The Quiet American: ein harmonierendes Paar

Nicole und Aaron Keim sind ein Ehepaar, das gemeinsam Musik lebt. Als Duo The Quiet American warten sie mit einem Folk-Country-Mix auf, der Spaß macht und aus dem große musikalische Leidenschaft spricht.

Angefangen haben beide ihren Weg durch ein Studium der Musikpädagogik in den Staaten. Nicole Keim war außerdem als Sängerin unterwegs, hat Musik unterrichtet und Gesangs- und Ukulelestunden gegeben. Aaron gibt auf seinem YouTube-Kanal ebenfalls Tipps für Neulinge an der Ukulele und ist Instrumentenbauer für Mya-Moe ukuleles. Gemeinsam hat das Paar bereits einige Lehrbücher entwickelt und veröffentlicht und als The Quiet American mehrere Alben aufgenommen.
Auf YouTube veröffentlichen die beiden regelmäßig Videos, in denen sie Titel aus ihren Songbooks vorspielen oder sich von anderen Musikern unterstützen lassen. Genretypisch liegen die beiden Schwerpunkte des Duos zum einen auf Saiteninstrumenten wie Banjo, verschiedenen Gitarren und natürlich der Ukulele sowie auf dem zweistimmigen Gesang des Ehepaares.

Fazit: Nicole und Aaron Keim scheinen im Musizieren und der pädagogischen Arbeit ihre gemeinsamen Leidenschaften gefunden zu haben. Dementsprechend gut harmonieren die beiden sowohl musikalisch als auch vom Auftreten her.

The Dead South: fetziger Bluegrass

Mumford and Sons’ evil twins. So bezeichnen sich die Mitglieder der Folk/Bluegrass-Gruppe The Dead South hin und wieder im Scherz.

2012 im kanadischen Saskatchewan gegründet, erschließen sich The Dead South auf langen Tourneen mehr und mehr den Rest der Welt. Lead-Sänger Nate Hilts wird dabei unterstützt von Scott Pringle, Danny Kenyon und Eliza Mary Doyle (alle mit Saiteninstrumenten und auch gesanglich unterwegs).
The Dead South gehen dabei bei vielem ganz genretypisch vor: Mit Banjo, starkem Off-Beat und dem Wechsel zwischen mehrstimmigen Gesangs- und Instrumentalparts finden sich einige für den Bluegrass charakteristische Komponenten.
Gar nicht gewohnt ist man in dieser Musikrichtung dagegen das Cello, das Danny Kenyon dazu steuert. Das macht er dabei so passend, dass man beim bloßen Zuhören wahrscheinlich gar nicht unbedingt auf die Idee gekommen wäre, dass da ein Cellist an Stelle eines Bassisten mit von der Partie ist. Ganz ins Bild passt dann wieder das optische Auftreten der Gruppe: Hosenträger, schwarz-weiße Kleidung und Hüte machen die Erscheinung komplett.

Fazit: Was bei guter Country- und Bluegrass-Musik nicht fehlen darf, ist das Verlangen nach Fingerschnipsen und Fußwippen auf dem Off-Beat. The Dead South überzeugen was das angeht allemal: Ohne dick aufzutragen machen sie Musik, die einen mitgehen lässt, die Videos bringen einen zum Schmunzeln, das Ganze ist ein runde Sache.

  • Meisterwerk: „In Hell I’ll Be In Good Company“
  • So klingt’s: Bluegrass und Country plus Augenzwinkern
  • Getextet: „Well I’ve got spiders in my bed and I’ve got slugs up on the wall | There’s a black bee a flyin‘ round outside of my back door“ (Travellin‘ Man)
  • Umleitung: http://thedeadsouth.com/

Chuck Ragan: rastlos schöne Folk-Songs

Der Singer-Songwriter Chuck Ragan klingt nicht selten wie ein verzweifelter, einsamer Wolf. Und doch hat sein Gesang auch etwas von Halt und Sicherheit, vielleicht ein bisschen so, wie ein fester Felsen im Meer den hohen Wellen trotzt.

