SUCK: Punk’s not dead

Rau, unzensiert, laut und gaga – SUCK sind zurück. Die Band aus Hamburg und Kassel reizt die musikalischen Grenzen gnadenlos aus und katapultiert einen direkt und ohne Vorwarnung in die ungefilterte und provokante Welt der Punks.

Die schnellen, kraftvollen Drums von Schlagzeuger Patrick und die wild-spielerischen Bass- und Gitarrenelemente von Jakob und Nils, sind hemmungslos und emotionsgeladen – direkt in your face.

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Scott-Pilgrim-Comics, Batman-Träume und Dream Pop aus L.A.

Ich verbringe viel Zeit auf Bahnhöfen und warte auf Züge. So viel Zeit, dass es sich lohnen würde, dort ein Business zu starten. Drogen, Prostitution, Pfand sammeln, betteln, alles außerhalb meiner Kompetenzzonen oder bereits vergeben. Deshalb investiere ich die Wartezeit gern in etwas Heilsames: Weltflucht und Träumerei. Bevorzugt durch das Lesen von Comics. 

Comics lesen meine Kinder, sagen die Ahnungslosen. Comics sind ein Medium, kein Genre, entgegne ich. Das ist ähnlich dumm, wie zu sagen, meine Kinder schauen Filme… Ebenso schlimm: Ich lese keine Comics, ich lese Graphic Novels. Ja, klar!


Unser Autor René ist selbst Musiker und passionierter Pop-Fan. Als etwas älteres Semester musste er von Boybands in Baggy Pants über Grunge bis K-Pop schon so einiges mitmachen. In seiner Kolumne „riffs & rants“ blickt er für uns mehr oder weniger regelmäßig auf neue Musik, Trends und Pop-Phänomene.


Neulich las ich Scott Pilgrim Band 3, sprach ein Fremder mich an, der wie Jesse Eisenberg aussah. Es wäre noch cooler, hätte er ausgesehen wie Michael Cera, der ja Scott Pilgrim in der Realverfilmung spielt, aber es war wie es war. Jesse wollte wissen, ob das ein neuer Pilgrim wäre, was ich wahrheitsgemäß verneinte. Wir versicherten uns gegenseitig, wie fantastisch dieses Comic ist, schwiegen verlegen, dann wünschte ich einen schönen Tag und ging. Das allerdings beschwingt und gut gelaunt, weil es mich erfreute, einen Gleichgesinnten getroffen zu haben. Der Mensch möchte gesehen und in seinem Tun bestätigt werden. Im Außen. Der Blick nach innen folgt anderen Gesetzen. 

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ALICE DEE & Yeshe: Von der Straße bis zum Mond

Mit „Viel weiter“ liefern ALICE DEE und Yeshe ein musikalisches Porträt von Berlin-Kreuzberg, das UK Garage, HipHop und urbane Lebensrealität vereint. Produziert von Merlin verbindet der Track elektronische Beats mit präzisen Rap-Parts, in denen beide MCs ihre Perspektiven auf Herkunft und Alltag einbringen. Der Song greift Bilder auf, die an die energiegeladene Euphorie der frühen 2010er-Cloud-Rap-Ära erinnern.

ALICE DEE rappt von Aufbruch, Geschwindigkeit und dem Drang, das eigene Leben maximal auszukosten: „Hol mir die Welt bis ans Ende, let’s go. Ey, bester Tag, ich gehe road. Ich drück aufs Gas, hebe ab bis zum Mond.“ Es ist der Sound einer Haltung, die den Blick nach vorn richtet. Yeshe ergänzt diese Energie mit einer ebenso direkten Perspektive: „Es wird kalt hinterm Reißverschluss. Schieb meinen Arsch durch die alten Straßen. Es wird jetzt heiß in meiner Hood. Und man fragt sich, worauf wir noch warten.“ Seine Zeilen verorten den Song im Hier und Jetzt, und zeigen, dass etwas ins Rollen kommt. Gemeinsam entsteht ein Spannungsfeld aus Fernweh und Verwurzelung im eigenen Viertel.

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taal: brandneue Stimmen im deutschen Indie-Pop

Obwohl das queere FLINTA-Duo taal bisher erst drei Singles veröffentlicht hat, zeigen die beiden schon jetzt was für eine Vielseitigkeit in ihnen steckt.

Die allererste Single „alles/nichts“ deutet schon mit dem Titel auf ein eher trauriges Thema: Clara Kieser und Tari Hetzel schildern im Text die Gefühle einer Person direkt nach dem Ende einer Beziehung und erschaffen damit eine perfekte Heartbreak-Hymne. Der Sound erinnert an Lieder von Phoebe Bridgers oder Lucy Dacus.

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Hanniou: deutsches Pop-Phänomen mit Gänsehautfaktor

Die Fangemeinde von Hanniou in der deutschen Popszene wächst stetig. Und das zu recht: Sie überzeugt mit klaren Texten voll emotionaler Direktheit und einer tollen Stimme. Musikalisch bewegt sie sich zwischen reduzierten Klavierarrangements und eingängigen Pop-Momenten, in denen sie Themen wie Herzschmerz, Loslassen und Selbstfindung verarbeitet.

Im Juli erschien ihre EP you’re just a boy, die in fünf Songs diese Themen zusammenführt. Die Fokussingle „i gave you the world (but you didn’t want it)“ ist präzise und ohne Schnörkel erzählt. In „just a boy“ feiert sie Selbstliebe und das Ende romantischer Illusionen, während „i hate this city“ die Stadt zur Projektionsfläche unerwünschter Erinnerungen macht.

