Pew Pew Alice: Hauptsache, es schallert

Bei Pew Pew Alice feuern sieben Jungs aus München mit Gesang, Rap, Gitarre, Drums, Bass, Akkordeon, Synthies, Trompete und Saxophon aus allen Rohren. Als Vorboten für ihre erste EP hat die Band gerade die Single „Kaktus“ vorgestellt. Darauf singen Pew Pew Alice mit einem leichten Dialektzungenschlag in solch Falco-hafter Coolness über stümperhaftes Hobby-Gärtnern und tote Rosen, dass man sich erstens ständig bei einem leichten Schmunzeln ertappt und dieses Siebenergespann zweitens einfach toll finden muss. Ihr selbstgewähltes Motto: Hauptsache, es schallert. Damit tingeln Pew Pew Alice seit 2022 durch die deutschsprachige Musikszene und über die ein oder andere Festivalbühne.

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Live-Report: Hauptstadtdebüt für The Magic Mumble Jumble

The Magic Mumble Jumble sind eine bunt zusammengewürfelte Truppe und das Paradebeispiel für gut gemachte, peacige Feel-Good-Musik. Die Band liefert fette Sounds, Pop-Melodien, sanfte Balladen, New-Orleans-Jazz-hafte Soli und sehr viel Optimismus und Lebensfreude. Gerade ist die Band auf Tour unterwegs und gab am Mittwochabend im Badehaus ihr allererstes Konzert in Berlin.

The Magic Mumble Jumble im Berliner Badehaus. © Musik unterm Radar

Der Start kommt plötzlich: Das leise Einstimmungsgedudel aus den Boxen ist noch gar nicht restlos verklungen, da schießt auf einmal der massive Drumbeat von der Bühne, und zwar so laut und überraschend, dass das Publikum ganz kurz kollektiv zusammenzuckt. Wachgerüttelt löst sich sofort die Stimmung und The Magic Mumble Jumble halten ihr Versprechen, den grauen Großstadtfebruar mit ein bisschen Farbe und Liebe aufzulockern.

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Musik-News: Album „Hadsel“ von Beirut

Die Fakten:

Band: Beirut
Das ist neu: Album Hadsel (VÖ 10.11.23)
Das steht an: zwei Konzerte in Berlin am 16. & 17. Februar 2024

Die Analyse:

Zach Condon hat seine Fans lang warten lassen. Mehr als vier Jahre ist es her, dass er mit seinem Indie-Projekt Beirut ein Album veröffentlicht hat. Dazwischen gekommen ist dem Sänger ausgerechnet eine Kehlkopfentzündung, die eine Tourabsage zur Folge hatte und nach der eventuelle Auftritte ganz allgemein erst mal in den Sternen standen. Nun ist Condon zurück – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn der Musiker hatte sich zwischendurch im ewigen Winter der norwegischen Insel Hadsel einquartiert.

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Dr. Umwuchts Tanzpalast: bunte Truppe aus Bamberg

Sie sind zu sechst und versprühen ein musikalisches Konfetti aus Witz, Lebensfreude und satter Instrumentation: Dr. Umwuchts Tanzpalast aus Bamberg geben Gas.

Seit der Gründung 2010 musste sich besetzungstechnisch erst noch einiges zurechtruckeln, außerdem sind zwei EPs und ein Album entstanden und verschiedenste Konzerte und Festivals gespielt worden. Seit 2020 gibt es Dr. Umwuchts Tanzpalast nun in der aktuellen Besetzung und ein neues Album steht für Mai bereit. Zu hauseigenen Gitarren, Bass, Schlagzeug, Piano, Banjo, Ukulele, Saxophon, Percussion, Synthies, Glockenspiel und Gesang kommen dabei ab und an auch noch Gastmusiker*innen dazu.
Dr. Umwuchts Tanzpalast haben je nach Anlass ein Feeling für breiten Klangteppich, vollen Sound, wohleingesetzte Pausen und fetzige Rhythmik. In ein Genre wollen sie zwar nicht so recht passen, ein Versprechen gibt aber immerhin der Bandname selbst schon ab – denn tanzbar ist die Mucke allemal.