Angefangen hat Ragan in den 90ern mit der Gründung der Band Hot Water Music. Für die war nach mehreren Alben schließlich Schluss: Im Jahr 2005 wurde die Auflösung beschlossen. Glücklicherweise war Ragans Musikeraufbahn damit nicht beendet, sondern fing mit seinen Soloprojekten erst richtig an. Neue musikalische Heimat wurde eine Folk-Country-Mischung, zu der seine kratzig-kantige Stimme hervorragend passt.
Mit viel Gitarre und Mundharmonika gelingen Ragan melancholische und gefühlvolle Titel bei denen man als ZuhörerIn schnell das Bild einer weiten Landschaft, oder vielleicht die vergebliche Suche nach einem Zuhause im Kopf hat. Das Lied „The Flame In The Flood“ – ebenfalls Namensgeber für das neueste Album – ist so eins: Da hört man raue Natur, Angst, Verzweiflung aber auch Hoffnung und Freiheit. Gleichermaßen schön sind außerdem reine Akustiktitel wie „In The Eddy“ vom selben Album, in denen Ragan ganz auf den Gesang verzichtet; und das klappt gut, obwohl man die charakteristische Stimme Ragans natürlich schnell als eigentliches Aushängeschlid ausmacht.

Fazit: Chuck Ragans Musik löst nicht selten einen Gefühlsmischmasch aus. Schöne Melodien für Träumereien, Moll-Tonarten und eine intensive Stimme für die herzzerreißenden Momente, statische Basstöne und Ausdrucksstärke für die Zuversicht.

  • O-Ton: „Chuck Ragan (…) besitzt ein Organ, das stets nach einer durchzechten Nacht klingt.“ – laut.de
  • Meisterwerk: „The Flame In The Flood“
  • Meilensteine:
    2005 Beginn Solokarriere nach Auflösung von Hot Water Music
    2007 Feast Or Famine
    2009 Cold Country
    2011 Covering Ground
    2014 Till Midnight
    2016 The Flame In The Flood
  • So klingt’s: viel Folk-Rock, bisschen Country
  • Getextet: „Keep my eyes opened | Keep my ears sharpened | There’s nothing to fear but fear itself“ (The Flame In The Flood)
  • Umleitung: http://www.laut.de/Chuck-Ragan

The Lone Bellow: Country-Hymnen mit Hintergrund

Einsames Brüllen also. Der Name der Band The Lone Bellow beschreibt ihre Musik im Grunde schon recht eindrücklich. Diese immer präsente Mischung aus Euphorie und Verzweiflung. Die ergreifenden bis traurig anmutenden Titel („Fake Roses“, „Cold As It Is“, „Two Sides Of Lonely“) in dem heiteren Kleid der Countrymelodien.

Diese Eindrücke kommen nicht von ungefähr: Bandgründer Zach Williams fing an, Songs zu schreiben, als seine Frau 2010 nach einem Unfall im Krankenhaus lag. Bald stießen die befreundete Kanene Pipkin und der zweite Gitarrist Brian Elmquvist dazu.
Diese Konstellation macht eine schön harmonierende Dreistimmigkeit im Gesang möglich, wie sie zum Beispiel in „Cold As It Is“ zu hören ist. Weiter legen die Musiker mit dem simplen Anfang bestehend aus stampfendem Schlagzeugbeat und Gitarrenzupfmuster ohne viel Bewegung, der sich bis zur vollen Besetzung aus mehrstimmigem Gesang, Bläsern (Posaune, Horn), Saiteninstrumenten und Klavier aufbaut, eine gelungene Steigerung hin.

Fazit: The Lone Bellow hört man gern zu. Die Musik wirkt wie ein aus einzelnen Bauklötzen zusammengesetztes Ganzes, das jedem einzelnen Teil das ihm zustehende Gehör verschafft.

 

Verflucht oder geheilt?

Eine Mumie wird ausgegraben und erwacht nach tausenden von Jahren wieder zum Leben. Nach einiger Zeit des Totstellens in einem New Yorker Museum öffnet sie die Vitrine, in der sie liegen musste und macht sich auf den Weg in die heutige Welt…

Was zuerst nach einem waschechten Horrorfilm klingt, dreht Josh Ritter in seinem Lied „The Curse“ in eine Liebesgeschichte. Die erste Bewegung der Mumie: das Berühren der Haare seiner Entdeckerin. Seine ersten Worte: in ihrer Sprache. Seine ersten Leseversuche: ihre wissenschaftlichen Paper, die sie über ihn verfasst hat (nebenbei hilft er ihr als Fachmann bei der Korrektur). Zwischendurch kommt immer wieder ihre Frage: Bist du verflucht? Und er antwortet stattdessen mit der Gewissheit, geheilt zu sein.
Als er sich der Außenwelt zeigt, werden beide berühmt. Sie touren in Limousinen durchs Land; sie ist inzwischen älter geworden und er muss sie stützen. Schließlich folgt ein trauriges Ende: während er andere Frauen kennenlernt, stirbt sie langsam und lässt ihn mit seinen Erinnerungen an sie allein.
Das Ganze singt Singer-Songwriter Ritter in seiner sanften Art mit simpler Klavieruntermalung. Der fließende Charakter des Liedes würde einen kaum vermuten lassen, was für eine bizarre Geschichte gerade erzählt wird. Denn tatsächlich ist es bei Ritters schönen Folkmelodien oder country-rockigen Klängen nicht selten so, dass man bei genauerem Hinhören neben der angenehmen Musik ganz einzigartige Erzählungen bemerkt.

