Samantha Urbani: Die neue alte Madonna? 

Die Künstlerin mit dem wahrscheinlich coolsten Namen der Welt mit ihrem ersten Album: Samantha Urbani ist eine amerikanische Sängerin, Songwriterin, bildende Künstlerin, Filmemacherin, ein Model, eine Produzentin und eine äußerst charismatische Erscheinung. Sie gründet im Jahr 2010 die Band Friends, welche sie nach drei Jahren, einer Reihe von Singles und einem Album auflöst, um im Anschluss mit Dev Hynes (Blood Orange) an dessen bis dato wahrscheinlich bestem Album Cupid Deluxe zu arbeiten. Diese äußerst fruchtbare Kooperation führt sie auf großen Bühnen wie dem Lollapalooza, dem Coachella und in Jimmy Kimmels Show.

Später formiert Urbani für eine Weihnachtssingle mit Seth Bogart von Hunx and His Punx und Cody Critcheloe von Ssion die queere Supergroup Slink. Im Jahr 2015 die erste Veröffentlichung als Solokünstlerin. Urbani schreibt den Song „1 2 3 4“, produziert ihn mit Sam Mehran (Test Icicles) und spielt so gut wie alle Instrumente selbst. Pitchfork ist dies die Krönung „Best New Track“ wert. Grooviger Pop mit schillernden Keyboards in der Tradition der New York Disco – unwiderstehlich. Ihre zweite SingleU Know I Know“ wird „Song Of The Week” auf Stereogum. Insgesamt fünf Songs finden sich auf ihrer ersten EP Policies of Power (2017), dann viele Jahre Stille.

Nun endlich, und ich habe wirklich darauf gewartet, ihr erstes Album Showing Up. Und wie erwartet ist es ein grundsolides Pop-Album geworden. Etwas schmutziger produziert als der Mainstream, dennoch radiotauglich und gefällig, ohne Experiment um des Experiments Willen. Basslastige, stampfende Tanzbeats, etwas Funk und vorsichtige Ausschläge Richtung Jazz. “And I’m immune to guitars; I’m immune to cool”, singt sie in „One Day At A Time“, und ich beglückwünsche sie dazu. Die gar nicht mehr unter dem Radar musizierende Caroline Polachek soll hier als Vergleich herhalten, um Showing Up zwischen Straße und Kommerz einzuordnen. Der Song „Fine Lines“ bestärkt mich in meinem Gefühl, die junge bis mittelalte Madonna (bis zur Vogue-Phase) als Referenz heranzuziehen. Obwohl beide Künstlerinnen mehr unterscheidet als vereint, ist es eine Art kühle Sexiness, die Auftreten und Musik durchzieht, die mich an das Material Girl denken lässt. Urbani ist was das angeht jedoch viel mehr 2023. Unterstrichen wird dieser Eindruck sicherlich durch ihr politisches Engagement, unter anderem für Gleichberechtigung und identitätspolitischen Themen, die sie auf der Bühne gern anspricht. Geschlechterstandards werden hinterfragt, sie spielt, wie viele männliche Kollegen es auch gerne tun, Konzerte oben ohne, wenn ihr der Sinn danach steht. Als eine Art DIY-Pop-Show mit wechselnden Akteuren beschrieb sie ihre Bühnenshow in einem Interview von 2016, wo sie jenseits der starren Struktur einer Band integriert, wen immer sie möchte. 

Fazit: Popmusik für das neue Jahrtausend: eigen genug, um als Original durchzugehen, reich genug an Zitaten der Popgeschichte, um auch deiner Mutter zu gefallen – Samantha Urbani hat alles, was ein Star braucht. Und wir können ja nicht nur Taylor Swift hören. Randnotiz: 2016 gründete sie das Label URU, um das Album Running Out of Time der Band Rexy aus dem Jahr 1981 zu re-releasen. Sehr hörenswert, nimmt vieles vorweg, was aktuell bei Bands wie Blood Orange zu hören ist.

  • Highlights:
    • 2012 Debüt Manifest mit der Band Friends
    • 2017 Policies of Power EP
    • 2023 Solodebüt Showing up
  • Links:

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