Blue Saloon: Ein Stück amerikanische Prärie in Berlin

Bei Blue Saloon haben sich zwei Freunde mit einem Faible für Folk und Singer-Songwriter gefunden. Zum Glück, muss man sagen, denn sonst wäre uns wohl etwas entgangen.

Alexander und Moritz haben sich ursprünglich über ihr Psychologiestudium kennengelernt. Als Singer-Songwriter-Duo Blue Saloon spielen die beiden inzwischen nicht nur in ihrer Heimatstadt Berlin, sondern ab und an auch bundesweit. Mit How We Get By haben Blue Saloon auch schon eine angenehm folkige CD veröffentlicht.
Blues Harp, Banjo, zweistimmiger Gesang und melancholische Melodien und Texte – weite Prärie und lange, staubige Straßen kommen einem in den Sinn und man fühlt sich schon gleich ein kleines bisschen amerikanischer. Blue Saloons Songs bauen sich auf, werden nachdrücklich und leben von den beiden unterschiedlichen Stimmfärbungen der Musiker. Auf der CD finden sich sieben wirklich schöne und unterschiedliche Titel, viel Gitarre, bluesige Mundharmonika, etwas Call and Response und eine Stimmung, in der nicht zuletzt auch aufrichtiger Spaß an der Musik durchklingt.

Fazit: Obwohl die beiden von Blue Saloon ihre eigenen Songs spielen, könnte man ihnen beim ersten Hören fast unterstellen, sie würden covern. So authentisch amerikanisch klingen ihre Titel, die dennoch eine Portion Eigenwillen und eine charakteristische Art mitbringen.

  • Meisterwerk: „Finest Grey“
  • Umleitung:

Musik-News: Neues Album von ESKALATION

Die Fakten:

Band: ESKALATION
Genre: Deutschrock
Das ist neu: Album Hunger (Release 17.5.2019)
Das steht an: Hunger Deutschland-Tour (18.5.-30.8.)

Die Analyse:

ESKALATION (hier geht’s zum Beitrag über die Band) haben mit ihrem neuen Album ein ausgereiftes Werk hingelegt. Wie man es von ESKALATION gewohnt ist, gibt es auch dieses Mal wieder deutsche Texte und ordentliche Bläser-Power. Und auch der Rest der Truppe hat bei den neuen Songs gut zu tun: Die Motive in Keyboard und Klavier haben Wiedererkennungswert, der Bass ist markant und liefert einen stabilen Unterbau, der Schlagzeuger haut ordentlich rein, zwischendurch experimentieren die Musikerinnen und Musiker mit etwas Elektronik.
Was die Themen angeht, hat die Band ebenfalls einiges im Repertoire, von Gesellschaftskritik und „Problemen für die guten Zeiten“ in ihrem Titel „Iss auf!“, über Partysongs wie „Kinder vom Zaun“ bis hin zu Katzencafés und Champagner im Whirlpool. Die sieben Mitglieder haben außerdem ein Händchen dafür, auch in schnellen Songs zwischendurch mal zu entschleunigen. Insgesamt ist Hunger eine starke Veröffentlichung und trifft sicherlich den Nerv des ein oder anderen Indie-Punk-Rock-Fans.

Vorbestellen kann man das Album hier.

Live-Report: #zweiraumsilke & Alter Kaffee

Das war vielleicht eine Party, als die Rap-Bläser-Hiphop-Trommel-Truppe #zweiraumsilke (hier geht’s zum Beitrag) und die Studentenpop-Band Alter Kaffee ihr Doppelkonzert im Kreuzberger Auster Club ablieferten.

Wenn alles springt und singt

Obwohl der Abend das Hauptstadt-Debut für die Silkes war, kam es einem doch mehr so vor wie ein Heimspiel: springende Menge auf Kommando, singendes und tanzendes Publikum und fetter Applaus. Zugegebenermaßen war die kleine Bühne mit der elfköpfigen Band doch recht ausgelastet. Bei Albumtitelsong „Detox“ ging richtig die Post ab, stark auch der Solo-Song von Sängerin Rita und die Freestyle-Einlage von Rapper Emma. Für Atmosphäre sorgten schwebende Cello-Passagen, jazzig wurde es mit den Soli im Sax, zwischendurch mal technoartige Drums und Bass – und eigentlich bräuchte doch jede HipHop-Band auch so starke Trompeter und Posaunisten an Bord!

