Henny Herz: besonderes Stimmtalent

Power in der Stimme und Feeling fürs Detail: Henny Herz fesselt einen mit ihren Songs.

Henny Herz ist eine junge Sängerin aus München. Vergangene Woche hat sie nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne ihr erstes Album Back Into Space veröffentlicht.
Die Musikerin ist in mehrfacher Hinsicht eine Entdeckung. Ihre faszinierende Stimme macht den Anfang, dazu lässt sie sich entweder simpel von Gitarre oder Klavier begleiten, oder hat eine ganze Band hinter sich. Man kann sich gar nicht entscheiden: Ist ihre Stimme nun jazzig, soulig, rockig? Henny Herz singt auf Deutsch, Englisch und Französisch, hat eine bemerkenswerte Treffsicherheit und singt auch komplexe Melodieverläufe scheinbar mühelos.

Fazit: Bei Henny Herz handelt es sich um eine spannende aufstrebende Künstlerin, bei der es sich lohnen dürfte, sie in der nächsten Zeit weiter im Auge zu behalten.

  • Meisterwerk: „Walls Of Glass“
  • Meilensteine:
    • 2019 Debut Back Into Space
  • Umleitung:

Aftertheriot: Rock-Randale

Um Verzweiflung und unerschütterliche Hoffnung geht es den vier Musikerinnen und Musikern von Aftertheriot, wie sie selbst sagen. Diese Zerrissenheit klingt auch in ihrer Art Musik zu machen durch.

Aftertheriot sind Sängerin Jess, Drummer Hannes und jeweils ein Chris an Gitarre und Bass. Die vier Ur- und Wahlberliner haben in den letzten Jahren zwei EPs aufgenommen und sich auf verschiedenen Bühnen ausgetobt. Am Donnerstag ist die Band noch mit ihren Kollegen von Papiertiger in Berlin zu sehen.
Politisch, gesellschaftskritisch und laut lassen die vier ihren Überzeugungen freie Fahrt und singen insbesondere gegen Nationalismus und Rassismus an. Jess‘ Gesang hat Power und die Sängerin prägt den Charakter der Band mit ihrer Stimmfärbung ebenso wie mit den mutigen Melodieläufen. Die anderen drei Bandmitglieder bauen mit ihrer Instrumentation einen massigen Hintergrundsound auf, sind aber trotzdem auch einzeln jeder für sich markant und gut herauszuhören.

Fazit: Aftertheriot drängen nach vorn, machen ihrem Ärger über bestehende Probleme Luft und reißen ihre Hörer auch ohne simplen Mitsing-Pop mit.

Papiertiger: Pop-Punk-Vierbeiner

Papierflieger bauen kann jeder, der irgendwann mal einen Fuß in ein Schulgebäude gesetzt hat – Papiertiger sind da wohl das nächste Level.

Seit 2018 spielen die Münchner Jungs Attila (Gesang, Gitarre), Bruno (Gitarre), Julius (Schlagzeug) und Moritz (Bass, Gesang) zusammen als Papiertiger. Ihr Anspruch: Lyrics, die über Junge-erobert-Mädchen und „München seid ihr heute Abend gut drauf?“ hinaus gehen. Die erste EP Papiertiger gibt’s seit dem 11. Oktober, für den 24. und 31. stehen Konzerte in München und Berlin auf der Agenda.
Die EP gibt einen schönen ersten Eindruck, in welche Richtung sich die Band orientiert. Die Raubkatzen warten mit deutschem Pop-Gesang, treibenden Drums, catchy Gitarremotiven und Rockakkorden auf. Nicht nur von der Gitarre, auch vom Bass gibt es immer wieder Fills mit Drive, die Titel klingen insgesamt jugendlich-übermütig, aber doch auch recht geerdet.

Fazit: Musikalisch sind die vier Papiertiger schön austariert, die Songs gehen leicht ins Ohr, die Texte sind authentisch. Mit der EP hat die Band außerdem einen hörenswerten Start hingelegt.

  • Meilensteine:
    • 2019 EP Papiertiger
  • Umleitung:

Musik-News: Neues Album von He Told Me To!

Die Fakten:

Künstler: He Told Me To aka. Sandro Weich (hier geht’s zum Künstlerportrait)
Genre: Indie-Pop
Das steht an: Album Fourth Place (ab 11. Oktober)

Die Analyse:

Die erste Single zum Aufwärmen kam schon vor ein paar Wochen raus. Nächste Woche kriegt He Told Me To’s „Year of Exhaustion“ dann endlich Gesellschaft von zwölf anderen Songs – dann nämlich geht das Album Fourth Place an den Start.
Sandro Weichs Stilpalette ist bunt auf der neuen Platte. Zu hören gibt’s rhythmischen Gesang wie in „Mann über Bord“ ohrwurmträchtige Gitarre bei „Vulture Man“ und funkigen Bass in „Popcorn in a Playhouse“. Auch fühlt sich der Sänger zwischendurch anscheinend recht wohl in ein wenig mysteriöser Düsterkeit. Es gibt etwas Reibung in den Melodien, er kann coole Sau genauso wie behutsame Sounds. Gute-Laune-Songs sind einem auch garantiert – so zum Beispiel „Gold Star“, ein Song mit feiner Rhythmik, Drive und variantenreichem Gesang, der absulut Spaß macht.
Fourth Place ist ganz klar zu empfehlen, eine Warnung sei allerdings ausgesprochen: Stillsitzen ohne wenigstens ein bisschen rhythmisches Fußwippen ist beim Hören kaum möglich.

