Prada Meinhoff im Interview: „Musik zu machen ist ein explosiver Prozess“

Das Duo Prada Meinhoff startet diese Woche die „Koma-Tour“. Mit einer frischen EP im Gepäck geht es zwölf Tage lang durch neun deutsche Städte. Zwischen Radiointerviews und Bandproben hat sich Bassist René Riewer Zeit für Musik unterm Radar genommen. Ein Gespräch über Kreativität, Rockband zu zweit und den Stress des Lebens.


Musik unterm Radar: René, gemeinsam mit der Sängerin Christin Nichols bist du jetzt seit drei Jahren unter dem Namen Prada Meinhoff unterwegs. Für diejenigen, die noch nie einen Song von euch gehört haben, wie würdest du eure Musik beschreiben?

René Riewer: Beats, Bass und Stimme. Wir machen Elektropunk aufs Maul.

…da hört man jetzt schon heraus, dass man bei euch nicht unbedingt die schnulzigen Liebeslieder findet. Worum geht es in euren Texten?

Um die ehrlichen, ungeschönten Dinge des Lebens. Wir sind beide um die 30, da hat man denke ich doch die ein oder andere Erfahrung gesammelt, die man mit Anfang 20 so noch nicht hatte. Wir propagieren keine heile Disney-Welt. Wir beschäftigen uns in unseren Songs damit, wie es wirklich ist, mit echten Sehnsüchten, Ängsten und Herausforderungen und ich hoffe, dass sich da die Menschen wiederfinden können.

Ihr habt vor einem halben Jahr eure Debut-Platte veröffentlicht, die neue EP Stress gibt es jetzt seit zwei Wochen. Dazu beginnt in ein paar Tagen die Koma Tour, eure erste Headliner-Tour. Bei so viel Programm in so kurzer Zeit, scheint ihr ja ein schnelles Arbeitstempo zu haben. Wie läuft das bei euch ab, von der ersten Idee bis zur fertigen EP?

Bei der neuen EP ging es tatsächlich recht schnell. Aber der Prozess ist bei uns immer sehr explosiv. Die meisten unserer Songs entstehen an einem Tag, sind totale Momentaufnahmen. Meist macht Chrissi den Text und ich das Musikalische, aber wir entwickeln die Songs immer zusammen. Oft gibt es eine Idee und einer sagt: „Ich nehm das mal eben auf“. So ist zum Beispiel auch Keith auf der neuen EP entstanden, da haben wir bei Chrissis Gesang sogar direkt den ersten Take genommen. Dazu kommt, dass wir beide neben der Band noch anders unterwegs sind, um unser Brot zu verdienen. Trotzdem arbeiten wir jeden Tag an Prada Meinhoff. Wir proben viel und organisieren unsere Tour selbst, da fällt einiges an Arbeit an. Von daher passt Stress schon ganz gut zu der EP.

Auf welchen der Songs seid ihr besonders stolz?

Sie sind schon alle besonders. Stress war von den Songs auf der EP der erste, den wir gemacht haben und war eigentlich, bis er gemixt wurde, immer mehr so die punkige B-Seite. Nach dem Mix haben wir direkt gedacht: geil, das wird der erste Song, so nennen wir die EP, dazu machen wir das Video. Melancholie dagegen hat musikalisch ein bisschen länger gebraucht. Der Titel donnert zwar auch ziemlich nach vorne, hat aber ein ganz eigenes Schweben. Chrissi singt dort auch etwas anders und die Vocals ergänzen sich sehr schön mit dem monotonen Bass.

Wie funktioniert bei euch die Zusammenarbeit als Duo? Stört es manchmal, immer einen Konsens finden zu müssen, weil keine Mehrheitsentscheidung möglich ist? Und gibt es Situationen, in denen man denkt, so ein Drummer oder Gitarrist wäre jetzt mal ganz nett?

Wir sind halt ein Team. Es ist klar, dass man mal unterschiedlicher Meinung ist, aber das ist auf der ganzen Welt so. Da muss man dann eben die Köpfe zusammenstecken und das ausdiskutieren. Aber Prada Meinhoff ist wirklich unser Baby und hat absolute Priorität. Wir können zu zweit Rockmusik auch einfach mal ein bisschen anders gestalten, als in der Standardbesetzung. Wir finden es spannend, einen raumfüllenden Bass zu haben, der das Fundament vorgibt, oder das Ganze so zu manipulieren, dass er mal wie eine Gitarre klingt.

Ich war sehr überrascht, als in dem Musikvideo zu eurem Song Cocktail plötzlich der unter anderem aus dem „Tatort“ bekannte Schauspieler Boris Aljinovic auftauchte. Wie ist denn diese Kooperation entstanden?

Der ist tatsächlich ein Freund. Chrissi arbeitet auch als Schauspielerin und kennt Boris aus ihrer Theatererfahrung. Er findet die Band toll und hat das dann gerne mitgemacht. Er ist ein sehr cooler Typ, ist auch zu unserer Release-Feier gekommen und hat auf der Bühne mitgetanzt.

Meine Lieblingsliedzeile von euch ist glaube ich „Schwermut ist nicht tanzbar“ aus dem Titel Stress. Habt ihr auch eine?

(lacht) Ja, die ist wirklich gut geworden. Eine schöne Zeile wäre vielleicht noch „Schluss mit sich im Kreis drehen wie Kartfahren mit Mario“, aber es sind einige gute dabei. Ich finde, Chrissi macht ganz großartige Texte und sie schreibt wirklich mit dem Herzen. Ich finde mich in allem wieder, was sie textet und ich glaube, für jeden ist etwas dabei, wenn man sich da mal durchhört.

Kannst du uns abschließend noch einen kleinen Ausblick in die Zukunft von Prada Meinhoff geben? Wo wollt ihr noch hin, was sind die Pläne für 2019?

Also wir würden gerne Rammstein supporten nächstes Jahr. (lacht) Ich sag das jetzt einfach mal so, vielleicht bringt es ja was, man soll ja immer visualisieren. Aber auf jeden Fall gibt es neue Musik, wir gehen wieder auf Tour und spielen auf Festivals. Wir werden also definitiv weiter machen, mit dem, was wir tun, da kann man sich drauf verlassen!

René, ich danke dir für dieses Gespräch und wünsche euch viel Erfolg.

Prada Meinhoff sind im Laufe ihrer Tour vom 6.12. bis 17.12. in Hamburg, Oberhausen, Frankfurt (Main), Hannover, Nürnberg, Berlin, München, Trier und Köln zu sehen. Karten dafür gibt es hier, wer in die neue EP reinhören möchte, findet sie hier.