FRAUPAUL: Provokant mit Herz und Verstand

Eine herrliche, erfrischende Punkrock-Brise zieht da aus Hamburg durch die Gehörgänge. Sie hat das Zeug, die deutschsprachige Szene etwas aufwirbeln und für einen interessanten und wohligen Sturm zu sorgen. FRAUPAUL provozieren gerne, hauen drauf und nehmen unseren Alltag auseinander – und das mit so viel Sympathie, dass es eine Freude ist!

Das Frauentrio bestehend aus Lisa (Gitarre und Gesang), Mary (Bass) und Linda (Schlagzeug) liefert einen mitreißenden, kraftvollen Punkrock-Sound, der auch Spuren von Indie- oder Ska-Sounds enthalten kann. So bringt FRAUPAUL eine musikalische Vielfalt zusammen – dabei bleibt der Punkrock immer im Vordergrund! Die Lieder sind geprägt von einer kraftvollen Gitarre und unverkennbaren, mitreißenden Gesangsmelodien, eingebettet in eine bissige Rhythmus-Fraktion aus Bass und Drums. Man spürt sofort, dass die Musik für die Band ein Ventil ist und diese Energie in eine mitreißende Dynamik kreiert.

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Kalte Liebe in Frankfurt: Irgendwo zwischen Schall und Schweiß den Dopaminrausch leben

Die Musik von Kalte Liebe ist ein einziger Dopaminrausch, der schrille Gesang, der Kopf bis Fuß durchdringt, der Bass, der das Herz schneller schlagen lässt, Strobolichter, Schall und Schweiß im ganzen Raum, der Boden, der unter den Füßen vom Stampfen vibriert. Das Zoom in Frankfurt ist eine bekannte Location für Clubnächte und Konzertabende. Das Produzentenduo Kalte Liebe hat die Experience von einem Konzert innerhalb weniger Minuten, durch seine ganz eigene Energie in wilde Clubstimmung verwandelt.

Etwas anderes, als zu tanzen, war nicht drin, die Performance von Andi und Eugen hat die Crowd mitspringen lassen. Ihre Tracks bestehen aus einer Mischung aus Techno, EBM und Dark Wave und verzerrten Vocals. Sie kombinieren analoge, rohe Elemente mit ihrem basslastigen Stil, ganz nach dem Motto: Der Bass muss ordentlich knallen. Verschiedene Genreeinflüsse passen sie ihrem Stil an und interpretieren sie neu. Zu ihrer Musik gehört das Gefühl des Erlebens dazu, die Tracks sind eine Mischung aus dieser besonderen energetischen Aura im Club und dem Gefühl, intime Gedanken nachempfinden zu können, auch negativen oder schmerzhaften Gefühlen Raum zu geben.

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Simon Slomma: Krafttier Weinbergschnecke

„Und ihr denkt: Scheiße, hier kommt noch so einer!’“ – so eröffnet Simon Slomma seine neue Single „Oppenheimer“, und weist damit sofort jeden Vorwurf zurück, der ihn zu einem normalen Mainstream-Rapper degradieren würde; denn das ist Simon Slomma sicher nicht.

Im Gegenteil: Simon Slommas Stil ist vielfältig. Akustikinstrumente dominieren seine Sounds, besonders die emotionalen Klavier- und Gitarrenklänge bleiben lange im Ohr. Bass und Drums bestimmen die Stimmung und treiben die Lyrics förmlich an. Simons Sound hat eine unverkennbare Tiefe in sich, die uns durch seine Alben zu verfolgen scheint. Markenzeichen fast aller Songs sind auch die Einspieler direkt zu Beginn, die Thema und Stimmung für den kommenden Track setzen und die Hörer*innen auch mal auf die Schwere mancher Lyrics vorbereiten. Denn genau dieses Niveau seiner Texte ist es, was Simon Slomma zu so viel mehr als Mainstream macht.

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Dominik Hartz: Ab in die (C)Hartz

Mit wilden Frisuren und Songs, die sich anfühlen wie ein Tagebuch voller Emotionen, bewegt sich Dominik Hartz irgendwo zwischen verliebt, fast ein bisschen sauer und der Frage: Was wäre er eigentlich ohne Songs?

Der Sänger, Songwriter und Schauspieler verbindet Indie, Pop und Rap zu einem Stil, der Kopf und Herz gleichermaßen anspricht. Sein Debütalbum Dominik Hartz ist im Oktober erschienen und erzählt auch von seinem Weg von der Schulzeit in einem kleinen Dorf in Holstein bis in die pulsierende Großstadt. Der Titeltrack „dominik hartz“ ist eine halbironische Selbstvorstellung („Ich zahl‘ in Raten und leb‘ vom Kredit, aber heute bin ich da, damit ihr euch bewegt“), die aber zeigt, dass Musik zu machen hier Teil der Identität ist („Ich will nur singen, hab‘ da lange drauf gewartet, egal ob’s undercover oder in den Charts ist”).

