Early James: Ausnahmekünstler aus Alabama

Der 29-jährige Early James ist ein Musiker, den man im Blick behalten sollte. Auf das Talent des Folk-Rockers ist immerhin kein anderer als Dan Auerbach von den Black Keys aufmerksam geworden. Der nahm ihn daraufhin auf seinem Label Easy Eye unter Vertrag und nahm ihn als Vorband auf Tour mit. In Auerbachs Studio in Nashville sind außerdem sowohl Early James` Debüt als auch sein zweites Album Strange Time To Be Alive aus dem letzten Jahr entstanden.

Early James macht Folk – aber nicht von der weichgespülten Variante, sondern rotzig und voller Ecken und Kanten. Dabei hat er nicht den einen Sound, sondern trägt seine eigenwillige Art in verschiedene Genres. In „Harder To Blame“ ist die E-Gitarre rough und das Schlagzeug massig, „Racing To A Red Light“ ist ein sanfter Bluessong und der Titeltrack „Strange Time To Be Alive“ hat einen Countryeinschlag und bleibt vorwiegend akustisch, hin und wieder setzt eine wohlabgeschmeckte Jazz-Orgel ein. Bindeglied zwischen den verschiedenen Stilen ist die außergewöhnliche Stimme von Early James: Rau, trotzig und durchdringend zeigt sie den Weg auf.

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Sunday Morning Orchestra: Soundtrack für Langschläfer

Dass sie sich als Orchester verstehen, meinen die Mitglieder des Sunday Morning Orchestra wohl mehr mit einem Augenzwinkern. Sängerin Maleen Schulz-Kallenbach und Bassist Oliver Zoglauer sind nämlich nur zu zweit. Nach ersten Singles will das Nürnberger Duo zeitnah auch ein erstes Album vorstellen.

Die Kombination aus Gesang und Kontrabass ist ganz klar eine unterschätzte. Das Sunday Morning Orchestra zeigt, wie relaxt und melodisch der minimalistische Ansatz doch klingen kann. Trotzdem holen sie für mehr Bandsound zeitweise auch andere Musiker*innen an Bord – im rhythmischen „Red Roses or Fallen Leaves“ etwa steuert Mitbewohner und bester Kumpel Vinzent Kusche sein Schlagzeug bei und Maleens Vater Jimmi Lafayette spielt Gitarre. Jazzige und bluesige Vibes prägen den Klang, dazu ziehen die Songs nach vorn, ohne hektisch zu sein. Das Sunday Morning Orchestra selbst nennt seine Genres Garage Jazz, Smooth Blues und Pop Noir.

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GRW-Trio: Drei Blues-Profis haben sich gefunden

Jeder für sich waren Franck L. Goldwasser (Gitarre), Roger C. Wade (Mundharmonika) und Christian Rannenberg (Piano) schon hochkarätig solo oder in anderen Konstellationen unterwegs. Als neuestes Projekt haben sich die drei Blueser nun zu einem Trio zusammengetan, das sich hören lassen kann.

Der doch sehr nüchterne Name Goldwasser/Rannenberg/Wade-Trio wird dabei direkt wieder ausgebügelt von dem Sound, den die drei an den Tag legen. Denn auf dem ersten gemeinsamen Album Crazed And Dangerous hören wir den Blues genauso, wie er sein sollte: mit jaulendem Wah Wah von der Mundharmonika, weichen Bottleneck-Gitarrensoli, Blues- und Boogie-Klavier und tänzelndem Wechselspiel zwischen dem Gesang und den Fills der Instrumente.

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Marc Amacher: ungeschliffener Blues-Rock

Nachdem er seine erste Gitarre als Kind von seinem Großvater geschenkt bekam, brachte sich Marc Amacher selbst das Spielen auf dem Instrument bei. Seine Leidenschaft für die Musik – und ganz besonders für die bluesigeren Töne – hat seitdem nicht abgelassen.

Mit seinem Album Roadhouse sackte Marc Amacher 2019 den Preis der deutschen Schallplattenkritik ein. Ende Januar kommt das neue Album Grandhotel heraus. Eine besondere Ehre wurde Marc Amacher ebenfalls 2019 zuteil, als er bei drei Konzerten von Gitarren-Großmeister Eric Clapton als Vorband auftreten durfte.
In seinen Songs lässt einen die rauchige Stimme von Anfang an in den Sphären des Blues versinken. Amacher lässt sich Zeit mit seiner Musik, der Schlagzeug-Beat weist stampfend den Weg, eine verzerrte E-Gitarre dröhnt von weither und der Gesamtklang ist kantig und ungeschönt.

Fazit: Wie auf einer Zeitreise fühlt man sich beim Hören von Marc Amachers rauen, unverfälschten Songs.

