Neulich fiel mir auf meinem Weg durch die Stadt ein älteres Paar ins Auge. Er adrett mit Weste und Schiebermütze, eleganter Gehstock, sie im langen Kleid mit ausladendem Blumenmuster, Brigitte-Macron-Frisur. Sie standen vor einem Schild an einem altehrwürdigen Stadthaus, auf dem bis neulich noch irgendeine Anwaltskanzlei ausgewiesen war. Nun stand dort „Coworking Space”, und wenn ich die Szene und die aufgeschnappten Gesprächsfetzen richtig interpretiere, wussten die beiden nicht, was das bedeutet.
Wie fühlt es sich an, wenn die Welt dich abhängt?
Wenn Schilder in Sprachen auftauchen, die du nicht sprichst? Wenn Menschen einen Slang bevorzugen, der dich ausschließt? Wenn die “Sitten” verschoben werden? Besuchte mich mein Vater seinerzeit in der großen Stadt, fielen ihm die Augen aus dem Kopf, begegneten wir einem gleichgeschlechtlichen Paar. Ich weiß, mein Vater war für Liebe, er war einfach nur erstaunt und das ließ ich ihm. Die Zeiten ändern sich.

Unser Autor René ist selbst Musiker und passionierter Pop-Fan. Als etwas älteres Semester musste er von Boybands in Baggy Pants über Grunge bis K-Pop schon so einiges mitmachen. In seiner Kolumne „riffs & rants“ blickt er für uns mehr oder weniger regelmäßig auf neue Musik, Trends und Pop-Phänomene.