SHIMMER. im Interview: „Wir haben einfach Feuer unterm Arsch“

SHIMMER. aus Stuttgart stehen für poppigen Indie mit Einflüssen aus Disco, Funk und House. Ihre erste EP Vermissen erschien im vergangenen Jahr, seitdem war die Band viel unterwegs, hat ihre erste Tour in Eigenregie organisiert, Festivals gespielt und war gerade erst auf ihrer zweiten Deutschlandtour unterwegs. Vor ihrem Konzert in Heidelberg haben sich Mark (Gesang/Gitarre), Joscha (Bass), Felix (Keys & Synths) und Finn (Drums) Zeit für ein Interview genommen.

© SHIMMER.

Musik unterm Radar: Obwohl es SHIMMER. noch gar nicht lang gibt, habt ihr schon eine EP und mehrere Singles veröffentlicht und seid jetzt das zweite Mal in ganz Deutschland auf Tour. Wie kommt ihr auf euren hohen Output?

Felix: Wir haben einfach Feuer unterm Arsch.
Joscha: Andere Bands zerbrechen sich oft lang den Kopf über etwas, und wir machen einfach. Wir haben uns gedacht, dass es nicht so schwer sein kann, auf Tour zu gehen und sind das einfach angegangen.
Felix: Wir haben eine gemeinsame Vision vor Augen und ziehen alle zusammen an einem Strang.
Mark: Wir haben die erste Tour geplant, noch bevor wir unsere erste Single gedroppt haben.

Wie habt ihr euch kennengelernt?

Joscha: Alles begann damals, 2004, im Sommer in der Krabbelgruppe. Da haben Felix und ich uns kennengelernt.
Felix: Seitdem sind wir Atzen! Ich hab’ Finn dann über eine Salsa-Band der Stuttgarter Musikschule kennengelernt. Zu Beginn hatten wir ein Trio.
Mark: Und ich kannte Finn, weil mein Vater auf seiner Schule unterrichtet hat und wir einen ähnlichen Freundeskreis hatten. Nach meinem ersten eigenen Festivalauftritt kam dann die Idee, zusammen Musik zu machen.

Ihr studiert in unterschiedlichen Städten, die teilweise ein ganzes Stück voneinander entfernt liegen.

Felix: Joscha und ich sind im Herbst frisch nach Mainz gezogen. Vorher hat Finn in Karlsruhe und wir anderen in Stuttgart gewohnt.
Mark: Ich habe mir einen Van selbst ausgebaut, war auf Reisen und wohne nun seit knapp einem halben Jahr darin.

Wie oft probt ihr gemeinsam?

Felix: Vor größeren Auftritten treffen wir uns immer zwei bis drei Wochen und proben richtig intensiv. In der Festivalsaison im Sommer proben wir etwa alle drei Wochen.
Finn: In unserer Erarbeitungszeit stellen wir alles auf, und wenn die Setlist steht, wiederholen wir sie immer wieder.
Mark: Durch die Tour, die wir letztes Jahr gespielt haben, sind wir mittlerweile auch total miteinander eingegroovt. Dadurch müssen wir nicht mehr vor jedem Auftritt dreimal proben.

Würdet ihr gern näher beieinander wohnen oder tut euch die Distanz auch gut?

Joscha: Als ich umgezogen bin, fand ich es erstmal erfrischend, weil wir das vorherige Jahr sehr viel zusammen waren und wirklich ständig aufeinander gehockt sind. Es war angenehm, mal in ein anderes Umfeld zu kommen und Pause voneinander zu haben. Es ist aber gleichzeitig auch eine Challenge, sich dann zum Musik machen zu treffen und den engen Draht zueinander zu halten.
Felix: Wir haben immer so wellenartige Phasen, entweder wir sehen uns sehr viel oder sehr wenig. Mir persönlich tut dieser Abstand aber gut, weil man danach noch krasser zusammenarbeiten kann. Wir machen alle unser eigenes Ding und haben dadurch viel mehr Einflüsse und einen weiteren Blickwinkel.
Finn: Jeder hat die Möglichkeit, an seinen eigenen musikalischen Baustellen zu arbeiten. Man kommt im Endeffekt umso gefestigter zusammen.

Stellt euch vor, die Rollen in der Band werden neu verteilt. Wer würde was übernehmen?

