EDDIE: Konsequent ambivalent

Eine ungebremste Punk-Walze namens EDDIE schiebt sich gerade durch die Underground-Szene, die wir nicht mehr aus den Augen und Ohren lassen sollten. Mit einem ungeschliffenen, klassischen Punksound schlägt das Herz von Fans dieses Genres doppelt so schnell. Und das Besondere an EDDIE ist, dass Punk nicht nur als Musik, sondern auch als eine Lebenseinstellung verstanden wird.

Gitarrenkabel in den Verstärker gestöpselt, Bass aufgedreht und mit weit ausgeholten Drumsticks in den ersten Takt reingeknallt. Ohne Schnickschnack, ohne großartige Effekte – einfach minimalistisch den puren Sound zusammenbringen. EDDIE lässt sich dabei von den Punk-Idealen der 70er und 80er Jahre in Großbritannien inspirieren, verleiht ihnen aber eine ganz neue, frische Note. Sie hebeln konservative, längst überholte Weltanschauungen auf und provozieren, um uns dazu anzuregen, über uns selbst und unser Zusammenleben nachzudenken. Sie sind immer offen für Neues und haben ein offenes Herz. Vielseitig mit klarer Haltung – das ist EDDIE.

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FRAUPAUL: Provokant mit Herz und Verstand

Eine herrliche, erfrischende Punkrock-Brise zieht da aus Hamburg durch die Gehörgänge. Sie hat das Zeug, die deutschsprachige Szene etwas aufwirbeln und für einen interessanten und wohligen Sturm zu sorgen. FRAUPAUL provozieren gerne, hauen drauf und nehmen unseren Alltag auseinander – und das mit so viel Sympathie, dass es eine Freude ist!

Das Frauentrio bestehend aus Lisa (Gitarre und Gesang), Mary (Bass) und Linda (Schlagzeug) liefert einen mitreißenden, kraftvollen Punkrock-Sound, der auch Spuren von Indie- oder Ska-Sounds enthalten kann. So bringt FRAUPAUL eine musikalische Vielfalt zusammen – dabei bleibt der Punkrock immer im Vordergrund! Die Lieder sind geprägt von einer kraftvollen Gitarre und unverkennbaren, mitreißenden Gesangsmelodien, eingebettet in eine bissige Rhythmus-Fraktion aus Bass und Drums. Man spürt sofort, dass die Musik für die Band ein Ventil ist und diese Energie in eine mitreißende Dynamik kreiert.

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Mundane: Rockröhre auf 250 Grad, bitte!

Göteborg ist ein absoluter Garant für musikalischen Einfallsreichtum und Genialität. Und die Indie-Rocker von Mundane beweisen es uns allen mit ihrem grandiosen Debütalbum Ultra Sound. Göteborg kann zu Recht noch ein bisschen stolzer auf seine Rockszene sein.

Wer weiß, welche musikalischen Schätze über den Hafen von Göteborg zu den vier Musikern gelangten und in ihnen den Wunsch weckten, daraus einen ganz eigenen, neuen Sound zu kreieren. Die weltoffene Atmosphäre der Hafenstadt findet ihren Weg in die Musik von Mundane und sorgt für beeindruckende Vielfalt: Indie, Hardcore, Punk, 90er-Grunge und Blues treffen aufeinander und verschmelzen. Das Debütalbum ist ein echtes Feuerwerk an Facetten und vereint wunderbare Elemente der verschiedenen Rockgenres. Rau und roh, aber genauso präzise und klar.

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Cava: Punkrock zum Quadrat

Man spürt wie die Späne von den Drumssticks fliegen und der Druck über den Gitarrenamp den Körper vibrieren lässt. Der unverfälschte Sound von Cava schiebt einen ungehemmt vom Hocker und man landet auf einem bierverklebten Boden – geflasht vom Punk-Wahnsinn. Unglaublich, dass so ein schönes und warmes Soundgewitter „nur“ von einem Dou erzeugt wird.

Die Energie, die von Peppi und Mela aus Berlin ausgeht, springt direkt in den Herzrhythmus über. Eine ordentliche Punk-Wucht, die klassische Charakterzüge aus den 70ern und 80ern mit neuen, frischen Elementen vereint, bringt ordentlich Dampf in die Röhre. So lassen Cava das musikalische Grundprinzip der Sex Pistols mit einem modernen Post-Punk-Sound zusammenkommen. Eine warme, fuzzy Gitarre trifft auf Energiebündel voller Drums und bilden eine eingespielte Einheit, die hypnotisierend durch die Ohren geht. So geht Punk!

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Punk‘s not dead: Kate Clover live im Kulturhaus Insel

Es gibt sie doch noch, die originalen Underground-Konzerte, die von der Kommerzialisierung der Musikindustrie bisher verschont geblieben sind – Kate Clover ist der beste Beweis. Am Donnerstagabend konnte man die kalifornische Punk-Sängerin live im Kulturhaus Insel in Berlin erleben.

