Robert, you’re a love disaster

Erinnerst du dich an Robert Francis? 2007 erschien das erste Album des damals neunzehnjährigen Amerikaners und Multiinstrumentalisten, über den geschrieben wurde, dass er in einer Künstlerfamilie in Kalifornien aufwuchs und John Frusciante ihm das Gitarrespielen beibrachte. Umso überraschender, dass Robert nicht so schaurige Musik macht wie Frusciante oder seine schreckliche Band, sondern wunderschön schwülstigen Singer-Songwriter-Pop, Country, Americana und Rock. 

In seiner emotionalen Intensität und der Stimmgewalt fühlt sich dies ähnlich an wie die Kompositionen des unvergessenen Jeff Buckley. Dazu dann noch diese dezente Melancholie und der verstrubbelte Out-Of-Bed-Look, trotzdem smart, diesem Charme erliege ich bis heute wehrlos. 


Unser Autor René ist selbst Musiker und passionierter Pop-Fan. Als etwas älteres Semester musste er von Boybands in Baggy Pants über Grunge bis K-Pop schon so einiges mitmachen. In seiner Kolumne „riffs & rants“ blickt er für uns mehr oder weniger regelmäßig auf neue Musik, Trends und Pop-Phänomene.


2010 ging seine Single „Junebug“ durch die Decke, ein Hit in vielen europäischen Staaten. Zu Recht, der Song ist fantastisch, in seiner Dramaturgie auf einer Stufe mit „The Boys Of Summer“ von Don Henley, dem vielleicht besten Song der Achtziger. 

Es folgte eine ausverkaufte Europa-Tour, 2012 dann das dritte Album Strangers in the First Place, das ich hier gesondert erwähnen muss, weil ich es aus tiefstem Herzen liebe. Aber der Platte fehlt der Single-Hit. Es folgten Berichte, irgendwas mit Drogen, Alkohol, Robert hatte Trouble, war neben der Spur und verschwand von der großen Bildfläche. 

After the release of the critically praised third album, “Strangers in the First Place,” in 2012, Francis nearly abandoned his music career after a near nervous breakdown. Immersing himself in drugs and alcohol, he shaved his head and moved to Michigan with a girl he met on the road, unsure of his future”, schrieb The Bellingham Herald 2014. Zu seinem und unserem Glück bekam Robert das unter Kontrolle. In den folgenden Jahren veröffentlichte er nicht minder tolle Musik auf kleinen Labels. Auf Social Media ließ er uns an seinem Leben mit Hund und Frau teilhaben, inzwischen mit Kind, dazu meinen herzlichen Glückwunsch. 2017, Indian Summer, mit der wirklich schönen Auskopplung „The Magic“, ein weiterer Hit, der kein Hit wurde.

Robert ist natürlich kein klassischer Künstler für diesen Blog. Vielleicht aus der Perspektive, dass er kurz Mainstream war, jetzt Nische, mag er hier seinen Platz verdient haben. Ich möchte mich aber nicht damit abfinden, das seine Karriere schon ihren Zenit erreicht hat, dafür ist dieser Mann zu gut und vor allem zu jung, 36 Jahre, da geht’s doch erst los. Ich würde ihn gern wieder in großen Hallen sehen, vielleicht sogar Stadien, wünsche mir das mehr Menschen ihren Irrtum bemerken, und aufhören Coldplay zu hören. Und ich vermisse einen Nachwuchs an Rockstars, dazu hat Robert das Zeug, aber vielleicht auch einfach keinen Bock, was auch nachvollziehbar und okay ist. Hauptsache hin und wieder eine neue Platte, bitte. An Tagen wie diesem ziehe ich mal wieder ein Karohemd an, nehme die akustische Gitarre aus der Wandhalterung, aber spätestens morgen hänge ich sie zurück und programmiere wieder Beats. He shaved his head and moved to Michigan, so könnte mein neues Musikprojekt heißen?

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