Xul Zolar: Band im Schwebemodus

Auch wenn Xul Zolar nicht unbedingt die klassischen Mitsing-Hymnen schreiben, bleiben ihre Songs doch erstaunlich schnell im Kopf und entwickeln einen ganz eigenen Vibe.

Seit ihrer Gründung sind Xul Zolar alles andere als untätig gewesen. Verschiedene Veröffentlichungen sind in den vergangenen Jahren entstanden, ihren Proberaum hat die Band längst zum Studio ausgebaut. Am Freitag, 23. August erscheint die neue EP Nightfalls, als Vorgeschmack darauf ist bereits die Single „Perfume“ erschienen. Ab Ende September geht es für die Band dann wieder auf Tour durch verschiedene große deutsche Städte.
Musikalisch gehen Xul Zolar in die Richtung New Wave-Pop. Mit dynamischen Schlagzeugbeats, einem fließenden Keyboard-Unterbau und leicht psychedelischen Gitarrenchords und -riffs entstehen athmosphärische Songs. Die Stimme des Sängers klingt dazu manchmal wie aus höheren Sphären zurück auf die Erde geschickt. Insgesamt wirken die Bandmitglieder gut aufeinander eingespielt, die Songs sind weder minimalistisch, noch überladen, sondern kommen mit einem angenehm gefühlvollen Maß aus.

Fazit: Xul Zolar passen musikalisch schön zusammen und bauen gekonnt schwebende Stimmungen auf.

  • Meisterwerk: „Perfume“
  • Umleitung:

He Told Me To: Grooviger Indie-Pop

He Told Me To aus Coburg ist vielleicht ein Paradebeispiel für den Indie-Musiker: Mit Elan und unabhängig macht er auf eigene Faust die Musik, die ihm gefällt.

Hinter dem Pseudonym He Told Me To steht der Solo-Künstler und Singer-Songwriter Sandro Weich. Zwei Alben hat der Musiker schon herausgebracht, Mitte Oktober soll das dritte folgen. Verschrieben hat er sich seinem Dasein als Indie-Musiker – und zwar so indie, dass er das erste Album noch in seinem Kleiderschrank aufgenommen hat.
Obwohl er sich selbst gern als „Schmusesänger“ bezeichnet und meist ein melancholisches Feeling im Vordergrund steht, sind die Songs von He Told Me To bei weitem nicht nur Softpop, sondern warten genauso mit härteren Rhythmen und rockigem Drive auf. Die Gitarrenriffs sind catchy, schön ist auch der deutlich zu hörende E-Bass. Zwischendurch gibt es leicht experimentelle Passagen, insgesamt gehen die Songs aber leicht ins Ohr und lassen sich mitsingen. Mit seiner Stimme weiß He Told Me To zu spielen: Je nach Song gibt es nachdrückliche und weichere Phasen, Wechsel zwischen Brust- und Kopfstimme und Schwung durch starke Melodien.

Fazit: Mit He Told Me To ist Musiker Sandro Weich ausgesprochen vielseitig unterwegs. Ob akustische oder elektrische Gitarre, allein oder mit Band, zum lauten Aufdrehen oder als Hintergrundmusik: Seine Songs machen Spaß, sind clever gemacht und eine echte Leidenschaft klingt durch.

  • Meilensteine:
    • 2015 Debut While Elephants Sleep
    • 2017 Hurricane Roleplay
  • Umleitung:

Adelle Nqeto: Folk trifft Indie

Schöne Stimme, melodiöse Musik und gezupfte E-Gitarre: Adelle Nqeto weiß ihr Publikum mit einfachen aber gekonnten Mitteln zu bezaubern.

Nach ersten musikalischen Erfahrungen als Teil eines Folk-Duos in ihrer südafrikanischen Heimat ist Adelle Nqeto seit 2015 solo unterwegs. Ihre Debüt-EP Make Something Beautiful kam ein Jahr später auf den Markt.

Mit ihren warmen Klängen und der gefühlvollen E-Gitarre bekommt die Musik ganz ohne Effekte eine besondere Atmosphäre. Singen kann Nqeto präzise und trotzdem mit Leichtigkeit. Ihren Songs verleiht sie mit Gitarren-Fills eine gewisse Entschleunigung und auch sonst wirkt Adelle Nqeto, als würde sie so schnell nichts aus der Ruhe bringen. Covern kann die junge Musikerin übrigens auch – besonders zu empfehlen ist an dieser Stelle ihre Version von Bob Dylans „Hazel“.