(einstimmiges “Oh Gott” von der Band)
Felix: Ich wäre am liebsten Bassist.
Mark: Ich glaub, ich wäre Keyboarder.
Joscha: Ich sehe mich beim Schlagzeug und den Keys, nur singen kann ich nicht.
Finn: Ich hätte auch Bass gesagt, aber ich habe auch lange gesungen.

Wie kamt ihr zu eurem Bandnamen SHIMMER.?

Mark: Da müssen wir uns tatsächlich noch eine coole Geschichte überlegen, die wirkliche Story dahinter ist nicht so kreativ.
Joscha: Wir hatten schon einen Auftritt in Aussicht, bei dem wir auf jeden Fall mit unserem neuen Namen auftreten wollten, und hatten dementsprechend Zeitdruck. Wir haben dann mehrere Tage erfolglos gebrainstormt, bevor wir uns Hilfe geholt und schließlich unseren jetzigen Namen gefunden haben.
Finn: Es geht hier um etwas, das 2023 ganz groß und bekannt wurde.
Felix: Wir spoilern das jetzt natürlich nicht. Da dürfen die Leser dann raten.

Und was hat es mit dem Punkt am Ende auf sich?

Joscha: Das hatte rechtliche Gründe.
Mark: SHIMMER gab es schon.
Felix: Wichtig ist: SHIMMER. muss großgeschrieben werden. Shimmer klein geschrieben gab es nämlich auch schon. Wobei wir mittlerweile dankbar für den Punkt sind, der macht uns nämlich unique.

Wenn ihr euch eine Zusammenarbeit mit einem Künstler oder Produzenten aussuchen dürftet – wer wäre das?

Felix: Bei mir wäre es als Artist und Produzent Roosevelt.
Joscha: Das ist jetzt vielleicht zu groß gedacht, aber ich habe immer den Traum, mal was mit “Parcels” zu machen, das ist eine australische Band. Als Produzent Tim Tautorat.
Mark: Ich würde gerne mal mit Jeremias oder Bruckner zusammenarbeiten.

© Joelle Stegmeier

Was war bisher euer größtes Highlight?

Finn: Das Campusfestival in Konstanz, das war einer unserer ersten Auftritte. Wir hatten gar keine Übung darin, Popmusik auf großen Bühnen zu spielen. Das war ein richtiger Sprung ins kalte Wasser. Da plötzlich mit richtig bekannten Künstlern wie BHZ im Backstage zu sitzen, war eine total prägende Erfahrung.
Mark: Für mich ist es das Feel Festival, da haben wir auf einer kleinen selbstgebauten Bühne gespielt. Nach uns ist Orbit aufgetreten und wir hatten zeitlichen Verzug, wodurch extrem viele Leute vor der Bühne waren und uns zugehört haben. Das war für mich das größte Highlight.
Felix: Für mich war es das Marienplatzfest in Stuttgart. Im Sommer 2022 habe ich da Zimmer90 als Headliner live gesehen und durften dann 2024 selbst als Headliner auftreten.
Joscha: Den wohligsten Moment diesen Sommer hatte ich beim Draufsicht Festival. Das war einfach Stuttgart, die Family und die Atzen. Man hatte Ausblick über die ganze Stadt und die Atmosphäre war einfach mega – wir haben die Bühne zum Wohnzimmer gemacht.

Habt ihr ein spezielles Ritual vor euren Auftritten?

Finn: Wir haben die Bandzeit, das ist so die letzte halbe Stunde vor dem Auftritt. Das ist für uns eine ganz streng gesperrte Zeit, in der wir alle im Backstage sind und jeder macht sein eigenes Ding. Kurz bevor wir auf die Bühne gehen, nehmen wir uns in den Arm, bilden einen Kreis und atmen gleichzeitig zusammen ein und aus. Dann schreit Mark ganz laut “Für immer” und alle antworten dann zusammen “SHIMMER.
Felix: Bisschen wie so eine eklige Fußballmannschaft…

Vielen Dank für eure Zeit. Wollt ihr zum Abschluss noch etwas loswerden?

Finn: Groß träumen ist keine Schande.
Felix: Hört unsere Musik und kommt zu einem Konzert! Das unterstützt uns nämlich am meisten und ist nochmal ganz anders, als unsere Musik auf Spotify zu hören. Seid lieb zueinander.
Joscha: Ja genau, habt euch lieb.
Felix: Aber hört erst unsere Musik und habt euch dann lieb!


Konzertfotografin und Autorin:

Joelle Stegmeier


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