Um das wilde Tourleben werden Bands und Musiker*innen wahrscheinlich mit am meisten beneidet. Wir haben Bands nach ihren schönsten, witzigsten und skurrilsten Momenten gefragt. Die besten Anekdoten aus Konzerten, Band-Vans und zwielichtigen Unterkünften findet ihr hier.

©Katharina Köhler
„Der schönste Moment auf einem Konzert war in Accra, Ghana. Wir spielten ein voll ausgestattetes Straßenkonzert inmitten der Stadt und wurden dabei von zehn Percussionisten begleitet. Nie zuvor hat sich Soul Power so richtig angefühlt.“
„Wir haben einmal auf der EP-Releaseparty von Freunden gespielt. Dort sollte gleichzeitig ein 30. Geburtstag gefeiert werden. Wir dachten uns nichts dabei. Als wir ankamen – im Rahmen eines Weekenders und entsprechend sahen wir aus – stellten wir fest: Das ist echt ein 30. Geburtstag! Im Saal, mit gut gekleideten Leuten, Oma, Opa, Handballmannschaft. Und uns. Das Konzert war… interessant, der Abend unvergesslich. Auch deshalb, weil sich unser Merch-Mann später mit Panzerband zwei Weißweingläser an die Hände geklebt hat und wirklich durstig war.“
„Das beste Lob als Egotronic-Support auf der Linksversifften Unkultour 2020: ‚Ey, geil, meine besoffenen Freundinnen haben bis zum letzten Lied gedacht, dass ihr Egotronic seid!'“
„Wir stehen im Stau, ich sitz auf dem Beifahrersitz und versuche eine Bananenschale aus dem Fenster zu werfen. Weil die Wiese neben der Autobahn ein paar Meter entfernt ist, versuche ich, einen extrahohen Bogen zu werfen. Ich bin dabei so ungeschickt, dass die Bananenschale zwar sehr hoch, aber nicht sonderlich weit fliegt. Sie landet auf unserer Motorhaube und bleibt dort für die komplette Autofahrt liegen. Dinge aus dem Fenster zu werfen, wenn wir auf Tour sind, ist für mich seitdem verboten.“
– Lukas von Betrayers of Babylon
Unsere erste Tour führte uns zum Abschluss nach Dresden. Wir waren so stolz, endlich mal richtig auf Tour zu sein, dass wir uns möglichst oft möglichst rock’n’rollig verhalten wollten und fanden, dass jetzt auch im Auto geraucht werden müsse. Ausgelaugt aber froh erreichten wir am letzten Abend Dresden. Es war ein verregneter Sonntag mit Orkanwarnung. Der etwas tristen Situation und unserer bereits solide ausgeprägten Heiserkeit zum Trotze waren wir fest entschlossen, nochmal alles ins letzte Konzert zu legen. Als wir unsere Instrumente stimmten und uns fragten, ob neben der Barbesitzerin und den sechs anderen Zuschauern noch jemand kommen würde, schneite plötzlich eine Frau herein. Sie sah sich hastig um, stürmte auf uns zu und streckte uns ausgedruckte Bilder entgegen: „Ein Autogramm bitte!“ Es waren Bandfotos von unserer Facebookseite. Unser erster Gedanke war: „Ein Fan in einer anderen Stadt, jetzt haben wir‘s geschafft!“ Nachdem wir ihr mehrere Seiten unterschrieben hatten, verschwand die mysteriöse Frau plötzlich und kam nicht wieder. Das Konzert fand ohne sie statt. Eine Autogrammjägerin mit Sammlertick? Man weiß es nicht…
„Unterkunft in der leerstehenden Nachbarwohnung des Veranstalters. Er hat den Schlüssel von der Staatsanwaltschaft, da der Wohnungsbesitzer seine zehnjährige Haftstrafe absitzt. WHAT? Unsere Gedanken: Was muss man für zehn Jahre Bau angestellt haben und hoffentlich sind seine zehn Jahre nicht genau an dem Tag vorbei, an dem wir in seiner Wohnung schlafen :)“
„Wir Imwidos waren schon mitten beim Aufbau für den Gig und wie immer warteten wir auf unser Bläserduo. Das Handy klingelte: ‚Hi, der Michi ist krank‘, meinte Daniel und: ‚Kein Problem, ich bring Ersatz…‘. Etwa 30 Minuten später kam Trompeter Daniel – der Zwillingsbruder von Posaunist Michi – an und hatte Michis Freundin Klara dabei. Er zeigte auf sie und meinte: ‚Sie spielt, wo gibt es einen Proberaum?‘ Nach weiteren 30 Minuten war Stage Time und Klara spielte den Gig inklusive spontan eingeübter Bläserchoreografie. War es gut? Es war ein Bandcontest, wir gewannen – ja, es war gut!“
– Andi von Imwido

„Bochum Total 2018, 1Live-Bühne. Unser bis dato größter Auftritt, entsprechend musste danach auch ein bisschen gefeiert werden. Das endete mit einem Vfl-Bochum-Tattoo für den Anti-Fussballer in der Band, außerdem einem Rauswurf aus der schäbigsten Spielothek Bochums und unserem Mischer, der fast nackt im Treppenhaus des Hotels schlafen musste, weil er die Zimmertür mit der Klotür verwechselt und sich dann selbst ausgesperrt hat.“
„2016 hatten wir einen Gig bei uns in der Gegend vor vielen jüngeren Leuten von denen wir dachten, die feiern bestimmt unsere Musik und es wird ein cooler Abend. Wir sollten drinnen spielen und draußen waren Fressbuden aufgebaut. Kurz bevor wir spielen sollten, kam dann aber von der Moderation eine unglückliche Ansage: ‚Die Buden sind jetzt offen, ihr könnt euch gerne was zu essen besorgen – jetzt spielen außerdem SPERLING… und bitte!‘ Der Saal war dann leider leer.“
– Sperling
„Eine meiner bleibenden Erinnerungen ist schon etwas älter: Als ich in meiner ersten Band noch der ’singende Drummer‘ war, bin ich bei einem feucht-fröhlichen, hoch motivierten Gig rückwärts vom Schlagzeughocker von der Bühne gefallen… Nach dem kurzen Abtauchen bin ich dann wieder eingestiegen, als ob nichts gewesen wäre.“
– Léon von Lemony Rug
„Auf dem Weg zu einem Konzert in Berlin (1 Opel Corsa, 4 Personen + Instrumente) im bittersten Winter, ist uns auf halber Strecke der Auspuff abgefallen. Wir haben ihn zwar notdürftig mit einem Spanngurt durch das Auto durch wieder befestigt, kamen aber zu spät für unsere Hostelreservierung. Durch die Kälte gelaufen, bis zum Soundcheck. Den gab es aber nicht, ebenso wenig wie das Konzert. Der Veranstalter hatte sich im Kalender vertan. Also unverrichteter Dinge wieder in den Corsa nach Hause gestiegen. Fun Fact: Die einzige funktionierende CD in diesem Auto war das Hörbuch von ‚Feuchtgebiete‘.“
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