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Apewards: Rock-Überraschung aus Marburg

Von Classic Rock über bluesige Sachen bis in Richtung Psychedelic: Wer sich für guten Rock begeistern kann, ist bei Apewards genau richtig.

Ihre erste Bandergänzung in Form von Gitarrist Vincent Krause lernten die beiden Freunde Nico Gehle (Gitarre, Gesang) und Lukas Plümpe (Bass) 2012 über die „Ersti-Woche“ an der Uni kennen. Bald darauf stieß Frank Eckerle am Schlagzeug dazu – seitdem ist die Truppe vollständig. Anschließend ging es für Apewards direkt in die produktive Phase: Songwriting, Auftritte, mehrere CDs. Ihr neuestes Album We The Living ist im März 2019 auf den Markt gekommen.
Apewards basteln gekonnt musikalische Brüche in ihre Songs und geben sich nicht unbedingt mit den einfachen Rhythmen zufrieden. Überhaupt passt die Band gut zusammen: Ihre Soli sind kreativ, die Riffs in der Gitarre hart und rockig, die Basslines markant, der Drummer darf sich richtig austoben. We The Living ist außerdem eine ausgesprochen abwechslungsreiche Rock-Platte. „Isolated Ground“ baut sich von einem einzelnen rhythmisierten Ton am Anfang zu einer düsteren Epik auf, in „How Deep Is The Sea“ klingt ein bisschen mehr Blues Rock durch und Songs wie „Weightless“ legen mit einem starken Einstieg vor und sind schön klassische Rocknummern. Apewards sind außerdem sehr für den Überraschungseffekt: Immer wieder gibt es scharfe Akzente und Synkopen. Jedes Instrument tritt mal hervor und bekommt hier seine Bühne, trotzdem ist der Klang oft ziemlich mächtig.

Fazit: Apewards sind in vielen Facetten des Rock zuhause. Ihre neue CD ist vielseitig und macht Lust auf mehr.

  • Meisterwerk: „Weightless“
  • Meilensteine:
    • 2016 Debut Tales Of Cloud Forest
    • 2018 Livealbum Live In Cloud Forest
    • 2019 We The Living
  • Umleitung:
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Please Madame: Indie vom Feinsten

Indie-Rock pur ist die Devise der vier Salzburger von Please Madame.

Die Anfang-Zwanziger Dominik Wendl (Vocals, Gitarre), Martin Pöheim (Bass), Laurenz Strasser (Gitarre) und Niklas Mayr (Drums) haben der Indie-Welt mit Escape the Nest und Young Understanding schon zwei ausgereifte Alben mitgegeben. Ende Mai geht es für die Band auf Tour: Neben ihrer österreichischen Heimat stehen auch schon einige Termine in Deutschland fest.
Die vier Musiker von Please Madame sind ein hörbar eingespieltes Team und ihre Songs sind angenehm abwechslungsreich. Kräftig-selbstbewusster Rock-Gesang trifft hier auf Kopfstimme, coole Basslines auf teilweise fast schon funkige E-Gitarre, das Schlagzeug ist meist massig, kann sich aber im Zweifel auch zurückhalten. Und auch Stimmungswechsel haben die Jungs drauf. Mit manchen Passagen sollten dringend die Boxen ausgereizt werden, andere bauen vorsichtig Spannung auf – ein rockiges Finale ist einem aber immer garantiert.

Fazit: Please Madame warteten mit starkem Drive auf und ihre Interpretation von Indie-Rock holt sicher auch die Tanzmuffel von den Sitzen.

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Son of The Hound: Energiegeladene Mitsinghymnen

Alternativer E-Gitarrenpop – dafür steht Son of The Hound aus Irland. Dazu Melodien, die man so schnell nicht mehr loswird.

