmal ist ihre glasklare Singstimme. Die wirkt in ihren Songs auf eine gewisse Weise jugendlich und gefestigt gleichzeitig. Mikk hat außerdem ein Händchen für minimalistische Begleitung. Eine gezupfte Akustikgitarre liefert den prägenden Unterbau zu ihrem Gesang, dazu kommen ab und an zurückhaltende Drums, Streicher, Klavier oder auch Elektronik.

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iluma: Indie-Pop mit Sound-Facetten

iluma aus Regensburg und Köln stehen für wohlaustarierten Indie-Pop mit einer jazzy Note. Im Kern der Band stehen die beiden Frontfrauen Lucca Linke und Corinna Böhm an Gitarre, Synthies und Gesang. Beide sind ausgebildete Musikerinnen und machen schon seit 2013 in verschiedenen Projekten gemeinsam Musik. Mit Luke Scheuermeyer an den Drums sind sie inzwischen als iluma unterwegs und haben Ende 2022 ihre erste EP veröffentlicht.

Die Songs leben vom zweistimmigen Gesang der beiden Sängerinnen, von origineller Rhythmik und interessant eingefärbten Gitarrenchords. Wie in einem Prisma brechen sich bei iluma die verschiedenen Klänge und Stimmen in ihre Facetten. Alles ist dabei eingebettet in einen weichen Sound ohne klare Lead-Stimme.

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Live-Report: Old Sea Brigade in Berlin

„I give you my all tonight if you give all yours tonight“, sagte Ben Carmer alias Old Sea Brigade mit weiten Armen nach dem dritten Song im gut gefüllten Berliner Privatclub in Kreuzberg am Samstagabend. Spätestens ab dem Moment war das Publikum voll dabei und klatschte beim treibenden Beat von „Day by Day“ kräftig mit.

© Musik unterm Radar

Als letztes Konzert auf der diesjährigen Europatour von Old Sea Brigade hatte der Abend etwas Festliches, das Publikum merkte dem Singer-Songwriter aus Nashville die zunehmende Freude sichtlich an und kam voll auf seine Kosten. „This is our first headline show in Berlin and we are so happy about you all coming“, sagte er gegen Ende freudestrahlend.

Zunächst spielte der Norweger DePresno, ein junger sympathischer Songwriter mit einer „alten“, souligen Stimme, ein Set als Vorband. Nach einer halben Stunde Pause schließlich kamen Ben Carmer und seine beiden Mitmusiker unter Applaus auf die Bühne und eröffneten mit rhythmischen und atmosphärischen Liedern seines aktuellen Albums 5am Paradise das Konzert. Die entspannte, warme Stimmung der Lieder wurde unterstrichen von dem tiefroten Licht, in das Band und Bühne gehüllt wurden.

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Early James: Ausnahmekünstler aus Alabama

Der 29-jährige Early James ist ein Musiker, den man im Blick behalten sollte. Auf das Talent des Folk-Rockers ist immerhin kein anderer als Dan Auerbach von den Black Keys aufmerksam geworden. Der nahm ihn daraufhin auf seinem Label Easy Eye unter Vertrag und nahm ihn als Vorband auf Tour mit. In Auerbachs Studio in Nashville sind außerdem sowohl Early James` Debüt als auch sein zweites Album Strange Time To Be Alive aus dem letzten Jahr entstanden.

Early James macht Folk – aber nicht von der weichgespülten Variante, sondern rotzig und voller Ecken und Kanten. Dabei hat er nicht den einen Sound, sondern trägt seine eigenwillige Art in verschiedene Genres. In „Harder To Blame“ ist die E-Gitarre rough und das Schlagzeug massig, „Racing To A Red Light“ ist ein sanfter Bluessong und der Titeltrack „Strange Time To Be Alive“ hat einen Countryeinschlag und bleibt vorwiegend akustisch, hin und wieder setzt eine wohlabgeschmeckte Jazz-Orgel ein. Bindeglied zwischen den verschiedenen Stilen ist die außergewöhnliche Stimme von Early James: Rau, trotzig und durchdringend zeigt sie den Weg auf.

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Kicker Dibs: urbaner Indie-Rock

Die Berliner Kicker Dibs stehen für Rock mit Drive und deutschen Texten. 2021 kam das Debüt-Album der Jungs raus, Musik machen sie aber schon viel länger – und das hört man auch. Die drei sind ein eingespieltes Team und basteln mit Bass, Gitarre, Drums und Gesang tanzbare Indie-Rock-Songs. Für ihre Single „So’n Gefühl“ bekamen die drei auch noch Unterstützung von Madsen-Frontmann Sebastian Madsen.

Auf scharfkantigen Instrumentals baut sich bei der Berliner Band zügig Energie auf, die nach vorn zieht. Im Mittelpunkt stehen die deutschen Texte im Songwriter-Stil. Wir hören die innere Zerrissenheit einer Generation, die irgendwo zwischen existentiellen Krisen, emotionaler Überforderung und Scheiß-drauf-Mentalität ihren Weg finden muss.

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