Lauschiger Abend, Vögelgezwitscher, immer noch kräftige Sonnenstrahlen. Für ein Treffen mit dem Sänger einer Grunge-Noise-Punkrock-Band stellt man sich eigentlich eher Sturm und düstere Wolken vor, aber Patrick hat einen Park am Berliner Ostkreuz vorgeschlagen und das Wetter zeigt sich von seiner ungrungigsten Seite.
Musik unterm Radar: Patrick, mit deinen beiden Bandkollegen Maik und Robert spielst du in der Band JaaRi. Samstagabend steht der Release-Gig für euer Debutalbum an. Habt ihr Bock?
Patrick Bäthge: Ja, total! Wir haben wahnsinnig viel Arbeit in die Band gesteckt und sind jetzt super dankbar für alle, die uns unterstützt haben, von den Crowdfundern bis zum Fotografen. Nach mehreren EPs war die Crowdfunding-Kampagne eine sehr spontane Idee und wir waren total überrascht, dass nach wenigen Tagen schon 1000 Euro zusammengekommen waren.
Euer Albumtitel verspricht „The Full Range“, also die volle Bandbreite. Was genau erwartet einen auf eurem Debutalbum?
Sehr viel verschiedenes. Wir haben mit einem Saxophonisten und einem Trompeter zusammengearbeitet, einen befreundeten Texaner haben wir den Text für Opening und Ending einsprechen lassen. Für manche Songs habe ich direkt nach dem Aufwachen meine Träume aufgeschrieben – das kann ich übrigens sehr empfehlen! Und mit „Cpt Missgunst“ ist auch ein deutscher Song dabei, da haben wir die besten Passagen von einem unfertigen alten Text genommen und einfach reingeschrien.
Als ich das erste Mal eure Tracklist gesehen habe, bin ich gleich stutzig geworden: Warum steht hinter eurem Songtitel „Herbert“ der Zusatz „sung by Michael Stipe“, also dem Sänger der Rock-Band R.E.M?
Das habe ich eigentlich nur geschrieben, um die Leute zu verwirren. Und es hat geklappt, ich werde ständig darauf angesprochen. Der Titel ist das einzige richtige Liebeslied auf dem Album – und das dann ausgerechnet „Herbert“ zu nennen, fand ich irgendwie witzig. „Sung by Micheal Stipe“ ist ein Zitat aus dem Chorus.
Als Lead-Sänger bist du auch der Hauptsongwriter der Band. Wie entsteht ein JaaRi-Song?
Ich schreibe etwa 80 Prozent unserer Lieder. Meist sitze ich mit der Gitarre auf der Couch und lasse das Aufnahmegerät mitlaufen, sobald mir etwas einfällt. Die Demos bringe ich dann mit in den Proberaum und die anderen beiden entwickeln sie weiter. Manchmal schreibe ich 20 Songs auf einmal, dann fällt mir wieder eine Zeitlang gar nichts ein. Wir haben inzwischen so viele Demos, dass uns die Titel ausgehen. Ich bin jetzt dazu übergegangen, Demos nach Farben zu benennen.
Was hat eigentlich euer Bandname zu bedeuten?
Wir haben uns 2016 gegründet und hatten uns, bis wir unseren ersten größeren Auftritt bekommen hatten, noch keinen Namen überlegt. Dann musste es recht schnell gehen und wir haben einfach Ideen gesammelt. Einer meiner Lieblingsmusiker heißt Jarii mit Vornamen und mir hat sowieso die Idee gefallen, eine Band mit einem Vornamen zu benennen. Wenn man JaaRi googelt, kommt übrigens erst mal ziemlich viel indischer Kram. Das Wort heißt auf Hindi wohl so etwas wie „läuft!“. Damit können wir uns auch ganz gut identifizieren.
Der Song „Martha“ sticht auf dem Album besonders hervor: Er hat fast keine Vocals, die Taktart ist ungewöhnlich und das Ganze ist nach einer Frau benannt. Wie ist der Song entstanden und wer ist Martha?
Für „Martha“ haben wir eine sehr musikalische Freundin als Gast dazugeholt. Mit ihr habe ich auch früher schon zusammengearbeitet und es ist wirklich ein toller Song entstanden. Der Titel ist weniger spektakulär… meine Oma heißt Martha.
Als Musiker in Berlin zu leben – ist das eher ein Vorteil wegen der vielen Möglichkeiten, oder ein Nachteil wegen der starken Konkurrenz?
In Berlin aufzufallen ist natürlich super schwierig. Wir machen jetzt schließlich weder Elektro noch tragen wir nur orangene Klamotten oder so. Dazu kommt, dass wir trotz Label alles an Auftritten, Werbung und Organisation selbst machen. Aber wir machen unser eigenes Ding, haben richtig Bock auf unsere Musik und Berlin ist einfach geil. Und dann ist es den Aufwand wert.
JaaRi spielen ihr Release-Konzert am 8. Juni im Berliner Cortina Bob. The Full Range ist ab jetzt als Download, auf Streamingdiensten, iTunes und in limitierter Anzahl auch als Vinyl erhältlich. Für Oktober/November ist außerdem eine Tour nach Halle, Magdeburg, Berlin, Braunschweig, Salzwedel und Cottbus geplant. Wer up to date bleiben will, guckt sich auf der Facebookseite um.