Schimmerling aka Simon Klemp begegnete mir zum ersten Mal vor x Jahren auf einer kleinen Bühne in unserer Stadt. Zur akustischen Gitarre spielte er seine Songs mit der ihm eigenen fiebrig-rastlosen Attitüde, großer Klappe und einem Gestus, der klar machte, dass er auf die große Bühne gehört.
Da ist er mit seinem aktuellen Projekt Schimmerling inzwischen angekommen. Nicht nur ich, auch Sony erkannte das Potential des Bonners mit der diskutablen Frisur und nahm ihn unter Vertrag. Mit seiner großartigen Band im Rücken durfte er neben der aktuell nicht enden wollenden Ochsentour frühe Slots bei Rock am Ring und Rock im Park 2022 absolvieren.
The Livelines bewegen sich zwischen klassischem Gitarren-Rock mit einschneidenden Soli, rotzigen Akkorden und stampfenden Drums auf der einen und melodischem Pop-Gesang auf der anderen Seite. Die Songs der Osnabrücker klingen massig, sind voller Power und kommen ohne große Schnörkel aus.
Gemeinsam mit Sängerin Maria Koltsov steuernErik Halilaj an der Gitarre, Hannah Oberste-Wilms an Keyboard und Backing Vocals, Vincent Weiss am Bass und Marius Holkenbrink an den Drums ihren Rock-Dampfer durchs Fahrwasser. Gegründet als Schüler*innenband einer Musikschule mit einem Faible für Cover haben The Livelines sich in ihrer bisher sechsjährigen Bandgeschichte zu einer Truppe mit Charakter und eigenem Sound entwickelt. In ihrer niedersächsischen Heimat hat die junge Band schon den ein oder anderen Newcomer-Preis abgesahnt und außerdem eine erste EP veröffentlicht.
Wer noch keine Tickets hat: Ab dem 27. April ist die Schweizer Indie-Truppe Prince Jelleh auf Tour und macht Halt in München, Zürich, Stuttgart, Köln und Hamburg. Songwriter und Sänger Lukas und Drummer Samuel haben sich Zeit genommen und mit Musik unterm Radar über Beat-Basteleien, Nashville und ihre Konzerte mit The Gardener & the Tree gesprochen.
Eure letzte EP habt ihr Porcelain genannt. Ihr singt in den fünf Songs unter anderem über moderne, fragile Männlichkeitsbilder. Auch Porzellan ist ja etwas sehr Zerbrechliches. War das der Hintergedanke zu diesem Titel?
Lukas: Ja, genau. Auf der EP gibt es den Song „Porcelain Fingers“. Hände verbindet man ja oft mit Stärke. Und Porzellan steht einerseits für Zerbrechlichkeit und andererseits auch für das Schöne an Zerbrechlichkeit. Porzellanfinger waren für mich deshalb eine schöne Metapher. Samuel und ich arbeiten auch beide als Illustratoren und sind visueller Kunst allgemein sehr verbunden.
Diese Woche startet eure Tour zur EP. Seht ihr euch eigentlich eher als Live-Band oder als Studio-Band?
Lukas: Mittlerweile macht uns das Studio auch wirklich Spaß. Das hat aber gedauert, wir sind schon eher eine Live-Band. Die sofortige Reaktion auf die Musik und die Energie vom Publikum ist einfach sehr besonders.
Samuel: Im Studio sitzt man viel am Computer oder Mischpult und diskutiert. Für mich ist es am schönsten, im Proberaum oder auf der Bühne zu sein, gemeinsam in dem Moment etwas Neues zu machen und sich auf den Ort einzulassen. Es kommt ja total drauf an, ob man in einem kleinen Club vor 40 Leuten spielt oder als Vorband für 800.
Als Vorband wart ihr schon mit The Gardener & the Tree auf Tour. Wie war das für euch?
Der 29-jährige Early James ist ein Musiker, den man im Blick behalten sollte. Auf das Talent des Folk-Rockers ist immerhin kein anderer als Dan Auerbach von den Black Keys aufmerksam geworden. Der nahm ihn daraufhin auf seinem Label Easy Eye unter Vertrag und nahm ihn als Vorband auf Tour mit. In Auerbachs Studio in Nashville sind außerdem sowohl Early James` Debüt als auch sein zweites Album Strange Time To Be Alive aus dem letzten Jahr entstanden.
Early James macht Folk – aber nicht von der weichgespülten Variante, sondern rotzig und voller Ecken und Kanten. Dabei hat er nicht den einen Sound, sondern trägt seine eigenwillige Art in verschiedene Genres. In „Harder To Blame“ ist die E-Gitarre rough und das Schlagzeug massig, „Racing To A Red Light“ ist ein sanfter Bluessong und der Titeltrack „Strange Time To Be Alive“ hat einen Countryeinschlag und bleibt vorwiegend akustisch, hin und wieder setzt eine wohlabgeschmeckte Jazz-Orgel ein. Bindeglied zwischen den verschiedenen Stilen ist die außergewöhnliche Stimme von Early James: Rau, trotzig und durchdringend zeigt sie den Weg auf.
