Behind The Scenes | Ein Tag im Tonstudio

„Und – läuft!“, sagt Michael Ungerer über sein Mikrofon an und startet per Knopfdruck die Aufnahme. Einen Raum weiter ist der Blick dreier Jazzmusiker konzentriert auf ihre Noten gerichtet, während sie sich durch ihre komplexen Rhythmen und Melodien spielen. Zusammen mit Sound Engineer Ungerer nehmen die beiden Brüder Peter (Gitarre) und Bernhard Meyer (Bass) mit Drummer Moritz Baumgärtner gerade Musik für das nächste Album ihrer Band Melt Trio auf. Es ist bereits der zweite Studiotag der Band, ein weiteres Wochenende werden sie noch brauchen, bis alle Takes im Kasten sind.

Freitag: Soundcheck

Zwei Tage zuvor ist Michael Ungerer noch mit dem Verkabeln für den Soundcheck beschäftigt. Im großen Aufnahmeraum des Blackbird Music Studio in Berlin herrscht Kabelsalat mit System. Verschiedenste Mikrofone müssen jedes der Instrumente abnehmen. Neben Gitarre und Bass bedeutet das auch je ein Mikrofon pro Trommel und Becken des Drumsets plus Overhead-Mikros, die das Schlagzeug als Ganzes aufnehmen. Damit sich Bass und Gitarre nicht mit hineinmischen, stehen die beiden Verstärker jeweils in einem anderen Aufnahmeraum. So können die Musiker beim Spielen trotzdem gemeinsam in einem Raum sitzen – ihre Musik wird ihnen über Kopfhörer wieder auf die Ohren gespielt.

Über Behind The Scenes:
Wie wird ein Musikvideo gedreht? Was machen Musikerinitiativen? Und wie organisiert man ein Festival? In unseren Reportagen blicken wir hinter die Kulissen der Musikszene, treffen spannende Personen und geben einen Einblick in Bereiche, die einem sonst vielleicht verschlossen bleiben. Für diese Folge haben wir eine Band und einen Tonmeister einen Tag lang im Studio begleitet.

Vor dem Soundcheck verkabelt Michael Ungerer das Schlagzeug von Moritz Baumgärtner. © Katharina Köhler – alle Rechte vorbehalten

Schnell wird klar: Allein die Wahl der Mikrofone scheint eine Wissenschaft für sich zu sein. Am Schlagzeug gibt Ungerer schmunzelnd einen Überblick: „Dieses hier zum Beispiel nennt man Bändchenmikrofon, das hat eine andere Klangeigenschaft als etwa dieses Großmembran-Kondensatormikrofon oder auch ein Kleinmembran-Kondensatormikrofon oder ein Großmembran-Röhrenmikrofon…“ Vom ausgewählten Gitarrenverstärker über den Mikrofon-Vorverstärker bis zum Equalizer kann der Tontechniker weiter am Sound feilen. „Das ist wie mit einem Instrument. Man kennt irgendwann die Klangeigenschaften und Charakteristika des jeweiligen Mikrofons oder Vorverstärkers und kann so den Klang mitgestalten“, so Ungerer.

Das Schlagzeug ist schon für den Soundcheck aufgebaut, jetzt kümmert sich Moritz Baumgärtner um seine Extras: Verschiedenste Percussion-Elemente hat der Schlagzeuger aus aller Welt angesammelt und platziert sie rund um seine Drums herum. Während Tonmeister Ungerer noch mit der Verkabelung beschäftig ist, entsteht so auch der ein oder andere lustige Dialog. Etwa als Ungerer neben dem Drumset eine kleine Metallkanne entdeckt: „Ist das auch ein Instrument oder ’ne Kaffeekanne?“ Baumgärtner: „Das ist jetzt ’ne Kaffeekanne.“

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