Indie-Rock trifft auf tiefgründige Texte, Melancholie und eine kleine Prise Klassik – so oder so ähnlich würde ich die Musik von Mary Middlefield beschreiben. Die Eltern aus Deutschland und Österreich, aufgewachsen in Lausanne in der Schweiz – den DACH-Raum sollte sie also allein dadurch eigentlich schon in der Tasche haben. Mittlerweile lebt sie in England, wo sie 2024 am berühmt-berüchtigten Glastonbury Festival auf der „BBC Introducing“-Bühne für Newcomer auftreten durfte. Mit ihren Songs „Bite me“ und „Will you read my mind?“ läutet Mary inzwischen eine neue Ära ein und schafft gleichzeitig eine passende Erweiterung zu ihrem bisherigen Musikkatalog.
WeiterlesenAutor: Simon Graser
BEX: Kopfsprung in die Wiener Rapszene
Unapologetic Rap mit einer Prise Pop, ein Hauch von R&B und Trap, jeder Menge Attitude und dann auch noch aus Wien? Ja, all das vereint BEX in ihrer Musik. 2022 begann sie ihre Songs zu veröffentlichen – zuletzt präsentierte sie ihren „BREAKUP SONG“.
Auf BEX gestoßen bin ich durch ihre 2023 erschienene EP „Bundles“. Zu den vier Songs mache ich bis heute regelmäßig die Straßen Wiens zu meinem Runway. Gerade Songs wie „Dolly Parton“ und „Bodybag“ funktionieren für mich mit ihrem eingängigen Beat, BEX‚ Betonungen und ihren Lyrics wahnsinnig gut (wenn jemand einen Soundtrack für den nächsten sassy Strut durch die Innenstadt benötigt, there you go). BEX vereint Attitude, harte (aber tanzbare) Beats und Texte, die sie selbst wahrscheinlich als „cunty“ bezeichnen würde. Lines wie „skin so soft, but you can’t touch it“ oder „call me highness, baby I might show you pardon“ sind es unter anderem, die einen darin pushen, seinen eigenen Wert zu kennen und sich nicht alles gefallen zu lassen.
Weiterlesenrosmarin in Wien: Indie-Funk mit Suchtfaktor

©Four Music
Eine Prise Rosmarin gefällig? Im Zuge ihrer „sekt auf eis“-Tour brachte die Indie-Pop-Band rosmarin (hier geht’s zum Band-Portrait) das Wiener Publikum zum Schwitzen. Als erster Tourstopp außerhalb Deutschlands wurde in Wien tanzend und das Leben feiernd in die Welt der Band eingetaucht.
Zuerst durfte Support-Act Lenge mit seinen humorvollen Raptexten starten („Sie hat an manchen Stellen ein Muttermal – das weiß nicht ihre Mutter mal“) – dann kamen die Jungs aus Kassel mit ihrem ansteckenden Elan auf die Bühne gerannt. Obwohl sie in den ersten Minuten ohne Gesang nur ihre Instrumente spielten, sah man rundherum schon die Leute tanzen.
rosmarins Musik kombiniert den gängigen Indie-Pop-Vibe mit einer großen Portion Funk und einem immer explosiver werdenden Rhythmus. Man merkt, dass die fünf Bandmitglieder Vollblutmusiker durch und durch sind und entsprechendes musikalisches Talent besitzen. Gerade die funkigen Elemente sind es, die am Sonntagabend dafür sorgten, dass niemand mehr still stehen konnte – speziell auch Sänger Silas nicht (seine Dancemoves allein luden schon zum Mitmachen ein). So waren es Songs wie „nie da“ und „redest“, die mich mit am meisten begeisterten. Dass sich die Band Zeit nahm für lange Outros und jeder Beat seinen kleinen Moment bekam, fand ich toll. Speaking of Funk: Das musikalische Können stellte rosmarin-Keyboarder Luca noch zusätzlich unter Beweis, als die Trompete gezückt und einfach drauflos gespielt wurde. Crazy!
WeiterlesenBen Georgi: Im „copyshop“ auf Solopfaden
„Wenn alle das gleiche sagen, heißt das nicht, dass das alles stimmt“ singt Ben Georgi in seiner ersten Solo-Single „copyshop“ und philosophiert charmant verpackt über Wünsche und Vorstellungen in einer Zeit, in der man permanenter Ablenkung durch Social Media ausgesetzt ist. Dabei öffnet sich der Sänger nebenbei auch eine für ihn komplett neue musikalische Tür.
Denn unerfahren in der Musikbranche ist Ben Georgi keinesfalls. Als Frontsänger der deutschen Indie-Pop Band Tigermilch hat er bereits seit 2020 (und bis heute) Releases und Erfolge feiern dürfen. Wenn man die perfekte musikalische Untermalung für einen lauen Sommerabend am Balkon mit einem Gläschen Wein oder einem gemütlichen Abend zu Hause bei Kerzenlicht sucht, wird man in Tigermilchs Diskographie definitiv fündig. Viele verschiedene Einflüsse prägen die Musik. Besonders viel Soul und Jazz wurde in den Song „Versprechen“ gepackt, bei dem der Sänger geradezu über die Wörter gleitet. Besonders gefällt mir der Song „Das bin ich“, der durch das eingängige Klavier an den Sound von alten Chansons erinnert, während stimmlich in typischer Indie-Manier gesungen und textlich über das eigene Leben reflektiert wird.
WeiterlesenPlease Madame im Live-Report: von „asozialem Rock” zu großen Gefühlen
Line-Dance, asozialer Rock und emotionaler Deeptalk – passt nicht zusammen? Das sehen Please Madame aber anders! An einem frischen Herbstabend lud die Indie-Rockband aus Salzburg ins WUK in Wien ein, um ihre Fans tanzen, singen und das Leben feiern zu sehen.

