Die Sauna: Rock-Reise auf deutsch

Wer auf der Suche nach kernigen Bandnamen ist, der wird schnell feststellen, dass ein zufriedenstellendes Ergebnis nicht unbedingt einfach zu finden ist. Eine Band aus dem Süden der Republik hatte eine eher ungewöhnliche, wenn auch sicherlich einprägsame Idee: Gemeinsam sind die sechs jungen Männer nämlich als Die Sauna unterwegs.

Nach einer ersten EP 2017 spielte Die Sauna unter anderem als Vorband für Tocotronic. In Vorbereitung auf ihr Debut-Album, das am 30. August erscheinen wird, hat die Band vor kurzem mit „Das Ende“ bereits eine erste Single herausgebracht, die Tour durch den deutschsprachigen Raum ist für Oktober geplant.
Musikalisch bewegen sich Die Sauna zwischen Deutschpop, Punk und Shoegaze-Rock. Das Musikvideo wirkt auch optisch, als hätten sich die sechs via Zeitmaschine das ein oder andere Jahrzehnt zurückgebeamt. Statt auf klassische Bandhierarchien zu setzen, legen Die Sauna in ihrer Musik Wert darauf, dass die Stimme von Sänger Matthias Berg gleichwertig neben den Instrumenten der Bandkollegen an Drums, Gitarren, Bass und Keyboard steht, ohne die Songs allzu sehr zu dominieren. Der Klang wird dadurch dicht und stimmungsreich, der Fokus liegt gleichmäßig verteilt.

Fazit: Die Sauna sind nicht nur vom Namen her unkonventionell. Mit So schön wie jetzt war es noch nie darf man sich auf ein energiegeladenes Konzeptalbum freuen.

Ultraschall im Interview: „Unser Ascheregen ist die Post vom Finanzamt“

Tim Eulenspiegel ist Lead-Gitarrist und zweiter Sänger der Koblenzer Band Ultraschall (hier geht’s zum originalen Beitrag). Ein Gespräch über Schaffensdrang, die neue Single und ein Bandleben trotz Alltagshürden.

Musik unterm Radar: Alternative Rock und deutscher Sprechgesang klingt erst einmal nach einer untypischen Kombination. Wie hat sich euer Stil entwickelt? Gibt es musikalische Vorbilder, auf die ihr euch alle einigen könnt?

Tim Eulenspiegel: Wir fühlen uns ein bisschen als das deutsche Baby von den Red Hot Chili Peppers und Rage Against The Machine. Die Koblenzer Musikszene ist eher klein, so haben wir uns schnell gefunden und der Stil stand dann auch recht bald fest. Überhaupt sind wir eine totale Jam-Band und basteln mit Melodie- und Textschnipseln im Proberaum so lange bis uns ein Thema gefällt.

Eure neue Single „Ascheregen“ ist ein ziemlich lauter, wütender Song. Ich höre junge Menschen, die um ihren Platz im Leben kämpfen. Trifft das zu?

Ja, schon. Der Ascheregen ist im Grunde all das, was im Leben so auf einen einprasselt. Im Hinterkopf hatten wir natürlich die junge Generation, aber eigentlich haben Menschen jeden Alters ihren Ascheregen. Es geht um dieses Gefühl, dass da ein „Ich“ auf der Suche ist und dass man nicht der einzige ist, dem das so geht. Das war eigentlich auch der Grundkonsens für die ganze EP.

Ihr vier seid mit Anfang 20 auch Teil dieser Generation. Was ist euer persönlicher Ascheregen als Band?

Zum Beispiel die Post vom Finanzamt. Dann muss man Steuern zahlen, hat kein Geld fürs Studio und auf dem Weg zum Konzert hat auch noch der Sprinter einen Platten.

Du hast schon angesprochen, dass man „Ascheregen“ auch auf eurer aktuellen EP Odyssee findet, die jetzt schon ein paar Monate draußen ist. Wie ist die Resonanz bisher?

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Julian Leucht & The Night Bus Strangers: Hamburger Blues

Mal verträumt, mal auf dem Boden der Tatsachen: Der Blues funktioniert in jeder Lebenslage – solang die Melancholie nicht zu kurz kommt. Julian Leucht & The Night Bus Strangers spielen sich durch seine Facetten.