Die BerlinerKicker Dibsstehen für Rock mit Drive und deutschen Texten. 2021 kam das Debüt-Album der Jungs raus, Musik machen sie aber schon viel länger – und das hört man auch. Die drei sind ein eingespieltes Team und basteln mit Bass, Gitarre, Drums und Gesang tanzbare Indie-Rock-Songs. Für ihre Single „So’n Gefühl“ bekamen die drei auch noch Unterstützung von Madsen-Frontmann Sebastian Madsen.
Auf scharfkantigen Instrumentals baut sich bei der Berliner Band zügig Energie auf, die nach vorn zieht. Im Mittelpunkt stehen die deutschen Texte im Songwriter-Stil. Wir hören die innere Zerrissenheit einer Generation, die irgendwo zwischen existentiellen Krisen, emotionaler Überforderung und Scheiß-drauf-Mentalität ihren Weg finden muss.
Ganz eindeutig halten Kamalanichts von ausgetretenen Wegen. An Gitarren, Dums, Bass und Gesang produzieren Eric, Theo, Henry, Hannes und Christian einen verspielten, unkonventionellen Rocksound und probieren in ihren Songs mit kniffligen Tonfolgen und Rhythmen herum.
Bei Kat Frankies Konzert am Freitagin Berlin stimmt alles: die Band, der Sound, die Fans – und der Star des Abends sowieso. Kat Frankie lacht viel, interagiert mit dem Publikum und wirkt wie die Ruhe selbst, schließlich ist das Konzert im ausverkauften Festsaal Kreuzberg für die langjährige Wahlberlinerin ein absolutes Heimspiel.
Die Berliner*innen haben lange gewartet auf diesen Abend. Nach coronabedingter Verlegung um ein Jahr startet pünktlich um acht Opener-Duo Theyy (Kats Bassistin Shanice Ruby Bennett zusammen mit Sängerin Erika Emerson) mit seinem genialen modern-souligen Sound und smoothem Bass.
Nach ihrer Vorband lässt Kat Frankie ihre Fans noch eine Weile warten, bis sie kurz nach neun auf der Bühne erscheint. Dafür legt sie direkt los mit dem fantastischen Titeltrack ihres neuen Albums „Shiny Things“. Danach der sphärischere Song „Healer“, den die Keyboarderin der Band mit tollem Gesangspart unterstützt – der Saal jubelt. Kat wirkt zwischen den Songs oft selbst ganz berührt von dem derart begeisterten Publikum.
Dreamrocknroll ist nicht nur der Name des ersten Albums von The VOO, sondern beschreibt auch treffend den Musikstil der Band.
Die Gründungsmitglieder von The VOO sind der Kontrabassist Andrew Krell und sein Ben Galliers, der für Gesang und Gitarre verantwortlich ist. Das Duo hat sich kurz vor der Pandemie in Hamburg kennengelernt und in ihrem ersten Jahr gleich ein Debüt-Album herausgebracht. Musikalisch ergänzten sich die beiden wunderbar auf spielerische Weise und der Sound ist alles andere als von der Stange. Beim Anhören taucht man ab auf eine Reise, die einen über 50er-Jahre-Surf bis Indie-Rock, von Psychedelic bis Alternative führt. Seit dem plötzlichen Tod Andrew Krells Anfang des Jahres während der Aufnahmephase für das zweite Album führt Ben Galliers das Projekt nun allein fort und veröffentlicht im Oktober Brother VOO in Gedenken an seinen Band-Partner.
Nach mehreren Alben und EPs und Konzerten in Europa, den USA und China, erscheint Ende August das neue Album der Blackberries unter dem Titel Vorwärts Rückwärts. Als Vorgeschmack hat das Quartett aus Solingen die beiden Single-Auskopplungen „After The War“ und „Modern Musketeer“ vorgestellt.
The Ella aus Chemnitz verarbeiten in ihren Songs Themen wie mentale Gesundheit, die Klimakrise oder toxische Beziehungen. Das Ganze verpacken sie in einer mitreißenden Indie-Britpop-Punk-Mischung.
Obwohl Gideon Liebmann und Filip Bayer schon gemeinsam im Kindergarten waren, brauchte es noch eine ganze Weile, bis die beiden so richtig einen Draht zueinander fanden. Geklappt hat es dann über die Musik. Als Jugendliche spielten sie gemeinsam in einer Band, ihr Duo The Ella gründeten die beiden 2019 während der Abizeit. Ihre erste EP steht gerade in den Startlöchern: Am 25. Februar erscheint Stereo Smoking. Auf der EP zu hören sind fünf abwechslungsreiche Songs plus Intro. Sänger Filip singt die englischen Lyrics mit passiver Coolness. Darunter legt er mit der E-Gitarre rhythmische Akkorde, deren britischer Sound fasst ein bisschen trotzig wirkt. Drummer Gideon treibt mit seinen durchschlagenden Schlagzeugbeats die Songs voran.
Fazit: Drums, Gitarre, Vocals: Bei The Ella legt jede Komponente der Musik eine packende Rhythmik an den Tag.