Fazit: Adelle Nqeto besticht mit ihrer faszinierenden Art, mit eindrücklicher Musik und mit Gespür für Vibes und Harmonien.

Skratchwork: lässige Indie-Rocker

Mit einer Mischung aus Garagen-Proberaum-Flair und professionell eingespieltem Team gehen die Jungs und Mädels von Skratchwork ihrer Leidenschaft, dem Indie-Rock, nach.

Skratchwork gibt es seit 2016, ihre erste EP ist seit 2018 auf dem Markt. Hinter Sängerin und Keyboarderin Tanja Lerchl stehen außerdem Andrej Prescher an der Gitarre, Allan Bober (Drums) und Luna Lidl (Bass). Seit Anfang Juni ist mit Newborn Orphan Puppy die zweite EP der Münchner erhältlich.
Typisch für Skratchwork ist ihre Musik abseits von klassischen Pop-Melodien. Stattdessen zeigt Sängerin Tanja mit ihrer intensiven Stimme schnell auf, wo es lang geht. Die anderen Bandmitglieder steuern einen rockigen Unterbau bei und haben innerhalb der Songs genug Raum, sich musikalisch auszuleben. So hört man die einzelnen Instrumente schön heraus und obwohl jeder sein eigenes Ding macht, passt alles einwandfrei zusammen und es entsteht ein besonders charakteristischer Klang.

Fazit: Skratchwork machen zwar keine typischen Ohrwurmsongs, dafür strahlen sie eine gehörige Portion Coolness aus.

  • Meilensteine:
    • 2018 EP Fear-Minded Euphoria
    • 2019 EP Newborn Orphan Puppy
  • Umleitung:

Sons of Isy: Laid-Back Stories

Die Sons of Isy sehen sich selbst als Geschichtenerzähler. Zu dritt singen sie von Leben und Liebe und liefern dazu einen vielversprechend unaufgeregten musikalischen Unterbau.

Die Münchner Jonas (Gitarre & Gesang), Tomek (Bass) und Claudius (Drums) gründeten ihre Band Sons of Isy im Jahr 2017 und sind seitdem nicht gerade untätig gewesen. Am heutigen 31. Mai steht nun der Release-Gig für ihre EP 3/4 im Münchner Treibhaus an.
Die Sons of Isy haben sich den Indie-Pop auf die Fahne geschrieben. Das Trio baut mit seiner Beschränkung auf eine starke Rhythm Section Tanzstimmung auf, verbindet diese mit Gute-Laune-Sound, dazu zieht sich ein schönes Laid-Back-Feeling durch die EP. Gesungen wird auf Englisch und Deutsch. Mit einer coolen Ausstrahlung lassen sie gerade Rythmen gegen Off-Beat laufen, ohne dass das Ganze verkopft klingt, sie setzen auf Bass-Läufe als Basis und spielen mit unterschiedlichen Stimmungen.

Fazit: Obwohl es bei den Sons of Isy wenig simple, Pop-typische Ohrwurmmelodien gibt, bleiben die Songs hängen. Zuhören am besten mit Cocktail und Sonnenbrille im Liegestuhl…

  • Meisterwerk: „Redamancy“
  • Meilensteine:
    • 2019 EP 3/4
  • Umleitung:

Annie’s Style: EP für die Freiheit

Kraftvolle Grooves und fetzige Songs sind im Anmarsch – und sie kommen aus Münster. Hier nämlich hat die Indie-Band Annie’s Style ihren Heimathafen.

Die fünfköpfige Gruppe Annie’s Style besteht aus Sängerin Helen Stegemann, Gitarrist Simon Jöken, Julius Furth (Keyboard), Stephan Schiller (Bass) und Benny Doedt am Schlagzeug. Gemeinsam haben die fünf 2017 und 2019 je eine EP herausgebracht, weiter haben sie schon eine Vielzahl von Konzerten gespielt – unter anderem auf einer Gala für Udo Lindenberg – und sind mit ihrer zweiten EP Libre ganz aktuell noch bis Mitte Juni auf Tour durch die Bundesrepublik.
Annie’s Style gehen ganz im Rock und Pop auf, sind aber alles andere als Mainstream. In ihrer Musik klingen verschiedenste andere Genres durch, man findet hier funkige Akkorde in der Gitarre, Bluesrock-ähnliches Klavier, groovig-lässigen Bass und die beeindruckende Stimme von Sängerin Helen tut ihr übriges. Drummer Benny kann sowohl richtig Gas geben als auch etwas ruhiger treten und Stimmung einfangen, wodurch die ganze Truppe wunderbar zusammenpasst.

Fazit: Der Sound von Annie’s Style ist unverwechselbar. Jugendliche Energie und fünf selbstbewusste und unterschiedliche musikalische Charaktere treffen bei ihnen auf Professionalität, die Grenzen von Genres werden ausgetestet und neu definiert.