Fazit: Josh Ritter ist ein Mann für Überraschungen. Und für Fantasie. Und für wirklich schöne Musik.

Links: http://www.songtexte.com/songtext/josh-ritter/the-curse-7beace18.html

Tim Vantol: Musiker mit Leib und Seele

„Er klingt ja, als wär‘ er besoffen!“ Dieser Ausruf war eine erste Reaktion auf das Lied „If We Go Down, We’ll Go Together“ von Tim Vantol, das unter seinen Fans längst zur Hymne geworden ist. Zwar ist davon auszugehen, dass der Sänger und Gitarrist zum Zeitpunkt der Aufnahme nüchtern gewesen ist, dennoch findet man die ein oder andere Eigenschaft, die angetrunkenen Menschen zugeschrieben wird, durchaus auch in Vantols Musik wieder (im positiven Sinne, versteht sich).

Der Niederländer spielt auf seinen drei veröffentlichten Alben vor allem Folk-Rock-Songs mit Anklängen aus dem Country. Dabei lebt seine Musik vom Unperfekten. Vantol braucht mit seiner charakteristischen, natürlichen Stimme keinen korrigierenden Computer; wenn mal ein Ton nicht auf den Kopf getroffen wird, macht ihn das nur umso authentischer. Denn es steckt so viel Emotion in seiner Stimme: Wenn Vantol singt, fühlt man die Überschwänglichkeit, den Mut, die Euphorie eines Menschen, der mitten im Leben steht. Die kratzig-raue Stimme, die so charakteristisch für ihn ist, lässt seine Freude an der Musik schnell auf alle Zuhörenden überschwappen. Diese positive Energie und seinen Idealismus was gesellschaftliche Themen anbelangt, macht er durch die Songs ebenso wie durch seine Konzerte damit möglichst vielen Menschen zugänglich.
Nachdem Tim Vantol 2014 bereits als Vorband des US-amerikanischen Folk-Sängers Chuck Ragan mit auf Tour war, ist er dieses Jahr auf seiner eigenen Deutschland-Tour unterwegs gewesen.

Fazit: Mit seiner Musik, die voll gepackt ist mit Ehrlichkeit und Spontanität, überzeugt Tim Vantol von Anfang an. Man wird gepackt von einer riesigen Lust auf Abenteuer und vor allem auf das Mitjohlen im Refrain. Reinhören wird dringend empfohlen!

Links: http://timvantol.com/music/
http://www1.wdr.de/fernsehen/rockpalast/bands/ueber-tim-vantol-100.html

Kommt Beyoncé in den Saloon…

Songs von Adele, Beyoncé und Kanye West passen nicht zu Country-Musik? Falsch gedacht! The Pigs covern die weltbekannten Lieder, als wären sie von Anfang an für den Bluegrass geschrieben worden. Stilecht mit dem „Yee-haw“ des Wilden Westen und countrytypischer Instrumentation geht so manches Cowboyherz auf.

Und trotzdem: man muss kein Fan von diesem Genre sein, um die Pigs toll zu finden. Die sympathische Art der country-verliebten Australier, die lockeren Sprüche auf den Livekonzerten, die witzigen Texte aus eigener Feder (Hey Christina), das Outfit (bestehend aus schlichten blauen Tanktops, Cowboyhut und nackten Füßen), die Übertragung bekannter Popmotive auf Banjo und Westerngitarre, der vielseitige Umgang mit einer vielleicht verkannten Musikrichtung… all das sind Gründe, warum die Jungs gehört werden sollten.

Fazit: Die Pigs haben eine bute Farbenpalette voller guter Laune im Gepäck, die keinen Zuhörer ohne Kleckse nach Hause gehen lassen wird.

  • Meisterwerk: „Single Ladies“ – Beyoncé
  • Getextet: „Hope you loose your car at IKEA | hope you never find a comfortable bra | Hope you get bad feedback on ebay today“ (Hey Christina)
  • So klingt’s: witziger Bluegrass und Country