Blue Saloon: Ein Stück amerikanische Prärie in Berlin

Bei Blue Saloon haben sich zwei Freunde mit einem Faible für Folk und Singer-Songwriter gefunden. Zum Glück, muss man sagen, denn sonst wäre uns wohl etwas entgangen.

Alexander und Moritz haben sich ursprünglich über ihr Psychologiestudium kennengelernt. Als Singer-Songwriter-Duo Blue Saloon spielen die beiden inzwischen nicht nur in ihrer Heimatstadt Berlin, sondern ab und an auch bundesweit. Mit How We Get By haben Blue Saloon auch schon eine angenehm folkige CD veröffentlicht.
Blues Harp, Banjo, zweistimmiger Gesang und melancholische Melodien und Texte – weite Prärie und lange, staubige Straßen kommen einem in den Sinn und man fühlt sich schon gleich ein kleines bisschen amerikanischer. Blue Saloons Songs bauen sich auf, werden nachdrücklich und leben von den beiden unterschiedlichen Stimmfärbungen der Musiker. Auf der CD finden sich sieben wirklich schöne und unterschiedliche Titel, viel Gitarre, bluesige Mundharmonika, etwas Call and Response und eine Stimmung, in der nicht zuletzt auch aufrichtiger Spaß an der Musik durchklingt.

Fazit: Obwohl die beiden von Blue Saloon ihre eigenen Songs spielen, könnte man ihnen beim ersten Hören fast unterstellen, sie würden covern. So authentisch amerikanisch klingen ihre Titel, die dennoch eine Portion Eigenwillen und eine charakteristische Art mitbringen.

  • Meisterwerk: „Finest Grey“
  • Umleitung:

Chasing Tales: One-Man-Folk

Stimme und Gitarre, ganz ohne Schnickschnack. So funktionieren die Songs von Folk-Musiker Chasing Tales.

Hinter Chasing Tales verbirgt sich der Singer-Songwriter Heiko Ritt. Auf seiner aktuellen EP Collection 1 – Break Up/Out zeigt er sich als Multiinstrumentalist, macht Schlagzeug, Gitarre, Vocals, Keys und Bass mit Ausnahmen alles selbst.
Chasing Tales hat eine wahrhaftige Gänsehaut-Stimme. Er klingt wie vom Leben gezeichnet, oft rau und kratzig, manchmal auch etwas zarter. Auf seiner Collection 1 sind drei emotionale Titel gelandet. Die Songs sind tendenziell eher langsam, ohne viel Aufregung, dafür recht melancholisch. Der Musiker nimmt sich Zeit, seine Songs zu entwickeln und die Instrumente klingen authentisch. Man findet viel Gitarre bei seiner Musik – mal akustisch, mal elektronisch, aber immer stimmungsvoll. Dezente Mehrstimmigkeit bringt zusätzlich einen besonderen Flair zu einigen Passagen auf den Aufnahmen.

Fazit: Chasing Tales ist besonders zum Träumen und Abschweifen der richtige Soundtrack. Alle Berliner Leserinnen und Lesern haben übrigens im Juni noch die Chance, ihn live in der Bar Bobu bestaunen.

Malaka Hostel: Weltmusik und Gute-Laune-Songs

„Wir setzen Energie in Bewegung“ – im Grunde reicht diese Textzeile aus Malaka Hostels Single „Dizko Fatale“ schon völlig aus für eine treffende Beschreibung der Band. Aber der Vollständigkeit halber noch einmal etwas ausführlicher:

Zu sechst machen Malaka Hostel von Freiburg aus inzwischen europaweit Musik zusammen. Mit viel Rhythmus und virtuosen Trompeten machen die Musiker Balkan-Folk, toben sich aber auch durch verschiedene andere Genres. Nach einer ersten EP 2015 kommt am 3. Mai das Debut-Album Dizko Fatale heraus.
Percussion, Blechbläser, Mundharmonika und der schön deutliche Bass sind genauso markant für Malaka Hostel wie die Tempo- und Taktwechsel. Durch die deutschen Texte mit englischen, spanischen, französischen und tschechischen Bausteinen entsteht außerdem ein schönes Weltmusikfeeling, das von Balkan-Melodien und schnellen Rhythmen lebt. Auch das neue Album macht Spaß, ist wieder ziemlich rhythmisch und mit einem Mix aus Instrumentalpassagen, mitreisendem Gesang und ruhigeren Titeln sehr abwechslungsreich.

