Dr. Umwuchts Tanzpalast: bunte Truppe aus Bamberg

Sie sind zu sechst und versprühen ein musikalisches Konfetti aus Witz, Lebensfreude und satter Instrumentation: Dr. Umwuchts Tanzpalast aus Bamberg geben Gas.

Seit der Gründung 2010 musste sich besetzungstechnisch erst noch einiges zurechtruckeln, außerdem sind zwei EPs und ein Album entstanden und verschiedenste Konzerte und Festivals gespielt worden. Seit 2020 gibt es Dr. Umwuchts Tanzpalast nun in der aktuellen Besetzung und ein neues Album steht für Mai bereit. Zu hauseigenen Gitarren, Bass, Schlagzeug, Piano, Banjo, Ukulele, Saxophon, Percussion, Synthies, Glockenspiel und Gesang kommen dabei ab und an auch noch Gastmusiker*innen dazu.
Dr. Umwuchts Tanzpalast haben je nach Anlass ein Feeling für breiten Klangteppich, vollen Sound, wohleingesetzte Pausen und fetzige Rhythmik. In ein Genre wollen sie zwar nicht so recht passen, ein Versprechen gibt aber immerhin der Bandname selbst schon ab – denn tanzbar ist die Mucke allemal.

Fazit: Dank geballter musikalischer Manpower gibt es von Dr. Umwuchts Tanzpalast eine wilde Mischung aus Folk, Pop, Liedermacher, Off-Beat-Swing und Disko zu hören.

  • Meilensteine:
    • 2012 EP Bügelhits für Mutti
    • 2015 EP Innovativ, Authentisch, Nah am Menschen
    • 2018 Debüt Freizeit als Beruf
  • Links:

Total Hip Replacement: Off-Beat-Vibe aus Dänemark und Ghana

Seit sie 14 Jahre alt sind, spielen die Gründungsmitglieder von Total Hip Replacement schon zusammen. Über die Zeit haben sich mehrere andere Musiker*innen angeschlossen – die frischsten Neuzugänge kommen dabei auch geografisch aus einer ganz anderen Ecke.

Total Hip Replacement sind nämlich eigentlich absolute Nordlichter und haben ihre Basis im dänischen Aarhus. Für ihr neues Album, das im Frühling erscheinen wird, haben sich die Dänen aber mit Musikern aus Ghana zusammengetan. Entstanden ist dabei eine mitreißende Mischung aus Pop, Afrobeat, Reggae und dem ghanaischen Genre Highlife. Eine erste Single ist schon zu hören.
Der Stil der neunköpfigen Truppe ist geprägt von schneller Rhythmik, sattem Bläser-Sound und der hohen Stimme von Sänger Victor. Präzision und Feingefühl treffen auf eine jazzige laid-back-Stimmung, gleichzeitig scheint die gemeinsame Leidenschaft für Musik jederzeit im Mittelpunkt zu stehen.

Fazit: Total Hip Replacement und ihre ghanaischen Kollegen gelingen mit ihrer Genre-Fusion ein Experiment, das wohl die meisten von den Sitzen holen dürfte.

Ryan Tennis: folkige Gute-Laune-Kanone

Wenn Ryan Tennis seine warme Stimme und die stabile Rhythmik auspackt, wippt schnell unwillkürlich der ein oder andere Fuß mit.

Der Musiker lebt in Philadelphia, obwohl es ihm spätestens seit seinen zahlreichen Touren eigentlich der Süden des amerikanischen Kontinents angetan hat. Was das angeht, legt Ryan Tennis übrigens ein ordentliches Arbeitspensum vor: An die 200 Konzerte im Jahr über die ganze Welt verteilt sind keine Seltenheit für ihn. Auch mehrere Alben und EPs sind von ihm schon zu hören – dieses Jahr kommt voraussichtlich seine siebte Studioveröffentlichung.
Voller Energie grooven die Songs von Ryan Tennis irgendwo zwischen Folk, Soul und Pop umher. Seine etwas draufgängerisch klingende Stimme ist wie die ausladende Instrumentation mit Rockbesetzung plus Bläsern Markenzeichen von Ryan Tennis. Zwischendurch ist er sich auch nicht zu schade dafür, seiner Albernheit freien Lauf zu lassen und er funktioniert wahlweise Küchensiebe, Schneebesen oder Haarbürsten zu improvisierten Mikrofonen um.

Fazit: Der Musiker mit dem wehenden langen Haar versprüht gute Laune als wäre es ein Volkssport.

