Behind The Scenes | Ein Tag im Tonstudio

Sonntag: Aufnahme läuft

Aufnahmeleuchte im Blackbird Music Studio © Katharina Köhler – alle Rechte vorbehalten

Während das Melt Trio im Aufnahmeraum in seine Musik vertieft ist, sitzt Michael Ungerer inmitten von Armaturen mit leuchtenden Schaltflächen und Monitoren im Control Room des Studios. Über ein Fenster und einen großen Bildschirm hat er den Aufnahmeraum im Blick, mit einem Mikrofon hält er Kontakt zur Band. Auf seiner Konsole kann er sämtliche Spuren einzeln ansteuern. So lässt sich beispielsweise auch mal nur die Bass Drum vom Schlagzeug anhören.

Auch bei den Abläufen im Studio gibt es Unterschiede. So nimmt das Melt Trio alle Tracks gemeinsam auf. Möglich ist aber auch, einzelne Instrumente erst im Nachhinein aufzunehmen oder aber allen Musikerinnen und Musikern nacheinander eine vorher aufgenommene Guide-Spur (etwa eine Gitarren- oder Schlagzeugspur) auf den Kopfhörer zu spielen und sie dazu spielen zu lassen. Um Takt und Tempo besser zu halten, kann auch ein Metronom-Klick über die Kopfhörer helfen.

MICHAEL UNGERER
Sound Engineer Blackbird Music Studio © Katharina Köhler

Ungerer arbeitet seit seinem Studium in den USA als Sound Engineer. Über seinen Beruf sagt er: „Klar ist es in erster Linie Aufnahmen machen und dafür sorgen, dass es geil klingt.“ Aber: „Du bist auch immer ein bisschen Psychologe, ein bisschen Moderator. Du musst schauen, dass die Stimmung immer oben ist und dass ein guter Vibe herrscht. Denn nur wenn Musiker sich wohlfühlen, spielen sie auch gut.“ Das hört sich einfacher an, als es ist. Auch das Melt Trio gibt zu, dass die Arbeit im Studio zwar vor allem Spaß macht – aber eben auch sehr anstrengend ist. „Danach muss man gefühlt erst mal auf Kur“, witzelt Peter Meyer. Schließlich verlangen acht bis zehn Stunden im Studio der Konzentration einiges ab.

BERNHARD (li.) und PETER MEYER
© Katharina Köhler

Ungerer erzählt, in seiner Erfahrung sei es bei Bands oft der dritte Tag, an dem die Stimmung kippen würde: „Dann zicken sich die Musiker plötzlich an. Da muss man schauen, dass man dann halt mal eine Stunde raus an die frische Luft geht, ein Kickerturnier macht oder so.“ Auch Bassist Bernhard Meyer kennt das Problem, wenn auch nicht in solch dramatischem Ausmaß: „Der Killer ist immer, wenn man zu viel diskutieren muss.“ Das Melt Trio geht alle Ideen deshalb möglichst schon im Vorfeld durch. Dass im Studio dann trotzdem noch einmal etwas umgeworfen wird, komme aber dennoch immer wieder vor: „Man schmeißt von einem Stück drei von vier Seiten weg und spielt nur die erste Seite – so was kann schon mal passieren“, erzählt Peter Meyer.

„Du kannst dich nur voll auf deine Musik konzentrieren, wenn du das ganze Drumherum nicht machen musst.“

– Michael Ungerer

Auch wenn Bands inzwischen ihre Songs immer öfter auch selbst zuhause oder im Proberaum aufnehmen würden, beobachtet der Sound Engineer, dass die Leute immer noch gern ins Studio kommen würden, um die technischen Faktoren auch mal abgeben zu können. „Die wollen ja Musik machen und du kannst dich eigentlich nur voll auf deine Musik konzentrieren, wenn du das ganze Drumherum nicht machen musst. Plus eben ein zusätzliches Paar Ohren – das ist ja auch immer gut.“

Über ein Fenster und einen Bildschirm im Control Room hat Michael Ungerer den Überblick. © Katharina Köhler – alle Rechte vorbehalten

Zwar sind im Blackbird Music Studio von Klaas Heufer-Umlauf und Barbara Schöneberger bis zu The Boss Hoss schon einige Berühmtheiten ein- und ausgegangen. Es sind dort aber längst nicht nur Profis unterwegs, die wie das Melt Trio schon genau wissen, wie sie klingen möchten. Etwas unerfahrenere Bands sind dann oft dankbar für Ungerers Erfahrung und Tipps. „Im Idealfall gibt es von den Bands schon Demos, die ich mir anhören kann. Und dann versucht man erst mal gemeinsam einen Sound zu entwickeln.“ Beim Aufnehmen hat Ungerer dann ein Auge darauf, ob sich Fehler einschleichen und hilft bei der Entscheidung, welcher Take am meisten groovt.

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