Namensgeber und Frontmann Julian Leucht steuert neben seiner Stimme Gitarre und Mundharmonika bei. Bei den Night Bus Strangers handelt es sich um Bastian Grätz am Bass und Johannes Finter am Schlagzeug. Dieses Jahr hat das Hamburger Trio mit III sein neues Album herausgebracht, aufgenommen in drei Tagen und drei Nächten.
Zusammen stellen Julian Leucht & The Night Bus Strangers authentischen Folk- und Blues-Rock auf die Beine. Die raue Stimme von Frontmann Leucht klingt trotz seines jungen Alters wie vom Leben gezeichnet – oder wie er selbst sagt: nach „billigem Whiskey von der Tankstelle“. Und auch sonst machen die drei dem Genre alle Ehre: Bluesige Gitarrenakkorde legen sich in ihren Songs auf präsenten Bass, der Schlagzeuger fängt Feeling ein und setzt Akzente, dazu kommt natürlich die stilechte Blues Harp.

Fazit: Mit lässiger Art setzen Julian Leucht & The Night Bus Strangers den Blues in modernes Licht.

  • Meilensteine:
    • 2014 Debut Blue Motel
    • 2016 Depraved & Wonderful
    • 2019 III
  • Umleitung:

Love Machine: Psych-Rock zum Abschweifen

Etwas Hall, schwebende Gitarrenmotive und zwischendurch ein wenig abgedrehtes Flötenspiel – so funktioniert die Musik der deutschen Psychedelic-Band Love Machine.

Nach fünf Jahren Bandgeschichte, drei Alben und etwas Besetzungskarussell kommt die Düsseldorfer Band nun mit neuen Projekten zurück. Gerade stehen Love Machine am Anfang einer ausgedehnten Tour. Insgesamt bis Ende November kann man die vier hierzulande live sehen, außerdem steht wohl schon eine neue EP in den Startlöchern.
Lange Haare, Voll- und Schnurrbärte prägen die Erscheinung der Psychadelic- und Garage-Rocker. Aber nicht nur das Auftreten des Quartetts ist auf den ersten Blick etwas skurril – auch die Musik von Love Machine hat Wiedererkennungswert: Die Sounds sind experimentell und verträumt, inhaltlich geht es auch mal um die Lieblingspizza und besonders die tiefe Stimme des Sängers ist charakteristisch und raumeinnehmend.

Fazit: Gerade die Kombination aus Musik und Erscheinungsbild macht Love Machine zu einer Besonderheit.

Skratchwork: lässige Indie-Rocker

Mit einer Mischung aus Garagen-Proberaum-Flair und professionell eingespieltem Team gehen die Jungs und Mädels von Skratchwork ihrer Leidenschaft, dem Indie-Rock, nach.

Skratchwork gibt es seit 2016, ihre erste EP ist seit 2018 auf dem Markt. Hinter Sängerin und Keyboarderin Tanja Lerchl stehen außerdem Andrej Prescher an der Gitarre, Allan Bober (Drums) und Luna Lidl (Bass). Seit Anfang Juni ist mit Newborn Orphan Puppy die zweite EP der Münchner erhältlich.
Typisch für Skratchwork ist ihre Musik abseits von klassischen Pop-Melodien. Stattdessen zeigt Sängerin Tanja mit ihrer intensiven Stimme schnell auf, wo es lang geht. Die anderen Bandmitglieder steuern einen rockigen Unterbau bei und haben innerhalb der Songs genug Raum, sich musikalisch auszuleben. So hört man die einzelnen Instrumente schön heraus und obwohl jeder sein eigenes Ding macht, passt alles einwandfrei zusammen und es entsteht ein besonders charakteristischer Klang.

Fazit: Skratchwork machen zwar keine typischen Ohrwurmsongs, dafür strahlen sie eine gehörige Portion Coolness aus.

  • Meilensteine:
    • 2018 EP Fear-Minded Euphoria
    • 2019 EP Newborn Orphan Puppy
  • Umleitung:

JaaRi im Interview: „Wir haben so viele Songideen, dass uns die Titel ausgehen.“

Lauschiger Abend, Vögelgezwitscher, immer noch kräftige Sonnenstrahlen. Für ein Treffen mit dem Sänger einer Grunge-Noise-Punkrock-Band stellt man sich eigentlich eher Sturm und düstere Wolken vor, aber Patrick hat einen Park am Berliner Ostkreuz vorgeschlagen und das Wetter zeigt sich von seiner ungrungigsten Seite.

Musik unterm Radar: Patrick, mit deinen beiden Bandkollegen Maik und Robert spielst du in der Band JaaRi. Samstagabend steht der Release-Gig für euer Debutalbum an. Habt ihr Bock?

