Josh Island: Sommer-Pop in bittersüß

Josh Island kommt mit ausgefuchsten Songs um die Ecke. Insgesamt geht’s Richtung Pop, aber je nach Song lässt er mal mehr Singer/Songwriter, mal mehr Soul mit einfließen. Geboren wurde der Sänger in England, aufgewachsen ist er in Deutschland, und inzwischen wohnt er in Luxemburg. In die alte Heimat führt ihn von Mitte August bis Ende Oktober seine eigene Deutschlandtour. Vorher hatte er als Vorband unter anderem schon mit Größen wie Passenger zu tun. Das passt übrigens ganz wunderbar, denn die Stimmen der beiden haben durchaus eine gewisse Ähnlichkeit.

Trotz eher softer Melodien kriegt man selbst bei ruhigen Songs wie „Make It“ einen Groove geliefert, auf den man sich verlassen kann – und zwar gerade, weil Josh Island weiß, dass bloßes Draufhauen nicht in Frage kommt: Ausgeklügelte Schlagzeugbeats gehen Hand in Hand mit warmen, perlenden Bassläufen und ineinandergreifenden Gesangsspuren. Bei Synthesizer und Gitarre kommen oft auch Verzerrungen zum Einsatz, trotzdem entstehen da ganz feine, unaufdringliche Riffs und man merkt, da hat sich jemand Gedanken gemacht. Ganz im Kontrast zu dem eher vorsichtigeren, verspielten Sound in „Make It“, klingt „Patio Blues“ mit seinen Tex-Mex-Gitarren härter, etwas düsterer und überhaupt ganz anders: kräftiger Gesang, Tonartwechsel zu Dramatik-Zwecken, viel Bass Drum.

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Portraits Of Tracy: Hip Hop und Pop in irrsinniger Allianz

Portraits Of Tracy ist das Künstlerprojekt des seit seinem fünfzehnten Lebensjahr musikalisch umtriebigen Couren Bowman aus Louisiana. Als Couren The Producer hat er unter anderem Releases von Tyler, the Creator neue Beats verpasst und diese neben eigenen Tracks auf Youtube veröffentlicht, womit er sich bereits an die 30.000 Follower erarbeitet hat. Im Mai brachte der inzwischen 18-jährige Rapper, Vocalist und Multiinstrumentalist sein bereits drittes Album heraus.

Drive Home hat achtzehn Tracks, die zwischen Battle-Rap mit jugendlicher Attitüde (manchmal mutet Courens Stimme nahezu kindlich an) und Pop-Hymnen mit wabernden Synthesizer-Flächen, dann wieder Klangcollagen und Spoken-Word-Hörspielen umhergeistern, jedoch nie irren, weil die Produktion das Ganze zusammenhält. Die Beats sind so fett, dass meine Abspielgeräte verzerrend in die Knie gehen, was Absicht sein mag (nicht muss), dem Ganzen nicht schadet und vielleicht auch daher kommt, dass mein Hifi-Equipment Schrott ist. Denke ich kurz, ich habe alles gehört und Couren durchschaut, belehrt mich der Track “The Afterparty” eines Besseren: jazziges Klavier, massiges Arrangement, betörend schöne Vocals und ganz viel Pathos. Junie ist der Name des Protagonisten in den Tracks – macht man 2023 ernsthaft wieder Konzeptalben? Die Hörspiel-Passagen scheinen eine Rahmenhandlung vorzugeben, die in den Tracks weitererzählt wird. Bei Junie läuft es nicht rund, die Dialoge enden im Streit oder mit Schüssen. Besser ist, man fährt heim.

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