Mulberry Sky: Bluesrock mit Charakter

Nach einer Hochburg für Rockbands klingt Bruckmühl eigentlich nicht gerade. Dennoch ist der Ort südlich von München die Homebase von vier überzeugten Rock- und Bluesfans.

Knapp zwei Jahre ist es her, dass sich Sängerin Catherine van Bruce dort über Social Media auf die Suche nach Bandmitgliedern in spe machte. Gefunden haben sich daufhin Dom Raygun, Simon Petrosa und Lucky Lerchl. Als Mulberry Sky haben die vier bald erste Songs zusammen aufgenommen, die im Frühling diesen Jahres auf ihrer Debut-EP landeten. Statt nun wie geplant Konzerte zu spielen, hat die Band im Pandemiejahr ihre Energie in eine neue Single gesteckt.
Frontfrau Catherine van Bruce hat eine Stimme mit Power. Mit ihrem voluminösen, ungeschliffenen Sound klingt die Sängerin schon fast verwegen. Dazu kommt der herbe E-Gitarren-Klang, treibende Drums und stabiler Bass – kurz: Mulberry Sky haben ein Herz für feinsten Bluesrock. Die neue Single „Golden Suit Problems“ reiht sich schön in den Stil der ersten EP ein, was kaum verwundert: Tatsächlich ist der Song eine Weiterentwicklung der ersten gemeinsam aufgenommenen Demo der Band.

Fazit: Mulberry Sky wissen, was sie wollen. Die Songs machen Laune, die Musik ist gut abgeschmeckt, der Sound ist charakterstark.

Tiwayo: auf den Spuren von Soul und Blues

Er kommt aus den für ihre Armut bekannten Banlieues, den Vororten von Paris, und kam über die Blues- und Rock’n’Roll-Platten seiner Eltern auf den Geschmack alter amerikanischer Musik-Legenden. Nach ausgedehnte Reisen nach New Orleans, Chicago und Memphis steht Tiwayo nun mit beiden Beinen in der Musik.

Tiwayo hat in der Szene schon so große Wellen geschlagen, dass sogar Star-Produzent Tony Visconti (David Bowie, Morrissey, The Boomtown Rats) auf ihn aufmerksam geworden ist. Für sein erstes Album The Gypsy Soul of Tiwayo schickte der Musiker auf gut Glück Demos an Black Keys-Produzent Mark Neill, der sofort zur Zusammenarbeit bereit war. Weiter spielte er unter anderem für Sting, Seal und Norah Jones als Vorband.
Seine bluesige Stimme brachte Tiwayo seinen Spitznamen „The Young Old“ ein und ist ohne Frage sein Markenzeichen. Ebenfalls besonders ist sein markantes Gitarrenspiel. Die Songs auf seinem Album klingen alle passend zum Titel rastlos und nach der großen Suche. Trotzdem ist jedes Lied anders: mal geswingt, mal soulig, aber auch mal mit deutlichen Einflüssen aus dem Reggae. Durchgängig aber findet man eine simple Eleganz; ohne viel Werkzeug schafft Tiwayo zeitlos gute Musik, die im Ohr bleibt.

Tiwayo ist momentan eine der großen Entdeckungen. Seine „Gypsy Soul“ wird ihn sicherlich noch auf verschiedenste Bühnen bringen und ihm hoffentlich noch die ein oder andere Melodie eingeben.

Ragtime Rumours: Multiinstrumentalisten aus Holland

Mehrstimmiger Gesang, Akustikgitarre, Banjo, Kontrabass, Flöte, Baritonsaxophon, Schlagzeug, Kazoo, Waschbrett – die Liste könnte noch weiter gehen, wenn man alle Instrumente aufzählen würde, die man in den Liedern der Ragtime Rumous heraushört.

Die Ragtime Rumours sind zwar nur zu viert, bringen aber Instrumente für ein halbes Orchester mit. Angefangen haben Tom Janssen, Niki Van Der Schuren, Thimo Gijezen und Sjaak Korsten mit Gigs in kleinen Bars und als Straßenmusiker. Inzwischen gewinnen sie namenhafte Preise, beispielsweise bei der European Blues Challenge – und auch bei deren internationalen Pendant in Memphis, Tennessee waren sie schon dabei und repräsentierten ihre niederländische Heimat.
Die Musik der Band ist genretypisch rhythmisch und flink. Gespickt sind die packenden Songs mit Call-and-Response-Passagen und Soli. Die raue Stimme von Lead-Sänger Janssen passt wunderbar zur Begleitung (ganz besonders zum weichen Klang des Baritonsax), der Drummer steuert mal treibende Rhythmen und mal zurückhaltende Untermalung bei.

Fazit: Die Ragtime Rumours sind vier Profis. Die Multiinstrumentalisten beherrschen ihr Metier und scheinen trotzdem nicht den Spaß am Musikmachen vergessen zu haben.