Michael McCullagh, der Mastermind hinter Son of The Hound, scheint ein experimenteller Kopf zu sein: Als Countdown zu seiner Single „The Also Ran“ entwarf er eine mehrteilige Mini-Web-Serie, er hat einen eigenen Podcast über Musik-Mythen und schließlich bringt er am 2. April sein von seinen Fans sicher schon lang ersehntes Debut-Album heraus.
Cheers, Sound, Good Luck soll das Album heißen und bringt in 10 Tracks die konzentrierte Energie des Musikers auf den Punkt. Nicht nur die Gesangsmelodien, auch die Riffs an Gitarre oder Piano bleiben hängen. McCullaghs authentische Stimme macht einen sympathischen und energiegeladenen Eindruck und eine gewisse Portion Epik ist in den Hymnen des Iren auch dabei. Songtitel wie „You Are Alive“, „I Wanna Live“ oder „Tonight, Tomorrow“ geben schon einen recht guten Eindruck, wohin sich die LP verorten lässt. Trotzdem gibt es bei Son of The Hound nicht ausnahmslos Hochstimmung – ein bisschen Melancholie muss schließlich auch manchmal sein.

Fazit: Son of The Hound ist Musik zum Mitschmettern, Mitgehen, Mitfühlen.

  • Meisterwerk: „You Are Alive“
  • Umleitung:
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Elda: Träumen am Lagerfeuer

Elda sind vier Musikerinnen aus Frankfurt, die sich mit reifem Gesang und viel Gitarre dem Indie-Dream-Pop verschrieben haben.

Gegründet wurde Elda nach eigener Aussage von den Freundinnen Leila Antary und Alessa Stupka am Lagerfeuer auf einer Gartenparty. Zu den beiden an Bass und Gitarre sind inzwischen außerdem Annelie Schwarz (Drums) und Sunny Hoffman (Gitarre) als Verstärkung gestoßen. Nach ihrer Debut-EP Trees & Birds darf man sich nun auf die zweite Veröffentlichung von Elda freuen: Die Release der EP Hideout ist für den 26. April geplant. Einen Vorgeschmack gibt es bereits seit heute mit dem Musikvideo zur Single „Intro/Brain“.
Eldas Musik zeichnet sich besonders durch einen melodischen, aber kräftigen Gesang aus. Ergänzt wird der außerdem durch schöne mehrstimmige Passagen und markant gezupften E-Gitarren-Unterbau. Auch die neue EP bleibt diesem verträumten Stil treu, die Melodien sind ähnlich schwebend und es kommt zusätzlich zum abwechslungsreichen Schlagzeug mehr rhythmische Percussion dazu. Die Songs der Band bauen sich auf, entwickeln sich aus ihrem Klangteppich zu schärferen Konturen, bleiben aber trotzdem in den etwas verschwommenen Sphären des Dream-Pop.

Fazit: Schönes Zusammenspiel, fließende Melodien und eine gewisse Portion mysteriöse Undurchsichtigkeit – die Musikerinnen von Elda gehen ganz in ihrem Genre auf.

  • Meileinsteine:
    • 2018 Debut-EP Trees & Birds
  • Umleitung:
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ESKALATION: Rockmusik ohne Morgen

ESKALATION gehen auf den ersten Blick recht mutig an das Genre Rock. Deutsche Texte, dazu eine Mischung aus Melodie- und Sprechgesang und Blasinstrumente in der festen Besetzung. Aber: Das funktioniert. Und zwar wirklich gut.

Die Nürnberger ESKALATION haben sich in den vergangen zwei Jahren mit um die 70 Gigs schon eine Fanbase erspielt. Mitte Mai soll es dann mit einem neuen Album weitergehen. Hinter dem Bandnamen verbergen sich gleich sieben Menschen: Frontmann und Gitarrist, Basist, Keyboarderin, Drummer, Posaunist, Trompeter und Saxophonistin. Dass der Sound massig wird, ist also keine Überraschung.
Energiegeladen und mit Karacho nach vorn – so funktionieren die Songs der Truppe. Die Fills und Akzente der Bläser passen erstaunlich gut in das Indie-Punk-Rock-Konzept, während die klassische Rockband-Besetzung für den stabilen Unterbau und ordentlich Drive sorgt. Auch die deutschen Texte sind eine erfrischende Abwechslung zu den im Rock meist englischen Lyrics. Mit ihrer Musik sorgen Eskalation für Partystimmung und den Kram laut aufzudrehen, ist das mindeste, was man tun kann.