Spätestens als die Gitarren einsetzen und das Publikum in Bewegung kommt, ist klar: Kate Clover macht keine halben Sachen. Elektrisierend ist ihre Bühnenpräsenz, bemerkenswert ihre Energie. Es ist nicht verwunderlich, dass man es Sekunden nach Showbeginn aus dem Publikum schreien hört: „Punk’s not dead!“ Ein paar mehr Zuhörer*innen hätte man der Künsterlin zwar gewünscht – dennnoch entlädt sich in der kleinen Location in Berlin-Treptow eine ausgelassene Stimmung und man spürt, wie die Energie der Sängerin sich auf das Publikum ausbreitet.

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Pink, Punk und klare Haltung: TYNA in Berlin

Die Hamburger Band TYNA ist vor einiger Zeit auf den Plan getreten und mischt die deutsche Punkszene ordentlich auf. Mit viel Energie, Farbe und Texten mit klarer Botschaft haben TYNA am Freitag das Cassiopeia in Berlin mit Leben gefüllt.

Fotos: © Musik unterm Radar

Die rosa dekorierten Mikrofonständer verraten es eigentlich schon, bevor die Band auftritt: PNK, das neue Album der Hamburger Band TYNA, ist das Herzstück ihrer Tour. Und wie es sich für eine Punkband gehört, treten die fünf Bandmitglieder mit einem ordentlichen Knall auf die Bühne. Den Abend über mischen sich laute Songs mit klaren politischen Botschaften und durch die schöne Verbindung zwischen den Künstler*innen und ihrem Publikum entsteht eine besondere Stimmung.

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The Pinpricks: Punk-Dröhnung von der Ostsee

The Pinpricks machen mit ihrer Mischung aus Punk, Garage Rock und Achtziger-Vibes ordentlich Dampf im Kessel. Filigranes Fingerpicking darf man bei diesen Songs nicht erwarten, das liegt in der Natur der Sache. Stattdessen stricken sich ein Bassfundament und roughe Akkorde von der E-Gitarre um den ungebändigten Gesang von Frontfrau Ronja, und nebenher wird auf ein Drumkit eingedroschen.

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Männer, die auf Gitarren starren

Ein Mensch ist prima, zwei Mensch ist Ärger. Mein Nähkästchen quillt über, ich plaudere mal etwas raus:

  • Neulich habe ich mich einer Gruppe von Podcaster*innen angeschlossen. Nach der ersten Aufzeichnung gab es Stunk, Diskussion, keine große Sache, es ging lediglich um ein Geräusch, und schon war ich kommentarlos vom Telestammtisch-Server gelöscht.
  • Als ich einen Moment nicht aufpasste, war meine letzte Band nicht mehr die meine und ich sah mich gezwungen, zu gehen.
  • Eine Paarbeziehung scheiterte an meiner Weigerung, mein Hab und Gut zu versetzen und in einem umgebauten VW-Bus um die Welt zu fahren.
  • Die Jungs aus meiner ersten Band, lange her, waren für ungezählte Jahre meine besten Freunde und Gefährten. Die Band zerbrach am Erfolgsdruck, die Freundschaften gleich mit.

Mensch und Mensch, so scheint mir, geht nicht. Egos kollidieren, Vorstellungen decken sich nicht, Pläne führen in verschiedene Richtungen. Ich persönlich habe kaum Bezug zu den Fantastischen Vier (zu der Band, die Superhelden mag ich sehr), aber der Band verdanken wir einen schönen Ausspruch, der mir oft in den Sinn kommt, wenn ich was auch immer mit anderen Menschen auf die Beine stellen will: Kein Applaus für Scheiße. 

Klar, des einen Scheiße ist des anderen Schokolade. Sein Plan, ihre Idee, die mich angeht, mich involviert, sind gut gemeint, mit Leidenschaft befeuert, aber deshalb auch gut? 

Hör mal, ich habe eine großartige Idee für einen Song. Schau mal, meine Arbeitskollegin sagt, dass man dort wunderschön Urlaub machen kann. Probier mal, ich habe ein neues Rezept getestet. Wir sollten uns öfter mit Thomas und Tanja zum Brettspielabend treffen, die beiden sind voll nett. Nein, sollten wir nicht. 


Unser Autor René ist selbst Musiker und passionierter Pop-Fan. Als etwas älteres Semester musste er von Boybands in Baggy Pants über Grunge bis K-Pop schon so einiges mitmachen. In seiner Kolumne „riffs & rants“ blickt er für uns mehr oder weniger regelmäßig auf neue Musik, Trends und Pop-Phänomene.


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