Starchild & The New Romantic: Songs, die Prince zu schreiben vergaß

Bryndon Cook ist ein Mann mit vielen Talenten. Mit dem Plan, Schauspielerei zu studieren, geht er nach New York, wird dort ein Akteur der Brooklyner Musikszene und kollaboriert unter anderem mit Dev Hynes (Blood Orange), Adam Bainbridge (Kindness), Chairlift, Solange Knowles und Maggie Rogers. Er modelt, steht für einige Serien vor der Kamera, und dann ist da noch sein liebenswertes Soloprojekt mit dem tollen Namen Starchild & The New Romantic.

Das klingt im Kern nach Eighties, R&B und Funk. „Champion Music for the Heartbroken“ nennt Cook es selbst und tatsächlich weht in all seinen Kompositionen ein Hauch von Schwermut mit, etwas sehnsüchtig Romantisches, wie wir es von Prince kennen, wenn es schneit im April oder wenn die Tauben schreien. Und selbst dann, wenn Cook uns zum Tanzen auffordert – und das macht er gern und mit Nachdruck – schwingt es mit, und wärmt oder bricht je nach Verfassung das Herz des geneigten Hörenden. Enter at your own risk.

Night Music, seine Debut-EP aus dem Jahr 2012, klingt noch homegrown, viel Hip-Hop nach eigener Fasson, beinhaltet aber schon alles, was mich an Cooks Klanguniversum begeistern soll. Da sind die warmen Synthesizer, eine unaufgeregte Funkiness, hörbar inspiriert von den Großen des Genres, jedoch ohne deren aufgeregte Attitüde. Melancholie, Liebe und Songs, die Prince zu komponieren vergaß. 2016 folgte mit Crucial – es existiert ein Prince-Bootleg mit demselben Namen – eine weitere EP, nun auf dem eigenen Label Ghostly.

Auf Language, seinem ersten Album von 2018, gelingt nicht alles. Wir hören Hits wie „Black Diamond“, mit Bläsern und allem Pipapo aus dem Funk-Baukasten, schwulstige, im Falsett gesungene Herzschmerz-Schnulzen („Mood“, „Ophelia’s Room“), und eine Menge toller tanzbarer Popsongs („Lost Boys“, „Can I Come Over?“). Obwohl alles eine Nummer größer produziert als zuvor, hinterlässt es nicht den nachhaltig guten Eindruck, den ich mir wünsche. Es mag sich nicht so recht zu einem Gesamtwerk zusammenfügen. Im Folgejahr erscheint eine Live-Version des Albums, auch die zündet bei mir nicht, zu verhalten ist die Darbietung. Vielleicht mangelt es am Mut zum Schmutz, weil die Aufnahme für die Veröffentlichung gelingen muss.

In den Jahren 2019 und 2020 dann die Alben VHS1138 und Forever, beide ganz wunderbar hörenswert. Cook etabliert sich mehr in der intimen, kleineren Variante seiner Lieder und Produktionen, was ihm besser steht als das zerrissene Language. Das Minimalismus zu nennen, wäre übertrieben. Nennen wir es Bescheidenheit, dass Cook seinen zum Teil großartigen Hooklines den Platz einräumt, den sie verdienen. Auch gibt es eine Wiedererkennbarkeit in den Sounds, was die Alben in der Spur hält. 

Fazit: Es klingt nach Großstadt, Multikulturalismus, Samstagnacht, Tanzen, Dating und ersten Küssen. New York, my love. Bitte alle diesen tollen Künstler hören, damit er motiviert wird, sich mehr seiner eigenen Musik zu widmen. Zuletzt tourte er in der Live-Band von Maggie Rogers.

  • Meilensteine:
    • 2012 EP Night Music
    • 2016 Kollaboration mit Blood Orange auf Freetown Sound
    • 2016 Co-Produzent und Bassist bei Solange Knowles Track „Don’t Touch My Hair“
    • 2018 Debut Language
    • 2019 VHS1138
    • 2020 Forever
  • Links:

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