Fazit: Dank geballter musikalischer Manpower gibt es von Dr. Umwuchts Tanzpalast eine wilde Mischung aus Folk, Pop, Liedermacher, Off-Beat-Swing und Disko zu hören.

  • Meilensteine:
    • 2012 EP Bügelhits für Mutti
    • 2015 EP Innovativ, Authentisch, Nah am Menschen
    • 2018 Debüt Freizeit als Beruf
  • Links:

Total Hip Replacement: Off-Beat-Vibe aus Dänemark und Ghana

Seit sie 14 Jahre alt sind, spielen die Gründungsmitglieder von Total Hip Replacement schon zusammen. Über die Zeit haben sich mehrere andere Musiker*innen angeschlossen – die frischsten Neuzugänge kommen dabei auch geografisch aus einer ganz anderen Ecke.

Total Hip Replacement sind nämlich eigentlich absolute Nordlichter und haben ihre Basis im dänischen Aarhus. Für ihr neues Album, das im Frühling erscheinen wird, haben sich die Dänen aber mit Musikern aus Ghana zusammengetan. Entstanden ist dabei eine mitreißende Mischung aus Pop, Afrobeat, Reggae und dem ghanaischen Genre Highlife. Eine erste Single ist schon zu hören.
Der Stil der neunköpfigen Truppe ist geprägt von schneller Rhythmik, sattem Bläser-Sound und der hohen Stimme von Sänger Victor. Präzision und Feingefühl treffen auf eine jazzige laid-back-Stimmung, gleichzeitig scheint die gemeinsame Leidenschaft für Musik jederzeit im Mittelpunkt zu stehen.

Fazit: Total Hip Replacement und ihre ghanaischen Kollegen gelingen mit ihrer Genre-Fusion ein Experiment, das wohl die meisten von den Sitzen holen dürfte.

Ryan Tennis: folkige Gute-Laune-Kanone

Wenn Ryan Tennis seine warme Stimme und die stabile Rhythmik auspackt, wippt schnell unwillkürlich der ein oder andere Fuß mit.

Der Musiker lebt in Philadelphia, obwohl es ihm spätestens seit seinen zahlreichen Touren eigentlich der Süden des amerikanischen Kontinents angetan hat. Was das angeht, legt Ryan Tennis übrigens ein ordentliches Arbeitspensum vor: An die 200 Konzerte im Jahr über die ganze Welt verteilt sind keine Seltenheit für ihn. Auch mehrere Alben und EPs sind von ihm schon zu hören – dieses Jahr kommt voraussichtlich seine siebte Studioveröffentlichung.
Voller Energie grooven die Songs von Ryan Tennis irgendwo zwischen Folk, Soul und Pop umher. Seine etwas draufgängerisch klingende Stimme ist wie die ausladende Instrumentation mit Rockbesetzung plus Bläsern Markenzeichen von Ryan Tennis. Zwischendurch ist er sich auch nicht zu schade dafür, seiner Albernheit freien Lauf zu lassen und er funktioniert wahlweise Küchensiebe, Schneebesen oder Haarbürsten zu improvisierten Mikrofonen um.

Fazit: Der Musiker mit dem wehenden langen Haar versprüht gute Laune als wäre es ein Volkssport.

Musik-News: Debüt-EP von FORWARD

Die Fakten:

Das ist neu: EP Overthinking My Mind At Large

Die Analyse:

Drei Jahre Arbeit stecken in der ersten EP des Hannoveraner Achtergespanns FORWARD. In den Lyrics der sechs Songs begleiten wird die Bandmitglieder durch eine spannende Lebensphase. Es geht um Aufbruchstimmung und Heimweh, um Selbstbestimmtheit und Sorgen, um selbstgesteckte Ziele und die Erwartungen der Anderen – kurz: ums Erwachsenwerden. Dabei bringt die Band eine musikalische Reife mit, bei der man glatt schon einiges mehr an Lebenserfahrung unterstellen würde. Schon beim flotten Opener „Julia“ hat man richtig Spaß an dem präzisen und energiegeladenen Zusammenspiel der Musiker. Songs wie das Instrumentalstück „Overdrive II“, das melancholische „To Be Defined“ oder der verträumte Schlusstrack „On The Run“ bilden einen nachdenklichen Counterpart dazu. FORWARD schlagen eine Brücke zwischen Retro-Charakter und frischem Start, ihre stilprägenden Bläserfiguren setzten sie geschmackvoll ein und haben mit ihrem Studiodebüt schon gleich zu Beginn einen unverkennbaren Klang entwickelt.

Imwido: bunte Combo aus München

Zu acht kann es ganz schön eng werden auf einer Bühne. Eine Rockband-Besetzung plus eigenständiger Bläsersection ist aber einfach eine feine Sache. Dabei machen Imwido weder klassischen Rock, noch bayerische Blaskapelle, sondern ganz einfach ihr eigenes Ding.

Kreative Köpfe von Imwido sind Sänger und Texter David Schneider und der Gitarrist, Songwriter und Arrangeur Martin Bammler. Unterstützung erhalten die beiden von einem weiteren Gitarristen, Drummer und Bassist. Eine Bläsersection aus Trompete, Posaune und Saxophon gibt es on top. Seit 2017 hat die Band außerdem ein Album im Angebot und wer im Süden der Republik wohnt, hat regelmäßig die Chance, die Band auch mal live spielen zu sehen.
Die Rhythmen von Imwido ziehen ganz klar nach vorne. Tempo ist garantiert, ebenso gute Stimmung und Texte, die zum Schmunzeln bringen (auch der Dialekt wird mal ins Spotlight gestellt). Auch genremäßig toben sich Imwido aus: hier ein bisschen Reggae, da etwas Funk, rockige E-Gitarren-Riffs, deutscher HipHop-Sprechgesang und viel Spaß am Offbeat-Groove. Die kleine Bläsersection darf bei Imwido auf keinen Fall fehlen – dank ihnen gibt es noch eine Portion mehr Drive und eine gut abgeschmeckte Klangbasis.

Fazit: Imwido zu hören macht gute Laune. Versprochen.

Tommy Tornado & The Clerks: jazziges Saxophon

So gut wie keinen Text findet man bei den Jazzern und Reggae-Guys von Tommy Tornado & The Clerks. Dafür gibt es jede Menge Feeling und feine Eigenkompositionen.

Tommy Tornado heißt eigentlich Thomas Streutgers, ist Jazz-Saxophonist und Komponist. Als er 1997 den „Big Boss Jazz Award“ gewann, war der Musiker sogar noch minderjährig. Seit 2014 spielt der Solist auch zusammen mit der Kölner Ska-Band The Clerks. Daraus ist dieses Jahr schließlich ein gemeinsames CD-Projekt geworden: Back On Track ist seit Anfang des Monats erhältlich.
Die Rhythmusgruppe aus reggaetypischem Schlagzeug, präsentem Bass und der Gitarre auf dem Offbeat haben den passenden Unterbau für das jazzige Saxophon von Tommy Tornado parat. Mit starker Brass-Besetzung aus Trompetern und Posaunisten und aber auch Einwürfen von anderen Instrumenten wie Klavier, Querflöte oder Hammond-Orgel werden die Titel trotz der mit wenigen Ausnahmen rein instrumentalen Arrangements zu einer bunten Mischung. Die Clerks beherrschen jeder für sich ihre Instrumente, steuern hin und wieder Zwischenspiele und Soli bei und haben ansonsten ein Händchen für softe Schwingung in ihrer Begleitung.

Fazit: Das weiche Saxophonspiel von Tommy Tornado ist präzise, gefühlvoll und in sich geschlossen. Trotzdem ist das Album keine One-Man-Show und Tommy Tornado fügt sich klanglich schön in den Rückhalt der Band ein.