Jovan: Selbstironie und Gesellschaftskritik – alles in einem

Linie 3, die Goethestraße, kleine Bars wie der Sumpf – das ist die Welt, in der Jovan zu Hause ist. Der Darmstädter Rapper, der sich gerade eine treue Fangemeinde aufbaut, überzeugt mit lässigen Old-School-Beats und Flows, die fernab von 08/15-Reimschemata sind. Gemeinsam mit seiner Crew, den Southside Beleş Boys, bringt er frischen Wind in die lokale Rap-Szene – humorvoll, ironisch und trotzdem tiefgründig.

Jovan wächst im Stadtteil Darmstadt-Bessungen auf, besucht das Gymnasium. Während andere in dem Alter noch Hausaufgaben abschreiben, schreibt er mit zwölf seine ersten Texte. Seine Schulzeit taucht in seinen Songs eher selten auf, aber wenn, dann wird’s kultig: Auf „B.A.N.K.“ droppt er die Line „Deutschrap läuft jetzt crazy so wie Woyzeck“. Da hat die Abiturlektüre wohl Spuren hinterlassen.

Was für die Southside Beleş Boys als Hobby beginnt, nimmt schnell Fahrt auf: Von ersten Soundcloud-Uploads, die noch eher semi-profesionelle Freestyles beinhalteten, bis hin zu größeren Gigs (darunter als Support für Rich the Kid) ist bei Jovan und Kollegen plötzlich Vieles drin. Jovan bleibt seiner Heimatstadt dennoch treu, das zeigt sich nicht nur in seinen Texten, sondern auch in seiner Präsenz vor Ort: Sei es beim Interview in seinem altem Gymnasium oder bei Auftritten in Darmstädter Locations wie der Centralstation.

Hinter Jovans lockeren Lines steckt häufig eine klare Botschaft. In „Stupid“ rappt er: „Okay, dein Song in den Charts, sorry, Chartssongs klingen nach Arsch“. Da hat einer genug von Monotonie und Oberflächlichkeit in Teilen der Deutschrap-Szene. Er selbst rappt über das Leben als Person of Color, gesellschaftliche Missstände und alltägliche Beobachtungen, immer mit einem Hauch Selbstironie. Zwischen subtiler Gesellschaftskritik und persönlichen Geschichten schafft er es, Hörer*innen aus unterschiedlichen Lebensrealitäten anzusprechen. Dabei bleibt er immer nahbar – ein Typ aus der Nachbarschaft, der mit seiner Crew vor der S-Bahn-Station abhängt.

Fazit: Wer Jovan noch nicht kennt, kann gut mit Songs wie “B.A.N.K.” oder dem neuen Track “Stupid” anfangen. Mit seiner einzigartigen Mischung aus humorvollen Texten, Lo-Fi-Beats und einer gehörigen Portion Authentizität hebt Jovan sich ab. Er ist ein Künstler, der sich selbst nicht zu ernst nimmt, aber dennoch viel zu sagen hat – und genau das macht ihn spannend.

Autorin:

Lisa Rupprecht


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