Mit Spiele ohne Sieger liefert softboy ivo ein Tape, das zwischen elektronischem Rauschen, introspektiven Trap-Sounds und emotionaler Offenheit schwebt. Der Leipziger Künstler stellt Fragen, wo andere Statements abgeben – und klingt dabei mal melancholisch verloren, mal selbstironisch wach. Produziert wurde das komplette Projekt von Outakey, der mit glasklarer Produktion und viel Raum für Atmosphäre die perfekte Bühne für ivo’s fragile und dennoch bestimmte Stimme schafft.
Singles wie „Baby G“ oder das Feature mit Dea Bbz auf „Secret Service“ haben schon vor Release klargemacht: softboy ivo will sich nicht entscheiden – und muss es auch nicht. Club oder Kopf? Ego oder Zweifel? Synth oder Sample? In seinen Songs verschwimmen Genregrenzen, Emotionen und Realitäten.
softboy ivo will mehr als Musik. 2024 reiste er gemeinsam mit dem Hobbyfilmer Renard aus Eupen durch Belgien auf der Suche nach dem Denkmal von Jean-Claude Van Damme. Was als popkultureller Roadtrip begann, wurde zur absurden Reise durch Industrieflächen, Betonwüsten und innere Monologe. Statt in Brüssel landeten sie in Charleroi, einer Stadt, die aussieht wie ein stillgelegter Hochofen. Im daraus entstandenen Musikvideo „Désolée“ geht es um mehr als verpasste Wege: Zeilen wie „mein Fahrrad hat kein Bock auf Tour de France“ oder „jede ungenutzte Chance tut ein kleines bisschen weh“ zeigen, wie sehr sich die Suche im Außen mit den eigenen offenen Fragen verbindet. Es ist wie ein Film über das Verlorengehen – mit Kamera, Musik und Restakku. Und über das Gefühl, sich selbst eine Entschuldigung schuldig zu sein.
Spiele ohne Sieger wirkt wie der passende Soundtrack zu dieser Reise: kein klassisches
Album, sondern ein Zustand. Ein schimmernder Zwischenraum aus Beats, Gedanken und Gefühl für Nächte ohne Richtung, für Entscheidungen mit Nachgeschmack.
Fazit: softboy ivo steht für Weichheit im deutschen Rap – nicht als Pose, sondern als ehrliche Reflexion. Seine Musik und sein Filmprojekt zeigen, wie aus Zweifel Haltung werden kann. Und wie wichtig es ist, sich auf Umwege einzulassen, auch wenn sie zu unerwarteten Orten wie Charleroi führen.
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