Imwido: bunte Combo aus München

Zu acht kann es ganz schön eng werden auf einer Bühne. Eine Rockband-Besetzung plus eigenständiger Bläsersection ist aber einfach eine feine Sache. Dabei machen Imwido weder klassischen Rock, noch bayerische Blaskapelle, sondern ganz einfach ihr eigenes Ding.

Kreative Köpfe von Imwido sind Sänger und Texter David Schneider und der Gitarrist, Songwriter und Arrangeur Martin Bammler. Unterstützung erhalten die beiden von einem weiteren Gitarristen, Drummer und Bassist. Eine Bläsersection aus Trompete, Posaune und Saxophon gibt es on top. Seit 2017 hat die Band außerdem ein Album im Angebot und wer im Süden der Republik wohnt, hat regelmäßig die Chance, die Band auch mal live spielen zu sehen.
Die Rhythmen von Imwido ziehen ganz klar nach vorne. Tempo ist garantiert, ebenso gute Stimmung und Texte, die zum Schmunzeln bringen (auch der Dialekt wird mal ins Spotlight gestellt). Auch genremäßig toben sich Imwido aus: hier ein bisschen Reggae, da etwas Funk, rockige E-Gitarren-Riffs, deutscher HipHop-Sprechgesang und viel Spaß am Offbeat-Groove. Die kleine Bläsersection darf bei Imwido auf keinen Fall fehlen – dank ihnen gibt es noch eine Portion mehr Drive und eine gut abgeschmeckte Klangbasis.

Fazit: Imwido zu hören macht gute Laune. Versprochen.

Tiwayo: auf den Spuren von Soul und Blues

Er kommt aus den für ihre Armut bekannten Banlieues, den Vororten von Paris, und kam über die Blues- und Rock’n’Roll-Platten seiner Eltern auf den Geschmack alter amerikanischer Musik-Legenden. Nach ausgedehnte Reisen nach New Orleans, Chicago und Memphis steht Tiwayo nun mit beiden Beinen in der Musik.

Tiwayo hat in der Szene schon so große Wellen geschlagen, dass sogar Star-Produzent Tony Visconti (David Bowie, Morrissey, The Boomtown Rats) auf ihn aufmerksam geworden ist. Für sein erstes Album The Gypsy Soul of Tiwayo schickte der Musiker auf gut Glück Demos an Black Keys-Produzent Mark Neill, der sofort zur Zusammenarbeit bereit war. Weiter spielte er unter anderem für Sting, Seal und Norah Jones als Vorband.
Seine bluesige Stimme brachte Tiwayo seinen Spitznamen „The Young Old“ ein und ist ohne Frage sein Markenzeichen. Ebenfalls besonders ist sein markantes Gitarrenspiel. Die Songs auf seinem Album klingen alle passend zum Titel rastlos und nach der großen Suche. Trotzdem ist jedes Lied anders: mal geswingt, mal soulig, aber auch mal mit deutlichen Einflüssen aus dem Reggae. Durchgängig aber findet man eine simple Eleganz; ohne viel Werkzeug schafft Tiwayo zeitlos gute Musik, die im Ohr bleibt.

Tiwayo ist momentan eine der großen Entdeckungen. Seine „Gypsy Soul“ wird ihn sicherlich noch auf verschiedenste Bühnen bringen und ihm hoffentlich noch die ein oder andere Melodie eingeben.

Ragtime Rumours: Multiinstrumentalisten aus Holland

Mehrstimmiger Gesang, Akustikgitarre, Banjo, Kontrabass, Flöte, Baritonsaxophon, Schlagzeug, Kazoo, Waschbrett – die Liste könnte noch weiter gehen, wenn man alle Instrumente aufzählen würde, die man in den Liedern der Ragtime Rumous heraushört.

Die Ragtime Rumours sind zwar nur zu viert, bringen aber Instrumente für ein halbes Orchester mit. Angefangen haben Tom Janssen, Niki Van Der Schuren, Thimo Gijezen und Sjaak Korsten mit Gigs in kleinen Bars und als Straßenmusiker. Inzwischen gewinnen sie namenhafte Preise, beispielsweise bei der European Blues Challenge – und auch bei deren internationalen Pendant in Memphis, Tennessee waren sie schon dabei und repräsentierten ihre niederländische Heimat.
Die Musik der Band ist genretypisch rhythmisch und flink. Gespickt sind die packenden Songs mit Call-and-Response-Passagen und Soli. Die raue Stimme von Lead-Sänger Janssen passt wunderbar zur Begleitung (ganz besonders zum weichen Klang des Baritonsax), der Drummer steuert mal treibende Rhythmen und mal zurückhaltende Untermalung bei.

Fazit: Die Ragtime Rumours sind vier Profis. Die Multiinstrumentalisten beherrschen ihr Metier und scheinen trotzdem nicht den Spaß am Musikmachen vergessen zu haben.