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Konrad Kuechenmeister: Multitasker an der Loopstation

Alles beginnt mit einem Loop: Der Dresdner Musiker Konrad Kuechenmeister nimmt alle Töne auf, die ihm in die Finger kommen, sei es aus seinen Instrumenten, aus der Umgebung oder einfach aus seinem Mund. Mit seinem feinen Ohr für ungewohnte Sounds und einer Loopstation baut er sie zu treibenden Tracks zusammen. Gitarre spielen, singen, rappen, beatboxen – Konrad Kuechenmeister kann irgendwie alles.

2005 zog er das erste Mal mit seiner Loopstation auf die Straße, um Musik zu machen. Es folgten erste Konzertanfragen unter anderem von der BRN in Dresden – und sogar eine Touranfrage aus Brasilien. So stand er auch schon mit dem durch YouTube bekannt gewordenen Musiker DubFX auf der Bühne. 2009 erschien sein erstes Album Battery Street mit legendären Tracks wie „Tingele Tangele Bob“. Nachdem 2014 das Album Potpourri erschienen war, veröffentlichte der in Dresden lebende Musiker 2024 sein drittes Album RECORD.

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The Skanks: Lautstärkepegel in den roten Bereich

Stell dir vor, du befindest dich in der Mitte eines Raumes. Um dich herum eine Band: Gitarre, Bass, Schlagzeug. Mit dem ersten Ton baut sich ein Energiefeld um dich herum auf. Näher kannst du dem Sound und Vibe einer Band nicht sein. Die reine Kraft, ungefiltert. Genau dieses Power-Gefühl überträgt die Band The Skanks – eine Punk-Band, die auf jeglichen großartigen Effekt-Hype verzichtet und genau das aufs Aufnahmeband bringt, was direkt aus ihren Instrumenten kommt.

Der Sound ist oft schnell, leicht kratzig und authentisch – Garage-Punk-Rock eben, direkt auf den Punkt. Mit ihrer letzten Single „Take It Back” lassen The Skanks den Lautstärkepegel wieder in den roten Bereich steigen. Der Track geht mit einer gewissen Ungezügeltheit nach vorne, zeigt sich leicht aggressiv und hat den richtigen Rhythmus.

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FRACHILD: Wiener Indie-Folk zeigt den Zauber im Loslassen

FRACHILD machen Musik, die nah an den Gefühlen bleibt. Die vierköpfige Band aus Wien kombiniert melancholische Gitarren mit drei markanten Stimmen und bewegt sich zwischen Indie und Alternative. Was ihre Songs auszeichnet, ist vor allem eine spürbare Verletzlichkeit – aber ohne Kitsch. Vielmehr sind da vier Freund*innen, die ihre Unsicherheiten nicht verstecken, sondern gemeinsam in Musik übersetzen.

Der Song „Ages“ fängt dieses Gefühl besonders gut ein. Die Single erzählt von der Verbindung zwischen Geschwistern: eine Beziehung, die Halt geben kann, selbst wenn um einen herum alles ins Wanken gerät. In ruhigen Tönen erinnert „Ages“ daran, dass es okay ist, Lasten irgendwann loszulassen: „When your shoulders hurt, then always drop your backpack.“

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Forth Wanderers: Die Indie-Band kann’s immer noch

Genre ist ein Konstrukt und kennt keine Grenzen – das beweist die Band Forth Wanderers wieder einmal mit ihrem neuen Album The Longer This Goes On. Nach ihrer Trennung im Jahr 2018 sind sie jetzt mit zehn Tracks zurück und zeigen, dass sie deutlich mehr draufhaben als nur einen einzigen Sound.

Die fünfköpfige Band aus New Jersey macht ursprünglich seit 2013 zusammen Musik, bis zum Debütalbum dauerte es damals aber noch stolze fünf Jahre. Schon damals waren die Songs von Shoegaze- und Rock-Elementen geprägt. Gitarren tragen die Tracks und insgesamt merkt man: Ava Trilling, Ben Guterl, Zach Lorelli, Noah Yu Schifrin und Duke Greene, die funktionieren instrumental richtig gut miteinander.

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Popkultur lebt vom Fake: Wenn die Welt dich abhängt

Neulich fiel mir auf meinem Weg durch die Stadt ein älteres Paar ins Auge. Er adrett mit Weste und Schiebermütze, eleganter Gehstock, sie im langen Kleid mit ausladendem Blumenmuster, Brigitte-Macron-Frisur. Sie standen vor einem Schild an einem altehrwürdigen Stadthaus, auf dem bis neulich noch irgendeine Anwaltskanzlei ausgewiesen war. Nun stand dort „Coworking Space”, und wenn ich die Szene und die aufgeschnappten Gesprächsfetzen richtig interpretiere, wussten die beiden nicht, was das bedeutet. 

Wie fühlt es sich an, wenn die Welt dich abhängt? 

Wenn Schilder in Sprachen auftauchen, die du nicht sprichst? Wenn Menschen einen Slang bevorzugen, der dich ausschließt? Wenn die “Sitten” verschoben werden? Besuchte mich mein Vater seinerzeit in der großen Stadt, fielen ihm die Augen aus dem Kopf, begegneten wir einem gleichgeschlechtlichen Paar. Ich weiß, mein Vater war für Liebe, er war einfach nur erstaunt und das ließ ich ihm. Die Zeiten ändern sich. 


Unser Autor René ist selbst Musiker und passionierter Pop-Fan. Als etwas älteres Semester musste er von Boybands in Baggy Pants über Grunge bis K-Pop schon so einiges mitmachen. In seiner Kolumne „riffs & rants“ blickt er für uns mehr oder weniger regelmäßig auf neue Musik, Trends und Pop-Phänomene.


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