Musik-News: Debüt-EP von FORWARD

Die Fakten:

Das ist neu: EP Overthinking My Mind At Large

Die Analyse:

Drei Jahre Arbeit stecken in der ersten EP des Hannoveraner Achtergespanns FORWARD. In den Lyrics der sechs Songs begleiten wird die Bandmitglieder durch eine spannende Lebensphase. Es geht um Aufbruchstimmung und Heimweh, um Selbstbestimmtheit und Sorgen, um selbstgesteckte Ziele und die Erwartungen der Anderen – kurz: ums Erwachsenwerden. Dabei bringt die Band eine musikalische Reife mit, bei der man glatt schon einiges mehr an Lebenserfahrung unterstellen würde. Schon beim flotten Opener „Julia“ hat man richtig Spaß an dem präzisen und energiegeladenen Zusammenspiel der Musiker. Songs wie das Instrumentalstück „Overdrive II“, das melancholische „To Be Defined“ oder der verträumte Schlusstrack „On The Run“ bilden einen nachdenklichen Counterpart dazu. FORWARD schlagen eine Brücke zwischen Retro-Charakter und frischem Start, ihre stilprägenden Bläserfiguren setzten sie geschmackvoll ein und haben mit ihrem Studiodebüt schon gleich zu Beginn einen unverkennbaren Klang entwickelt.

Imwido: bunte Combo aus München

Zu acht kann es ganz schön eng werden auf einer Bühne. Eine Rockband-Besetzung plus eigenständiger Bläsersection ist aber einfach eine feine Sache. Dabei machen Imwido weder klassischen Rock, noch bayerische Blaskapelle, sondern ganz einfach ihr eigenes Ding.

Kreative Köpfe von Imwido sind Sänger und Texter David Schneider und der Gitarrist, Songwriter und Arrangeur Martin Bammler. Unterstützung erhalten die beiden von einem weiteren Gitarristen, Drummer und Bassist. Eine Bläsersection aus Trompete, Posaune und Saxophon gibt es on top. Seit 2017 hat die Band außerdem ein Album im Angebot und wer im Süden der Republik wohnt, hat regelmäßig die Chance, die Band auch mal live spielen zu sehen.
Die Rhythmen von Imwido ziehen ganz klar nach vorne. Tempo ist garantiert, ebenso gute Stimmung und Texte, die zum Schmunzeln bringen (auch der Dialekt wird mal ins Spotlight gestellt). Auch genremäßig toben sich Imwido aus: hier ein bisschen Reggae, da etwas Funk, rockige E-Gitarren-Riffs, deutscher HipHop-Sprechgesang und viel Spaß am Offbeat-Groove. Die kleine Bläsersection darf bei Imwido auf keinen Fall fehlen – dank ihnen gibt es noch eine Portion mehr Drive und eine gut abgeschmeckte Klangbasis.

Fazit: Imwido zu hören macht gute Laune. Versprochen.

Tommy Tornado & The Clerks: jazziges Saxophon

So gut wie keinen Text findet man bei den Jazzern und Reggae-Guys von Tommy Tornado & The Clerks. Dafür gibt es jede Menge Feeling und feine Eigenkompositionen.

Tommy Tornado heißt eigentlich Thomas Streutgers, ist Jazz-Saxophonist und Komponist. Als er 1997 den „Big Boss Jazz Award“ gewann, war der Musiker sogar noch minderjährig. Seit 2014 spielt der Solist auch zusammen mit der Kölner Ska-Band The Clerks. Daraus ist dieses Jahr schließlich ein gemeinsames CD-Projekt geworden: Back On Track ist seit Anfang des Monats erhältlich.
Die Rhythmusgruppe aus reggaetypischem Schlagzeug, präsentem Bass und der Gitarre auf dem Offbeat haben den passenden Unterbau für das jazzige Saxophon von Tommy Tornado parat. Mit starker Brass-Besetzung aus Trompetern und Posaunisten und aber auch Einwürfen von anderen Instrumenten wie Klavier, Querflöte oder Hammond-Orgel werden die Titel trotz der mit wenigen Ausnahmen rein instrumentalen Arrangements zu einer bunten Mischung. Die Clerks beherrschen jeder für sich ihre Instrumente, steuern hin und wieder Zwischenspiele und Soli bei und haben ansonsten ein Händchen für softe Schwingung in ihrer Begleitung.

Fazit: Das weiche Saxophonspiel von Tommy Tornado ist präzise, gefühlvoll und in sich geschlossen. Trotzdem ist das Album keine One-Man-Show und Tommy Tornado fügt sich klanglich schön in den Rückhalt der Band ein.

Musik-News: Debut-Album von Youth Okay!

Die Fakten:

Band: Youth Okay
Genre: Alternative Rock
Das steht an: Album Turns (04. Oktober); Deutschlandtour (Oktober/November)

Die Analyse:

Als „Alternative BrassFX“ bezeichnen Youth Okay ihren Stil. Das heißt im Klartext: Mit Karacho nach vorn. Neben der Standardrockbesetzung sind Trompete und Posaune mit an Bord. Das Album Turns ist nun die geballte Ladung Lautstärke, Drums und Alternative Rock. Für eine besondere Stimmung sorgen vor allem die Effektverfremdung der Brass-Instrumente, aber auch andere unkonventionelle Ideen wie der unvermittelte Einsatz eines Hintergrundchors („Get Up“) oder undurchsichtige Rhythmik („Static Air“). Auch die Texte sind alles andere als oberflächlich: Youth Okay-Sänger Daniel Fahrländer verarbeitet darin unter anderem ernste Themen wie Depression und Trauer, aber auch aktuelle Politik. Turns ist insgesamt ein mutiges Debut, man hört Emotion und viel musikalischen Elan, der darauf hoffen lässt, dass man auch in Zukunft noch einiges von der Band hören wird.