Der Tipp zu dieser Band kam von Thursdaynext vom Buchblog Feiner reiner Buchstoff. Vielen Dank dafür!
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Soeckers: Münsteraner Garagen-Sound

Was die Bandmitglieder von Soeckers von Anfang an verbunden hat, ist nach eigener Aussage „das Bedürfnis, sich die Schnapsflasche bei Songs zu teilen, die mehr Vinyl als MP3 sind“. Na dann Prost!

Ihr VW-Bus hat die Band schon zu an die 100 Konzerten gebracht – Studioaufnahmen waren bisher allerdings noch Mangelware. Das soll sich 2020 ändern, wenn die vier wie geplant ihr Debutalbum veröffentlichen. Als Weihnachtsgeschenk und Vorbote haben sie mit „Halt mich“ eine erste Single vorgestellt.
Diese Single lässt schon durchblicken, wo Soeckers mit ihrem Album hinmöchten. Die raue Stimme des Sängers erinnert an AnnenMayKantereit, der Text ist auf deutsch und die Begleitung gut abgeschmeckt: dreckiger Rocksound in der Gitarre, schön softe Übergänge im Bass, der Schlagzeuger baut den Klang zum Finale auf, kann sich aber auch zurückhalten.

Fazit: Eine Band, die schon so viel gemeinsame Live-Erfahrung hat, ist erwartungsgemäß gut eingespielt und auf einander abgestimmt. Zwar ist ein Album nun eine andere Geschichte (so ganz ohne Bühnenpräsenz und Publikum) – den Jungs vertraut man aber schnell, dass sie auch dafür ein Händchen haben. Die Single lässt jedenfalls schon einiges erhoffen.

Virgin Tears: Sphärischer Post Punk

Melancholisch, düster und geheimnisvoll klingen die Virgin Tears. Wenn das kein guter Start in die dunkle Jahreszeit ist…

Vor einem Jahr gründeten die Sängerin und Gitarristin Linda Lace und der Bassist und Schlagzeuger Anthony Forest in Hamburg das Duo Virgin Tears. Pünktlich zum ersten Geburtstag veröffentlichten die beiden im September ihre erste EP The Beauty Of Broken People.
Durchdringend liegt Linda Laces Gesang auf der sphärischen Gitarre und dem stabil durchlaufenden Beat. Die beiden machen Musik ohne Schnickschnack: Es gibt keine Schnörkel, keine Verzierungen, stattdessen arbeiten sie mit eindrücklichen Klängen, vielen sich wiederholenden Einzeltönen in Gitarre und Bass, passagenweise Akzenten und jeder Menge Hall. Das Duo kreiert so eine besondere Stimmung, die fasziniert.

Fazit: Trotz der Einfachheit und der gewollten Monotonie in Melodie und Begleitung klingen die Songs von Virgin Tears durchdacht und lassen es zu, schon nach wenigen Takten des Zuhörens ganz in die Musik einzutauchen.

  • Meilensteine:
    • 2019 EP The Beauty Of Broken People
  • Umleitung:

Into My Vault: eiserner Rock von der Elbe

Schön gitarrenlastig, eine markante Stimme und vielseitige Songs – so wünscht man sich eine Rockband und so klingen auch Into My Vault. Dieser Eindruck steht schnell fest und das, obwohl es von der Band erst ein paar einzelne Singles zu hören gibt, denn das erste Album ist noch in der Mache.

Into My Vault ist noch ziemlich jung: erst 2017 hat sich die Hamburger Band gegründet. Seither sind sie gut beschäftigt: Gemeinsam mit der amerikanischen Produzentin Sylvia Massy – bekannt für ihre Arbeit mit Johnny Cash, R.E.M und die Red Hot Chili Peppers – entstanden schon zwei Singles, einer ihrer Songs wurde für ein Fernsehformat von VOX verwendet und mit Peter Keller (Teil der Peter-Maffay-Band) wird gerade an einem Album gewerkelt.
Vom Sound her geht es hauptsächlich klassisch rockig zu, wie in der neuen Single „What You Feel“: treibende Drums, Reibeisenstimme, Overdrive. Trotzdem beweisen Into My Vault aber, dass sie auch ruhiger können. „Sacred Place“ strahlt Gelassenheit aus, auch eine Portion Melancholie ist dabei. Simpel gestrickte und voraussehbare Mitsingstrophen sucht man bei der Band allerdings vergeblich. Stattdessen gibt es kreative Melodieführungen, Spannungsaufbau und einen stimmigen Gesamtklang.

Fazit: Obwohl es noch nicht einmal ein fertiges Album von ihnen gibt, haben Into My Vault schon hohe Wellen geschlagen – und die Tendenz geht weiter nach oben. Also am besten jetzt reinhören, wo die Truppe noch als Geheimtipp zählt…

Raisa Kovacki: Pop-Nachwuchs aus Wien

John Mayer und Norah Jones nennt die österreichische Singer/Songwriterin Raisa Kovacki als ihre Vorbilder. Die Musikerin steht noch ganz am Anfang ihrer Karriere, was sie bisher von sich hören ließ, ist aber vielversprechend.

Raisa Kovacki schrieb schon als Jugendliche eigene Lieder, inzwischen ist sie Anfang zwanzig und hat ihre Basis in Wien, wo sie auch immer wieder auftritt. Ein vollständiges Album gibt es von der Solokünstlerin bisher noch nicht, auf ihrem YouTube-Kanal finden sich dafür einige schöne Cover und Songs aus eigener Feder – und seit heute kann man auch ihre Single „Sweet Talk“ streamen.
Die Stimme der jungen Sängerin wirkt bereits recht ausgereift, Kovacki singt gelassen und angenehm. Auch ihr Gitarrenspiel ist versiert und wird von der Singer/Sonwriterin stilvoll eingesetzt. Gerade die neue Single klingt dafür etwas frecher und es geht durchaus ein Drang zum Mitwippen damit einher.

Fazit: Raisa Kovacki macht zwar schon einige Jahre Musik, im Grunde hat ihr Dasein als Musikerin aber gerade erst begonnen. Kovacki singt Pop-Songs, hat aber auch Elemente aus dem Jazz parat und präsentiert so eine schöne Varianz.

Usinger: Genre-Mix auf deutsch

Die Band als Familienunternehmen: Drei Brüder wollen den Deutschpop umkrempeln.

Hinter Usinger stehen Jonas, Leo und Nico Usinger. Aufgewachsen auf dem Land in Hessen, war die Musik für die Geschwister eine Möglichkeit, aus der Beschaulichkeit der Provinz auszubrechen. 2018 brachten Usinger dann mit Kein Plan ihr erstes Album heraus, eine neue Single kommt in wenigen Tagen.
Die Songs der Band sind eindrücklich und verbinden verschiedene stilistische Elemente: Mit kratzig-cooler Stimme werden deutsche Texte gesungen, unterlegt mit folkig gezupfter Gitarre oder rhythmischem E-Bass. Dazu kommen einzelne elektronische Effekte, flinkes Schlagzeugspiel vom versierten Drummer auf der einen Seite und stampfende Beats, zu denen sich durchaus auch tanzen lässt, auf der anderen.

Fazit: Usinger sind ein wunderbar harmonierender und spannender Mischmasch aus Alternative, Indie und Pop.

  • Meilensteine:
    • 2018 Debut Kein Plan
  • Meisterwerk: Regen
  • Umleitung:

Long Way Home: Selfmade-Streber-Band

Nach einer Pause melden sich die drei süddeutschen Jungs von Long Way Home jetzt mit einem frischen Album zurück.

Mit Gesang, Gitarre, Bass und Drums ist die Punkband komplett: Jannik, Simon und Flo aus Göppingen bei Stuttgart bilden zusammen die Band Long Way Home. Zwei Jahre nach dem Debut-Album steht am 23. November das Releasekonzert für ihr zweites Studioalbum Stalker auf der Agenda. Den Titel „Selfmade-Streber-Band“ haben sie sich übrigens selbst auferlegt. Neben dem Songschreiben hat das Trio nämlich auch den Rest der Arbeit am Album selbst übernommen – von der Produktion bis zu Artwork und Videodreh.
Long Way Home zeichnt sich grundsätzlich durch Vorwärtsdrängen und punkige Intensität aus. Auf dem neuen Album erwartet einen ein recht cleaner, gefestigter Sound. Zwischendurch probieren sich die Jungs mit Effekten aus. Dann wieder bremsen sie sich und ihre treibenden Rhythmen etwas ab, um sich im nächsten Moment wieder aufzubauen und weiter voranzupreschen.

Fazit: Punkige Powerchords, Pop-Melodien, durchdringende Singstimme und rhythmische Backings: Auch wenn sie nur zu dritt sind lässt der Klang von Long Way Home nichts vermissen.

KOJ: Düsterer Indie und starke Stimme

KOJ zeigen: Wer sich privat gut versteht, macht oft auch die bessere Musik zusammen. Das Indie-Trio besteht aus zwei Brüdern, Gesang und Gitarre kommen von der Ehefrau des einen Bruders.

Schon seit 2010 machen Frontfrau Alina, Simon (Keyboard) und Nils (Schlagzeug) in dieser Konstellation zusammen Musik. Genug Zeit um einen gemeinsamen Stil auszuarbeiten und sich einzugrooven. Den ein oder anderen Record haben die drei im Laufe der Jahre schon herausgebracht, nächstes Jahr soll ein weiteres Album folgen. Gerade ist die Band außerdem als Support Act von Kochkraft durch KMA auf Tour.
Die musikalische Richtung von KOJ ist recht düster, die sich wiederholenden Klänge sind zum Teil fast tranceartig-meditativ. In diese Grundstimmung passt die in ihrer Tendenz eher tiefe Stimme der Sängerin genau hinein. Alina singt unaufgeregt, wenn auch mit Power und verleiht dem Sound der Band noch einmal ein Alleinstellungsmerkmal.

Fazit: KOJ sind ein eingespieltes Team. Ihre Songs kommen ohne übermäßig komplizierte Stilmittel aus und rufen gerade durch ihre Gelassenheit eine ausdrucksstarke Atmosphäre hervor.