Patrick Bäthge: Ja, total! Wir haben wahnsinnig viel Arbeit in die Band gesteckt und sind jetzt super dankbar für alle, die uns unterstützt haben, von den Crowdfundern bis zum Fotografen. Nach mehreren EPs war die Crowdfunding-Kampagne eine sehr spontane Idee und wir waren total überrascht, dass nach wenigen Tagen schon 1000 Euro zusammengekommen waren.

Euer Albumtitel verspricht „The Full Range“, also die volle Bandbreite. Was genau erwartet einen auf eurem Debutalbum?

Sehr viel verschiedenes. Wir haben mit einem Saxophonisten und einem Trompeter zusammengearbeitet, einen befreundeten Texaner haben wir den Text für Opening und Ending einsprechen lassen. Für manche Songs habe ich direkt nach dem Aufwachen meine Träume aufgeschrieben – das kann ich übrigens sehr empfehlen! Und mit „Cpt Missgunst“ ist auch ein deutscher Song dabei, da haben wir die besten Passagen von einem unfertigen alten Text genommen und einfach reingeschrien.

Als ich das erste Mal eure Tracklist gesehen habe, bin ich gleich stutzig geworden: Warum steht hinter eurem Songtitel „Herbert“ der Zusatz „sung by Michael Stipe“, also dem Sänger der Rock-Band R.E.M?

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Annie’s Style: EP für die Freiheit

Kraftvolle Grooves und fetzige Songs sind im Anmarsch – und sie kommen aus Münster. Hier nämlich hat die Indie-Band Annie’s Style ihren Heimathafen.

Die fünfköpfige Gruppe Annie’s Style besteht aus Sängerin Helen Stegemann, Gitarrist Simon Jöken, Julius Furth (Keyboard), Stephan Schiller (Bass) und Benny Doedt am Schlagzeug. Gemeinsam haben die fünf 2017 und 2019 je eine EP herausgebracht, weiter haben sie schon eine Vielzahl von Konzerten gespielt – unter anderem auf einer Gala für Udo Lindenberg – und sind mit ihrer zweiten EP Libre ganz aktuell noch bis Mitte Juni auf Tour durch die Bundesrepublik.
Annie’s Style gehen ganz im Rock und Pop auf, sind aber alles andere als Mainstream. In ihrer Musik klingen verschiedenste andere Genres durch, man findet hier funkige Akkorde in der Gitarre, Bluesrock-ähnliches Klavier, groovig-lässigen Bass und die beeindruckende Stimme von Sängerin Helen tut ihr übriges. Drummer Benny kann sowohl richtig Gas geben als auch etwas ruhiger treten und Stimmung einfangen, wodurch die ganze Truppe wunderbar zusammenpasst.

Fazit: Der Sound von Annie’s Style ist unverwechselbar. Jugendliche Energie und fünf selbstbewusste und unterschiedliche musikalische Charaktere treffen bei ihnen auf Professionalität, die Grenzen von Genres werden ausgetestet und neu definiert.

Musik-News: Neues Album von ESKALATION

Die Fakten:

Band: ESKALATION
Genre: Deutschrock
Das ist neu: Album Hunger (Release 17.5.2019)
Das steht an: Hunger Deutschland-Tour (18.5.-30.8.)

Die Analyse:

ESKALATION (hier geht’s zum Beitrag über die Band) haben mit ihrem neuen Album ein ausgereiftes Werk hingelegt. Wie man es von ESKALATION gewohnt ist, gibt es auch dieses Mal wieder deutsche Texte und ordentliche Bläser-Power. Und auch der Rest der Truppe hat bei den neuen Songs gut zu tun: Die Motive in Keyboard und Klavier haben Wiedererkennungswert, der Bass ist markant und liefert einen stabilen Unterbau, der Schlagzeuger haut ordentlich rein, zwischendurch experimentieren die Musikerinnen und Musiker mit etwas Elektronik.
Was die Themen angeht, hat die Band ebenfalls einiges im Repertoire, von Gesellschaftskritik und „Problemen für die guten Zeiten“ in ihrem Titel „Iss auf!“, über Partysongs wie „Kinder vom Zaun“ bis hin zu Katzencafés und Champagner im Whirlpool. Die sieben Mitglieder haben außerdem ein Händchen dafür, auch in schnellen Songs zwischendurch mal zu entschleunigen. Insgesamt ist Hunger eine starke Veröffentlichung und trifft sicherlich den Nerv des ein oder anderen Indie-Punk-Rock-Fans.