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Supportet wurden Please Madame von der Wiener Funkband Got’ya, die pünktlich um 20 Uhr mit einer ordentlichen Portion Groove, Trompetensound und der souligen Stimme von Leadsängerin Franziska das Publikum vorwärmt. Speziell stimmlich (Shoutout an Franziska: Amazing!) holt mich das sehr ab.
Mit den Worten „Let’s fucking go!“ leitet Sänger Dominik Wendl das Please-Madame-Konzert ein – ein Motto, das den ganzen Abend irgendwie begleitet. Songs wie „What Keeps Me Up“ und „Fun Drive“ laden am Anfang der Show direkt zum Tanzen ein und sorgen für Stimmung. Beide der eben genannten Songs sind auf dem neuen Album Easy Tiger zu finden, das auch Anlass für die gleichnamige Tour durch Österreich und Deutschland war. Drei Wochen sind die Jungs nun schon unterwegs und somit ist der Gig in Wien einer der abschließenden Auftritte. Mit einem kleinen Augenzwinkern merkt der Leadsänger an, dass es sich ganz gut anfühlt wieder in der Heimat zu sein, nach so vielen Auftritten in Deutschland. Die Wiener Menge inklusive mir lacht (Trotzdem ganz viel Liebe nach Deutschland).
WeiterlesenDigital Carbs live: Tourauftakt in Wien
„Der Tag hat eigentlich gut gestartet… außer in der Früh, als wir unsere Bassbox daheim lassen mussten.“ Schon nach dieser herrlich verpeilten Einleitung in den Abend von Sänger Johannes und dem Rest der Band Digital Carbs musste man die Gruppe einfach gern haben. Doch ihre Musik braucht sich keineswegs hinter dem Charme der Münchner Jungs zu verstecken. An einem ziemlich verregneten Donnerstagabend in der Wiener U-Bahnbogen-Bar Kramladen startete die Gruppe ihre Tour zur neuen EP Floods. Knapp über eine Stunde gaben Digital Carbs alles und mehr und ließen dabei auch den ruhigen Tönen ihren Raum.

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Bevor Digital Carbs ihre Premiere in Wien erleben durften, wurden sie von The Jupiter Effect eingeleitet. Die Wiener Rockband heizte mit vielen Gitarrensoli und harten Drums schon mal vor und präsentierte unter anderem ihre brandaktuelle Single „The Tale of the White Cow“. Ein kleines Highlight am Rande war dabei, dass die Digital Carbs dabei bereits die ganze Zeit im Publikum standen und mitfeierten. Sehr sympathisch!
WeiterlesenANGER: von sanft bis explosiv
Den Traum unter Freund*innen, zusammen Musik zu machen, nahmen Nora Pider und Julian Angerer 2017 selbst in die Hand. Ihr Stil dabei: Pop, der Techno und Gefühl verbindet und die Brücke schlägt zwischen Brixen in Südtirol (dem Heimatort der beiden) und dem städtischen Wien. In ihre Texte auf Deutsch, Italienisch und Englisch verpacken sie gekonnt Themen wie Liebe, Herzschmerz und Sehnsucht – dazu beweisen sie musikalische Bandbreite.
Der Sound von ANGER deckt von verletzlich und ruhig bis hin zu hart und straight-forward alles ab. Glaubt man, man hätte die Melodie eines ANGER-Songs verinnerlicht, dreht sich die Stimmung um 180 Grad, Beat und Gesang ändert sich komplett. Bevor man auch nur im Ansatz „Danke, nächster Song!“ denken kann, wird noch einmal voll aufgedreht und mit einem Knall geendet. Gute Beispiele dafür sind „Elba“ und „Ab und zu“.
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