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Darlin: romance is alive

Darlin lässt sich nicht so einfach in eine Genre-Schublade stecken. Ihre Songs wechseln immer wieder zwischen Indie-Pop, Rock, Jazz und chilligen LoFi-Beats oder sind auch manchmal alles in einem. Besonders Darlins Leadgesang und ihr selbst eingesungener Background-Chor ziehen sich als ein Markenzeichen durch ihre Songs und erinnern neben ihrem Pop-Charakter an den ursprünglichen Sound von Rock und Jazz.

Dieser Stil lässt ihre Lieder nicht etwa veraltet wirken. Trotzdem bring Darlin mit diesem Sound ein Stückweit die Entspannung und Romantik von vergangenen Ikonen zurück. Immerhin galt Romantik in der Öffentlichkeit lange genug als out; der Satz „romance is dead“ hat immer wieder die Musik und Literatur der letzten Jahrzehnte geprägt. Dass es auch anders geht, zeigt Darlin mit ihren Songs, die sich wie ein romantischer Korridor durch die Musikszene ziehen.

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Mundane: Rockröhre auf 250 Grad, bitte!

Göteborg ist ein absoluter Garant für musikalischen Einfallsreichtum und Genialität. Und die Indie-Rocker von Mundane beweisen es uns allen mit ihrem grandiosen Debütalbum Ultra Sound. Göteborg kann zu Recht noch ein bisschen stolzer auf seine Rockszene sein.

Wer weiß, welche musikalischen Schätze über den Hafen von Göteborg zu den vier Musikern gelangten und in ihnen den Wunsch weckten, daraus einen ganz eigenen, neuen Sound zu kreieren. Die weltoffene Atmosphäre der Hafenstadt findet ihren Weg in die Musik von Mundane und sorgt für beeindruckende Vielfalt: Indie, Hardcore, Punk, 90er-Grunge und Blues treffen aufeinander und verschmelzen. Das Debütalbum ist ein echtes Feuerwerk an Facetten und vereint wunderbare Elemente der verschiedenen Rockgenres. Rau und roh, aber genauso präzise und klar.

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Mira Lu Kovacs: stille innere Revolution

Die Virtuosität und Detailorientiertheit, die in ihren melodischen Pop-Balladen und Indie-Folk-Tracks spürbar sind, erinnern an Bands wie boygenius oder Big Thief: Die Gitarristin von My Ugly Clementine kündigt ihr neues Album Please, Save Yourself an.

Die Wienerin Mira Lu Kovacs hat sich seit ihrem Debüt Play Dead im Jahr 2013 (damals noch unter dem Namen Schmieds Puls) auf diversen Alben, ob solo oder mit Band, als Ausnahmekünstlerin bewiesen. Nun nimmt sie uns mit auf eine Reise durch ihren persönlichen Selbsthilfe-Prozess, den sie in den neuen Tracks des neuen Albums thematisiert. Please, Save Yourself entstand mit Unterstützung von Günther Paultisch am Schlagzeug und Manu Mayr am Bass und erscheint am 8. November.

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Live-Report: Suzan Köcher’s Suprafon in Berlin

Mit ihrem frisch gebackenen Album In These Dying Times im Gepäck kam Suzan Köcher’s Suprafon für ein Konzert nach Berlin Mitte in den Schokoladen. Das Album geht musikalisch in Richtung Psychedelic, Dream-Pop und Disco und greift Coming-Of-Age-Themen („Seventeen“) genauso auf wie aktuelle politische Unsicherheiten, etwa mit „In These Dying Times“.

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Please Madame im Live-Report: von „asozialem Rock” zu großen Gefühlen

Line-Dance, asozialer Rock und emotionaler Deeptalk – passt nicht zusammen? Das sehen Please Madame aber anders! An einem frischen Herbstabend lud die Indie-Rockband aus Salzburg ins WUK in Wien ein, um ihre Fans tanzen, singen und das Leben feiern zu sehen.

Supportet wurden Please Madame von der Wiener Funkband Got’ya, die pünktlich um 20 Uhr mit einer ordentlichen Portion Groove, Trompetensound und der souligen Stimme von Leadsängerin Franziska das Publikum vorwärmt. Speziell stimmlich (Shoutout an Franziska: Amazing!) holt mich das sehr ab.

Mit den Worten „Let’s fucking go!“ leitet Sänger Dominik Wendl das Please-Madame-Konzert ein – ein Motto, das den ganzen Abend irgendwie begleitet. Songs wie „What Keeps Me Up“ und „Fun Drive“ laden am Anfang der Show direkt zum Tanzen ein und sorgen für Stimmung. Beide der eben genannten Songs sind auf dem neuen Album Easy Tiger zu finden, das auch Anlass für die gleichnamige Tour durch Österreich und Deutschland war. Drei Wochen sind die Jungs nun schon unterwegs und somit ist der Gig in Wien einer der abschließenden Auftritte. Mit einem kleinen Augenzwinkern merkt der Leadsänger an, dass es sich ganz gut anfühlt wieder in der Heimat zu sein, nach so vielen Auftritten in Deutschland. Die Wiener Menge inklusive mir lacht (Trotzdem ganz viel Liebe nach Deutschland).

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