Fazit: Malaka Hostel lassen einen nicht still sitzen. Mit Off-Beat, Tempo und hörbar guter Laune sind die sechs ziemlich ohrwurmverdächtig.

  • Meisterwerk: „Dizko Fatale“
  • Meilensteine:
    • 2019 Debut Dizko Fatale
  • Umleitung:

Stray Colors im Interview: „Ein guter Song muss den Moment einfangen“

Erst die Süddeutsche Zeitung, dann PULS vom Bayerischen Rundfunk: Im Süden des Landes werden die Münchner Stray Colors schon in höchsten Tönen gelobt. Musik unterm Radar hat mit Zlatko Pasalic, dem Sänger und Gitarristen der Band, gesprochen. Im Sommer 2018 hat Pasalic gemeinsam mit Rüdiger Sinn (ebenfalls Vocals, Gitarre), Christian Buchberger (E-Bass), Nathan Carruthers (Drums) und Sebastian „Schoko“ Kölbl (Trompete) die zweite Stray Colors-CD Atomic Bombs & Pirouetts veröffentlicht. Noch ganz taufrisch ist das Musikvideo zu ihrer Single „Whiskey Sour“.

Musik unterm Radar: Wie viel Whiskey Sour wird denn so getrunken bei euch?

Zlatko Pasalic: (lacht) Seit das Video draußen ist, mehr als normal. Wir haben natürlich zur Release mit Whiskey Sour angestoßen. Sonst sind wir aber eher die Bierfraktion, da wissen wir unser süddeutsches Zuhause zu schätzen. 

Das Musikvideo zu „Whiskey Sour“ ist am 22. Februar veröffentlicht worden. Beim Zuhören klingt die Suche nach der großen Liebe durch. Worum geht es genau?

Die Geschichte fängt damit an, dass jemand etwas Neues, Unbekanntes sucht – was genau, bleibt erst mal offen. Im Chorus wird dann klar, dass das gar nicht so einfach ist, und am Ende landet man metaphorisch im Whiskey-Glas. Wir singen auf dem Album aber auch über ganz andere Themen. „Spaceman Cemetery“ zum Beispiel ist über einen Astronauten, „The Things We Love“ ist über die Freude, Musik mit anderen zu teilen, und wie schön es ist, dass wir als Band zusammengefunden haben.

Wie läuft denn so ein Musikvideo-Dreh ab?

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Magnus: lässiger Blues

Merkmal des jungen Sängers Magnus sind seine fließenden Melodien, die raue Stimme und nachdenkliche Texte.

Der Singer/Songwriter heißt vollständig Magnus Ernst, kommt zwar aus Hessen, lebt in seiner Musik aber lieber in klassisch amerikanischen Breiten. Blues, Jazz, Soul, das sind seine Stärken – erst als Gitarrist, inzwischen auch als Solokünstler. In seinem Debut-Album Leaving, das Anfang Februar erschienen ist, tobt sich der junge Musiker nun richtig aus.
Wie zu erwarten, gibt es viel Gitarre zu hören mit interessanten Akkorden, mal rhythmisch, mal gezupft und melodieführend. Seine Stimme weiß Magnus ebenfalls einzusetzen. Die schöne Mischung aus Nachdruck und etwas sympathischer Verschlafenheit bleibt hängen, kratzig, soulig und ganz sicher mit Leidenschaft.

Fazit: Magnus‘ Musik liefert zeitgleich die richtige Portion Drive und Gelassenheit und ist nach dem Hören garantiert schwer wieder aus dem Kopf zu kriegen.

Rainbow Girls: Musik mit Charakter

Wer auf der Suche ist nach Songs mit Power und guter Laune, nach Lust an der Musik, Talent in Gesang und Instrumentalspiel und lässigem Auftreten, der ist ganz richtig bei den Rainbow Girls.

Wer die Musik von Vanessa May, Erin Chapin und Caitlin Gowdey hört, kann die Sonne Kaliforniens geradezu auf seiner Haut spüren. Folkig, soulig, starker Country-Einfluss und bluesige Töne – das ist amerikanische Musik vom Feinsten. Nach drei veröffentlichten Platten kann man sich nun auf das neueste Album der drei freuen: Give The People What They Want kommt am 22. Februar auf den Markt.