Vorbestellung Turns und Tourdates: https://youthokay.com/

Musik-News: Neues Album von ESKALATION

Die Fakten:

Band: ESKALATION
Genre: Deutschrock
Das ist neu: Album Hunger (Release 17.5.2019)
Das steht an: Hunger Deutschland-Tour (18.5.-30.8.)

Die Analyse:

ESKALATION (hier geht’s zum Beitrag über die Band) haben mit ihrem neuen Album ein ausgereiftes Werk hingelegt. Wie man es von ESKALATION gewohnt ist, gibt es auch dieses Mal wieder deutsche Texte und ordentliche Bläser-Power. Und auch der Rest der Truppe hat bei den neuen Songs gut zu tun: Die Motive in Keyboard und Klavier haben Wiedererkennungswert, der Bass ist markant und liefert einen stabilen Unterbau, der Schlagzeuger haut ordentlich rein, zwischendurch experimentieren die Musikerinnen und Musiker mit etwas Elektronik.
Was die Themen angeht, hat die Band ebenfalls einiges im Repertoire, von Gesellschaftskritik und „Problemen für die guten Zeiten“ in ihrem Titel „Iss auf!“, über Partysongs wie „Kinder vom Zaun“ bis hin zu Katzencafés und Champagner im Whirlpool. Die sieben Mitglieder haben außerdem ein Händchen dafür, auch in schnellen Songs zwischendurch mal zu entschleunigen. Insgesamt ist Hunger eine starke Veröffentlichung und trifft sicherlich den Nerv des ein oder anderen Indie-Punk-Rock-Fans.

Vorbestellen kann man das Album hier.

Malaka Hostel: Weltmusik und Gute-Laune-Songs

„Wir setzen Energie in Bewegung“ – im Grunde reicht diese Textzeile aus Malaka Hostels Single „Dizko Fatale“ schon völlig aus für eine treffende Beschreibung der Band. Aber der Vollständigkeit halber noch einmal etwas ausführlicher:

Zu sechst machen Malaka Hostel von Freiburg aus inzwischen europaweit Musik zusammen. Mit viel Rhythmus und virtuosen Trompeten machen die Musiker Balkan-Folk, toben sich aber auch durch verschiedene andere Genres. Nach einer ersten EP 2015 kommt am 3. Mai das Debut-Album Dizko Fatale heraus.
Percussion, Blechbläser, Mundharmonika und der schön deutliche Bass sind genauso markant für Malaka Hostel wie die Tempo- und Taktwechsel. Durch die deutschen Texte mit englischen, spanischen, französischen und tschechischen Bausteinen entsteht außerdem ein schönes Weltmusikfeeling, das von Balkan-Melodien und schnellen Rhythmen lebt. Auch das neue Album macht Spaß, ist wieder ziemlich rhythmisch und mit einem Mix aus Instrumentalpassagen, mitreisendem Gesang und ruhigeren Titeln sehr abwechslungsreich.

Fazit: Malaka Hostel lassen einen nicht still sitzen. Mit Off-Beat, Tempo und hörbar guter Laune sind die sechs ziemlich ohrwurmverdächtig.

  • Meisterwerk: „Dizko Fatale“
  • Meilensteine:
    • 2019 Debut Dizko Fatale
  • Umleitung:

Live-Report: #zweiraumsilke & Alter Kaffee

Das war vielleicht eine Party, als die Rap-Bläser-Hiphop-Trommel-Truppe #zweiraumsilke (hier geht’s zum Beitrag) und die Studentenpop-Band Alter Kaffee ihr Doppelkonzert im Kreuzberger Auster Club ablieferten.

Wenn alles springt und singt

Obwohl der Abend das Hauptstadt-Debut für die Silkes war, kam es einem doch mehr so vor wie ein Heimspiel: springende Menge auf Kommando, singendes und tanzendes Publikum und fetter Applaus. Zugegebenermaßen war die kleine Bühne mit der elfköpfigen Band doch recht ausgelastet. Bei Albumtitelsong „Detox“ ging richtig die Post ab, stark auch der Solo-Song von Sängerin Rita und die Freestyle-Einlage von Rapper Emma. Für Atmosphäre sorgten schwebende Cello-Passagen, jazzig wurde es mit den Soli im Sax, zwischendurch mal technoartige Drums und Bass – und eigentlich bräuchte doch jede HipHop-Band auch so starke Trompeter und Posaunisten an Bord!

Weiterlesen