Frau mit Kinderwagen angefahren las ich neulich als Schlagzeile einer Tageszeitung. Da fiel mir auf, wie ungenau Sprache sein kann und dass Frau mit CDs getroffen kein guter erster Satz für diesen Text ist. Deshalb anders.
Neulich kam ich aus einer Buchhandlung, hatte mir den neuen Murakami-Roman kaufen wollen, ihn dann aber liegen gelassen, weil ich Bücher ausschließlich nach ihrem Cover bewerte, und das war nicht hübsch, da sprach mich eine junge Frau an, ob ich a) Englisch spreche – ja, spreche ich – und b) Rockmusik mag – nein, oh nein, aber so gar nicht. Was ich gerne höre, fragte sie. Pop Music, as poppy as possible, so ich. Sie lachte und meinte, sie spiele in einer Band, hielt mir eine CD hin, sie wären nicht so rockig, eher so Richtung Linkin Park. Ich erklärte ihr naserümpfend, dass Linkin Park Schrott sind und CDs so hässlich, dass ich meine alle längst verschenkt habe, machte aber ein Foto und versprach, ihrer Band auf Spotify ein Ohr zu leihen.
Unser Autor René ist selbst Musiker und passionierter Pop-Fan. Als etwas älteres Semester musste er von Boybands in Baggy Pants über Grunge bis K-Pop schon so einiges mitmachen. In seiner Kolumne „riffs & rants“ blickt er für uns mehr oder weniger regelmäßig auf neue Musik, Trends und Pop-Phänomene.
Heute kam mir das alles wieder in den Sinn, und ich machte mich auf die Suche nach – so sah ich es auf dem Foto – Defrage Reload mit dem Album Revelation One. Schnell wurde es absurd. Ich stieß auf Artikel, welche wissen wollen, dass die Band unter wechselnden Namen seit x Jahren ebenjene CD auf der Straße verkauft, niemand bezeugen kann, je eines ihrer Konzert gesehen zu haben, die Bandmitglieder bzw. die verkaufenden Personen ständig andere sind und zum Teil auffällig jung (die Band ist laut Wikipedia seit 2007 aktiv), die Geschichten von wir brauchen Geld für die Heimreise nach Estland bis all time touring-band variieren, und es wird die Frage aufgeworfen, ob dahinter nicht ein Schwindel steckt. Welcher das sein soll, da mag sich niemand festlegen, und mir persönlich fallen ohne kriminellen Background spontan zahlreiche Methoden ein, die mit weniger Aufwand mehr Ertrag brächten, ginge es hier nicht einer Band darum, ihre Musik unter die Leute zu bringen. In ihrem ganz eigenen Oldskool-Weg, den man auch nervig, antiquiert oder sonstwie finden kann.
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