Der Tipp zu dieser Band kam von Thursdaynext vom Buchblog Feiner reiner Buchstoff. Vielen Dank dafür!
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Julian Leucht & The Night Bus Strangers: Hamburger Blues

Mal verträumt, mal auf dem Boden der Tatsachen: Der Blues funktioniert in jeder Lebenslage – solang die Melancholie nicht zu kurz kommt. Julian Leucht & The Night Bus Strangers spielen sich durch seine Facetten.

Namensgeber und Frontmann Julian Leucht steuert neben seiner Stimme Gitarre und Mundharmonika bei. Bei den Night Bus Strangers handelt es sich um Bastian Grätz am Bass und Johannes Finter am Schlagzeug. Dieses Jahr hat das Hamburger Trio mit III sein neues Album herausgebracht, aufgenommen in drei Tagen und drei Nächten.
Zusammen stellen Julian Leucht & The Night Bus Strangers authentischen Folk- und Blues-Rock auf die Beine. Die raue Stimme von Frontmann Leucht klingt trotz seines jungen Alters wie vom Leben gezeichnet – oder wie er selbst sagt: nach „billigem Whiskey von der Tankstelle“. Und auch sonst machen die drei dem Genre alle Ehre: Bluesige Gitarrenakkorde legen sich in ihren Songs auf präsenten Bass, der Schlagzeuger fängt Feeling ein und setzt Akzente, dazu kommt natürlich die stilechte Blues Harp.

Fazit: Mit lässiger Art setzen Julian Leucht & The Night Bus Strangers den Blues in modernes Licht.

  • Meilensteine:
    • 2014 Debut Blue Motel
    • 2016 Depraved & Wonderful
    • 2019 III
  • Umleitung:

Blue Saloon: Ein Stück amerikanische Prärie in Berlin

Bei Blue Saloon haben sich zwei Freunde mit einem Faible für Folk und Singer-Songwriter gefunden. Zum Glück, muss man sagen, denn sonst wäre uns wohl etwas entgangen.

Alexander und Moritz haben sich ursprünglich über ihr Psychologiestudium kennengelernt. Als Singer-Songwriter-Duo Blue Saloon spielen die beiden inzwischen nicht nur in ihrer Heimatstadt Berlin, sondern ab und an auch bundesweit. Mit How We Get By haben Blue Saloon auch schon eine angenehm folkige CD veröffentlicht.
Blues Harp, Banjo, zweistimmiger Gesang und melancholische Melodien und Texte – weite Prärie und lange, staubige Straßen kommen einem in den Sinn und man fühlt sich schon gleich ein kleines bisschen amerikanischer. Blue Saloons Songs bauen sich auf, werden nachdrücklich und leben von den beiden unterschiedlichen Stimmfärbungen der Musiker. Auf der CD finden sich sieben wirklich schöne und unterschiedliche Titel, viel Gitarre, bluesige Mundharmonika, etwas Call and Response und eine Stimmung, in der nicht zuletzt auch aufrichtiger Spaß an der Musik durchklingt.

Fazit: Obwohl die beiden von Blue Saloon ihre eigenen Songs spielen, könnte man ihnen beim ersten Hören fast unterstellen, sie würden covern. So authentisch amerikanisch klingen ihre Titel, die dennoch eine Portion Eigenwillen und eine charakteristische Art mitbringen.

  • Meisterwerk: „Finest Grey“
  • Umleitung:

Chasing Tales: One-Man-Folk

Stimme und Gitarre, ganz ohne Schnickschnack. So funktionieren die Songs von Folk-Musiker Chasing Tales.

Hinter Chasing Tales verbirgt sich der Singer-Songwriter Heiko Ritt. Auf seiner aktuellen EP Collection 1 – Break Up/Out zeigt er sich als Multiinstrumentalist, macht Schlagzeug, Gitarre, Vocals, Keys und Bass mit Ausnahmen alles selbst.
Chasing Tales hat eine wahrhaftige Gänsehaut-Stimme. Er klingt wie vom Leben gezeichnet, oft rau und kratzig, manchmal auch etwas zarter. Auf seiner Collection 1 sind drei emotionale Titel gelandet. Die Songs sind tendenziell eher langsam, ohne viel Aufregung, dafür recht melancholisch. Der Musiker nimmt sich Zeit, seine Songs zu entwickeln und die Instrumente klingen authentisch. Man findet viel Gitarre bei seiner Musik – mal akustisch, mal elektronisch, aber immer stimmungsvoll. Dezente Mehrstimmigkeit bringt zusätzlich einen besonderen Flair zu einigen Passagen auf den Aufnahmen.

Fazit: Chasing Tales ist besonders zum Träumen und Abschweifen der richtige Soundtrack. Alle Berliner Leserinnen und Lesern haben übrigens im Juni noch die Chance, ihn live in der Bar Bobu bestaunen.