Wer sich in der (Post-)Punk-Szene zuhause fühlt – besonders im musikalisch pulsierenden Bristol – ist mit hoher Wahrscheinlichkeit schon über Grandmas House gestolpert. Bei mir tauchten sie 2022 auf dem Radar auf und haben mich mit Tracks wie „Always Happy“ und „Golden“ sofort gepackt. Grandmas House sind roh, direkt und unverkennbar. Eine Band mit Haltung, Ecken und Kanten, und ohne Kompromisse.

Mit ihrem unverwechselbaren Sound haben sich die vier Musikerinnen konsequent ihren Weg gebahnt und dabei längst einige Meilensteine erreicht. Ob auf renommierten Festivals wie dem Reading and Leeds Festival oder als Support für Szenegrößen wie die Idles – ihre Reichweite ist inzwischen alles andere als Underground.

Nun schlagen Grandmas House mit ihrer neuen EP Anything For You das nächste Kapitel auf. Die fünf neuen Songs vereinen ihre kompromisslose Energie mit neuen klanglichen Nuancen. Es ist ganz klar: Diese EP steckt voller Grandmas House, aber mit frischen Zutaten – überraschend, roh und intensiv. Ein Grund für die musikalische Weiterentwicklung ist der Neuzugang von Polly an der Gitarre. Der Sound wird vielschichtiger, dynamischer und breiter, die Neuveröffentlichung setzt neue Energie frei.

Die Platte eröffnet mit zwei Gitarrentönen, die wie ein Pendel vor dem inneren Auge der Hörerschaft hin und her schwingen. „Screw It Up“ ist ein direkter Einstieg in die Grandmas-House-Hypnose: ein Song, der sich mitreißend aufbaut und schließlich in einem lauten, befreienden Gewitter im Refrain entlädt.

Poppys Drums setzen dabei einen Kontrast zur verzerrten Gitarrensektion. Und Zoës Bass ist der Klebstoff, der all diese Gegensätze zwischen Wut und Wärme zusammenhält. Das Besondere bei Grandmas House sind die Vocals, die abwechselnd oder gemeinsam von Poppy, Zoë und Yas gesungen werden. Die Stimmen zeigen sich rauchig, manchmal im Sprechgesang und stechen in jedem Track unverwechselbar hervor.

Mit Anything For You verarbeitet die Band persönliche Phasen von Trauer, Trennung und Verzweiflung – Erfahrungen, die während des Schreibens der EP entstanden. Die fünf Songs geben den Emotionen viel Raum: um herausgeschrien zu werden oder wie in „Haunt Me“ in melodischer Tiefe losgelassen zu werden. „From the Gods“ und „Nothing Special“ schlagen im Kontrast dazu eine aggressivere Post-Punk-Richtung ein – druckvoll, bissig, und doch lyrisch tief.

Die Single „Slaughterhouse“ hinterlässt mit dem sich wiederholenden „I’d do anything for you“ und dem Doppelgesang einen bleibenden Eindruck. Ein Liebeslied, das sich mit Besessenheit und dem beschützenden Instinkt gegenüber einem anderen Menschen auseinandersetzt.

Der Sound der Platte hat den Druck stets nach vorne gerichtet und bringt eine Dynamik zusammen, die die Aufmerksamkeit bei 100% hält.

Zusammengefasst: intensiv, roh, hypnotisierend, emotional – und vor allem viel Punk-Lärm. Wer Bands wie Idles, Shame, The Breeders, Nirvana, Goat Girl oder Sprints schon auf seinem Mixtape geparkt hat, kann Grandmas House guten Gewissens ganz oben mit draufsetzen.

Im Mai geht’s für die Band außerdem auf Deutschlandtour:
08.05. / Köln, Bumann & Sohn
09.05. / Hamburg, Molotow
10.05. / Berlin, Kantine Berghain
11.05. / Chemnitz, Hot Super
13.05. / Berlin, 8MM Bar
14.05. / Leipzig, Noch Besser Leben
15.05. / Siegen, Vortex
16.05. / Saarbrücken, Karate Klub Meier
17.05. / Nürnberg, Desi
18.05. / Karlsruhe, P8

• Meilensteine:
  • 2025 EP Anything For You
  • 2023 EP Who Am I
  • 2021 EP Grandmas House
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Autor:

Marius Schieke

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