Vorbestellen kann man das Album hier.

Ultraschall: Alternative Funk

Rock, Funk und Sprechgesang auf Deutsch: Ultraschall lassen sich von angeblichen Genre-Grenzen nicht beirren und entwickeln ihren ganz eigenen Sound.

Die Koblenzer Band Ultraschall besteht aus dem Sänger und Gitarristen Lukas Uhlich, Tim Eulenspiegel (Gitarre, Vocals), Valentin Lorenzen da Silva am Bass und Yannic Daleiden (Schlagzeug). Die vier haben seit letztem Jahr zwei EPs veröffentlicht und sind gerade ganz aktuell auf den deutschen Bühnen unterwegs.
Ultraschall machen alternative Musik mit Einflüssen aus verschiedenen Genres. Ihre Songs leben von Rock-Riffs, treibendem Schlagzeug und funkigem Bass und E-Gitarre. Sehr charakteristisch ist auch der durchdringende, kräftige Sprechgesang von Sänger Lukas Uhlich, die ausnahmslos deutschen Texte scheinen Geschichten zu erzählen und sind sauber gereimt. Die Titel von Ultraschall sind voller Energie, werden ab und an unterbrochen von unvermittelt schwebenden Passagen, um sich dann wieder neu aufzubauen. Insgesamt hat die Band sicher das Zeug, frischen Wind in die deutsche Musikszene zu bringen.

Fazit: Jung und sympathisch ungestüm wirken die vier Musiker von Ultraschall. Schnell merkt man aber auch ein gutes Maß an musikalischem Gespür und die Fähigkeit, sich aus unterschiedlichen Genres eine charakterstarke eigene Richtung zu basteln.

  • Meisterwerk: „Tagedieb“
  • Meilensteine:
    • 2018 Debut EP Art Zu Sein
    • 2019 EP Odyssee
  • Umleitung:

Ultraschall war ein Tipp von Bloggerkollege Yannick von Wermis Worte Filmblog. Mit fokussiertem Blick aber immer auch einer persönlichen Einordnung findet man auf seiner Seite mit Leidenschaft gemachte Filmkritiken in kreativen Rubriken. Über Filmmusik schreibt er übrigens auch hin und wieder…

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Apewards: Rock-Überraschung aus Marburg

Von Classic Rock über bluesige Sachen bis in Richtung Psychedelic: Wer sich für guten Rock begeistern kann, ist bei Apewards genau richtig.

Ihre erste Bandergänzung in Form von Gitarrist Vincent Krause lernten die beiden Freunde Nico Gehle (Gitarre, Gesang) und Lukas Plümpe (Bass) 2012 über die „Ersti-Woche“ an der Uni kennen. Bald darauf stieß Frank Eckerle am Schlagzeug dazu – seitdem ist die Truppe vollständig. Anschließend ging es für Apewards direkt in die produktive Phase: Songwriting, Auftritte, mehrere CDs. Ihr neuestes Album We The Living ist im März 2019 auf den Markt gekommen.
Apewards basteln gekonnt musikalische Brüche in ihre Songs und geben sich nicht unbedingt mit den einfachen Rhythmen zufrieden. Überhaupt passt die Band gut zusammen: Ihre Soli sind kreativ, die Riffs in der Gitarre hart und rockig, die Basslines markant, der Drummer darf sich richtig austoben. We The Living ist außerdem eine ausgesprochen abwechslungsreiche Rock-Platte. „Isolated Ground“ baut sich von einem einzelnen rhythmisierten Ton am Anfang zu einer düsteren Epik auf, in „How Deep Is The Sea“ klingt ein bisschen mehr Blues Rock durch und Songs wie „Weightless“ legen mit einem starken Einstieg vor und sind schön klassische Rocknummern. Apewards sind außerdem sehr für den Überraschungseffekt: Immer wieder gibt es scharfe Akzente und Synkopen. Jedes Instrument tritt mal hervor und bekommt hier seine Bühne, trotzdem ist der Klang oft ziemlich mächtig.

Fazit: Apewards sind in vielen Facetten des Rock zuhause. Ihre neue CD ist vielseitig und macht Lust auf mehr.

  • Meisterwerk: „Weightless“
  • Meilensteine:
    • 2016 Debut Tales Of Cloud Forest
    • 2018 Livealbum Live In Cloud Forest
    • 2019 We The Living
  • Umleitung:
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