Fazit: ESKALATION sind eine Rockband wie sie sein sollte: unkonventionell, mit Spaß an der Sache und einem Sound ohne Rücksicht auf Verluste.

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Stray Colors im Interview: „Ein guter Song muss den Moment einfangen“

Erst die Süddeutsche Zeitung, dann PULS vom Bayerischen Rundfunk: Im Süden des Landes werden die Münchner Stray Colors schon in höchsten Tönen gelobt. Musik unterm Radar hat mit Zlatko Pasalic, dem Sänger und Gitarristen der Band, gesprochen. Im Sommer 2018 hat Pasalic gemeinsam mit Rüdiger Sinn (ebenfalls Vocals, Gitarre), Christian Buchberger (E-Bass), Nathan Carruthers (Drums) und Sebastian „Schoko“ Kölbl (Trompete) die zweite Stray Colors-CD Atomic Bombs & Pirouetts veröffentlicht. Noch ganz taufrisch ist das Musikvideo zu ihrer Single „Whiskey Sour“.

Musik unterm Radar: Wie viel Whiskey Sour wird denn so getrunken bei euch?

Zlatko Pasalic: (lacht) Seit das Video draußen ist, mehr als normal. Wir haben natürlich zur Release mit Whiskey Sour angestoßen. Sonst sind wir aber eher die Bierfraktion, da wissen wir unser süddeutsches Zuhause zu schätzen. 

Das Musikvideo zu „Whiskey Sour“ ist am 22. Februar veröffentlicht worden. Beim Zuhören klingt die Suche nach der großen Liebe durch. Worum geht es genau?

Die Geschichte fängt damit an, dass jemand etwas Neues, Unbekanntes sucht – was genau, bleibt erst mal offen. Im Chorus wird dann klar, dass das gar nicht so einfach ist, und am Ende landet man metaphorisch im Whiskey-Glas. Wir singen auf dem Album aber auch über ganz andere Themen. „Spaceman Cemetery“ zum Beispiel ist über einen Astronauten, „The Things We Love“ ist über die Freude, Musik mit anderen zu teilen, und wie schön es ist, dass wir als Band zusammengefunden haben.

Wie läuft denn so ein Musikvideo-Dreh ab?

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Whitehall: Indie durch und durch

Menschen, die Spaß an der Musik haben, hört man immer gern zu. Wenn das Ganze dann noch Hand und Fuß hat, mit guten Musikern und spannenden musikalischen Ideen, braucht man sich überhaupt nicht mehr zu beschweren.

Whitehall ist eine junge Band aus Charleston, South Carolina. Die Jungs sind zu fünft unterwegs, ein erstes Album mit dem Titel Ocean Fiction gibt es schon und getourt wird ebenfalls – momentan allerdings nur zu Hause in den Staaten.
Der Sound von Whitehall ist durch viele Faktoren einigermaßen unverwechselbar. So setzt die Band zusätzlich zu der tyischen Rockband-Besetzung aus zwei Gitarren, Bass, Drums und Gesang noch ein Saxophon ein. Dadurch entstehen unter anderem ausgesprochen eindrückliche Solopassagen und starke Wechsel zwischen Sax und Leadgitarre. Charakteristisch sind außerdem besonders die Kopfstimme des Sängers und die starke Rhythmik in den Songs. Zuweilen geht die Musik dann schon eher in die funkige Richtung.

Fazit: Es gibt Dinge, von denen weiß man erst, dass sie einem gefehlt haben, wenn man sie dann hört. Ein Saxophonist in einer festen Indie-Rock-Besetzung gehört sicherlich dazu. Whitehall sind mit diesem besonderen Stil eine Band, in der sicher noch einiges an Potential steckt.

  • Meilensteine:
    • 2018 Debut Ocean Friction
  • Meisterwerk: „Vacation Home“
  • Umleitung: