Ryan Tennis: folkige Gute-Laune-Kanone

Wenn Ryan Tennis seine warme Stimme und die stabile Rhythmik auspackt, wippt schnell unwillkürlich der ein oder andere Fuß mit.

Der Musiker lebt in Philadelphia, obwohl es ihm spätestens seit seinen zahlreichen Touren eigentlich der Süden des amerikanischen Kontinents angetan hat. Was das angeht, legt Ryan Tennis übrigens ein ordentliches Arbeitspensum vor: An die 200 Konzerte im Jahr über die ganze Welt verteilt sind keine Seltenheit für ihn. Auch mehrere Alben und EPs sind von ihm schon zu hören – dieses Jahr kommt voraussichtlich seine siebte Studioveröffentlichung.
Voller Energie grooven die Songs von Ryan Tennis irgendwo zwischen Folk, Soul und Pop umher. Seine etwas draufgängerisch klingende Stimme ist wie die ausladende Instrumentation mit Rockbesetzung plus Bläsern Markenzeichen von Ryan Tennis. Zwischendurch ist er sich auch nicht zu schade dafür, seiner Albernheit freien Lauf zu lassen und er funktioniert wahlweise Küchensiebe, Schneebesen oder Haarbürsten zu improvisierten Mikrofonen um.

Fazit: Der Musiker mit dem wehenden langen Haar versprüht gute Laune als wäre es ein Volkssport.

Musik-News: Debüt-EP von FORWARD

Die Fakten:

Das ist neu: EP Overthinking My Mind At Large

Die Analyse:

Drei Jahre Arbeit stecken in der ersten EP des Hannoveraner Achtergespanns FORWARD. In den Lyrics der sechs Songs begleiten wird die Bandmitglieder durch eine spannende Lebensphase. Es geht um Aufbruchstimmung und Heimweh, um Selbstbestimmtheit und Sorgen, um selbstgesteckte Ziele und die Erwartungen der Anderen – kurz: ums Erwachsenwerden. Dabei bringt die Band eine musikalische Reife mit, bei der man glatt schon einiges mehr an Lebenserfahrung unterstellen würde. Schon beim flotten Opener „Julia“ hat man richtig Spaß an dem präzisen und energiegeladenen Zusammenspiel der Musiker. Songs wie das Instrumentalstück „Overdrive II“, das melancholische „To Be Defined“ oder der verträumte Schlusstrack „On The Run“ bilden einen nachdenklichen Counterpart dazu. FORWARD schlagen eine Brücke zwischen Retro-Charakter und frischem Start, ihre stilprägenden Bläserfiguren setzten sie geschmackvoll ein und haben mit ihrem Studiodebüt schon gleich zu Beginn einen unverkennbaren Klang entwickelt.

Mala Oreen: Folk mit Charakter

Bei Singer-Songwriterin Mala Oreen meint man schon herauszuhören, dass sie in mehreren Welten zu Hause ist. Für ihre neuen Songs hat sich die schweizerisch-amerikanische Musikerin statt von ihrer Heimatstadt Luzern vom Nachthimmel in Texas und der Landschaft New Mexicos inspirieren lassen.

Bevor sie sich in den amerikanischen und irischen Folk verguckte, lernte Mala Oreen allerdings erst ganz klassisch Geige und nahm Gesangsunterricht. Zusätzlich zu ihrem Soloprojekt ist sie auch in Bandformation unterwegs, tourte neben Deutschland und Holland auch schon durch Irland und die USA. Für ihr nächstes Album hat es Mala Oreen erneut für eine kreative Auszeit in die USA gezogen. Awake erscheint im November.
Mit perlender Stimme singt Mala Oreen sich durch die Folk-Melodien ihrer Lieder. Und auch bei der Begleitung an Gitarre, Mandoline oder Geige zeichnet sie einprägsame Muster und Formen. So klingen manche Songs spielerisch und befreit, andere tragen eine gewisse Wehmut in sich oder preschen nach vorn.

Fazit: Mala Oreen merkt man an: Sie weiß, wie sie klingen möchte. Ihre reife Stimme setzt sie mal mit Nachdruck, mal voller Fragilität ein. Mit der abwechslungsreichen Instrumentalbegleitung fängt sie gekonnt Stimmung ein.

Oska: Indie-Pop aus Leidenschaft

Schon mit ihrer ersten EP Anfang des Jahres hatte die Wiener Newcomer-Musikerin Oska alle auf ihrer Seite. Mit ihrer unnachahmlichen Art gewinnt sie einen schließlich schnell für sich.

Die Musik scheint Oska wie ein Wegweiser durch das Leben zu tragen. Mit 18 Jahren zog die Künstlerin aus ihrem Heimatdorf in die österreichische Hauptstadt. Studiert hat sie dort Pop- und Jazz-Gesang, nebenbei spielte sie als Straßenmusikerin. Seit vergangenem Jahr ist sie bei dem kanadischen Label Nettwerk unter Vertrag, hat im Januar ihre erste EP veröffentlicht und kürzlich für Februar 2022 ihr Debütalbum angekündigt.
Oska macht ganz wunderbar glasklaren Indie-Pop. Die Sängerin hat das besondere Talent, mit ihrer Musik hin und wieder so ein subtiles Gefühl unbestimmbarer Schwere hervorzurufen und im gleichen Moment doch irgendwie eine fast tänzelnde Unbekümmertheit zu verbreiten. Ihr weicher Gesang spielt mit feinen Pop-Melodien, begleiten lässt sie sich vorrangig von einer wohldosierten Akustikgitarre.

Fazit: Oska ist mit ihrem eingängigen, charakteristischen Klang eine ganz besondere aufstrebende Musikerin. Auf das erste Album darf man auf jeden Fall gespannt warten – den 25. Februar könnt ihr euch also schon mal in den Kalender eintragen.

Musik-News: Neues Album von Please Madam

Die Fakten:

Das ist neu: Album Angry Boys, Angry Girls (VÖ 10.9.21)
Das steht an: Tour im Oktober/November

Die Analyse

Los geht’s bei Angry Boys, Angry Girls mit dem sanften Opener „Honesty“. Nach und nach steigert sich die Platte hin zu etwas mehr Tempo und einem von Gitarre und Schlagzeug bestimmten Sound. Prägend ist außerdem die eindringliche Stimme von Sänger Dominik. Festnageln lassen sich die Vier von Please Madame auf ihrem dritten Album aber nicht, stattdessen gibt es eine bunte Palette zu hören: Bei der jüngsten Single-Auskopplung „Talk The Other Way“ kommt ein Bläsersatz zu Wort, stampfende Drums hören wir bei „Comfort“ und in dem ruhigen „So Much Better“ brechen sie ganz mit ihren rockigen Wurzeln und lassen Akustikgitarre und Mehrstimmigkeit übernehmen. Auch inhaltlich haben Please Madame etwas zu sagen und beschäftigen sich etwa mit Themen wie Emanzipation, Solidarität und Selbstbestimmung.