Musikalisch warten die Rainbow Girls mit ordentlich Können auf. Es gibt herrlich angeschliffene Noten im mehrstimmigen Gesang, tolle Soli, gute Vibes und sichtlich Spaß an der Sache. Ebenso viel Freude macht es, den Rainbow Girls dabei zuzusehen, wie sie ganz und gar ihr Ding machen, ganz gleich ob Cover oder eigener Song – die Band hat Ahnung von ihrem Metier.

Fazit: Die Rainbow Girls sind die Band, auf die wir alle schon lange gewartet haben: fetzig, authentisch, mit Harmonie und Energie.

Der Tipp zu den Rainbow Girls kam von der fantastischen thursdaynext vom Bücherblog Feiner reiner Buchstoff. Wer also zum Musikhören noch ein gutes Buch braucht, sollte dort mal eine Runde drehen und sich Anregungen holen!

Got the Blues? 🥃

Early James: Ausnahmekünstler aus Alabama

Der 29-jährige Amerikaner macht Musik voller Ecken und Kanten. Auf die charakteristische Blues-Folk-Rock-Mischung ist auch Dan Auerbach von den Black Keys aufmerksam geworden – auf dessen Label ist Early James unter Vertrag.

John Garner: Folkrock mit Drive

Auf der Suche nach Songs, die man einmal hört und dann den ganzen Tag vor sich hin summt? Dann ist die Gruppe John Garner die richtige Adresse.

Den Grundstein für die Band legte Frontmann und Gitarrist Stefan Krause schon vor einigen Jahren, als er sein Künstleralias John Garner erfand. Später stießen Chris Sauer (Gitarre) und Lisa Seifert (Akkordeon) hinzu. Seit 2016 ist das Trio komplett, 2017 und 2018 folgte direkt jeweils ein Album.
Typisch John Garner sind viel Gitarre, schöner dreistimmiger Gesang und ein leichter Hang zu epischen Akkorden. Die Musik der Band macht Laune, die Stimmen scheinen sich gegenseitig zu befeuern und es gibt einige Parts, die man ruhig laut aufdrehen kann. Wer sich nun ärgert, es verpasst zu haben, im letzten Jahr eins der über 100 Konzerte der Band zu besuchen, muss trotzdem nicht den Kopf in den Sand stecken. Es reicht vorerst, morgen Abend durchs Fernsehen zu zappen und bei Pro7 hängen zu bleiben, wo die drei bei der Sendung „My hit. Your song.“ auftreten. Ebenfalls morgen am 17. Januar geht die neue Single der Band an den Start: „I Saw The Fire“ ist wie von John Garner gewohnt ein Song mit dem Schwerpunkt auf der Gitarre, starker Melodie, schönen Wechseln. Dennoch geht „I Saw The Fire“ in eine etwas andere Richtung als zuvor, arbeitet mit Witz und der spannenden Idee, Träume zu Musik zu verarbeiten; zu viel soll hier aber noch nicht verraten werden.

Fazit: Von Kopfstimme bis rockig-kratzig haben die drei John Garners viel zu bieten, die Titel sind frisch und lebendig – der ein oder andere Ohrwurm ist garantiert.

  • Meilensteine:
    • 2009 Stefan Krause wird „bester Rocksänger Deutschlands“
    • 2017 Debut Writing Letters
    • 2018 See You There
  • Umleitung: Website

Yonder: In einer CD um die Welt

Von Italien nach Rumänien, von der Bretagne nach Irland – das Instrumental-Ensemble Yonder geht mit ihrer Hörerschaft auf eine Reise durch die traditionelle Musik.

Das Quartett aus Norddeutschland hat sich bereits 1998 gegründet und sich nach Anfängen in der Irish Folk-Szene ganz allgemein der Interpretation von europäischen Traditionals und hin und wieder auch selbstgeschriebenen Kompositionen verschrieben. Im Herbst 2018 ist ihr neues Album Beyond Borders erschienen.
In dieser neuen CD schreibt das Quartett, Yonder stehe für das, „was jenseits von Grenzen zu entdecken ist“. Eine klare Mission also und eine Message, die sogar über das Musikmachen hinauszugehen scheint. Wer bei Traditionals allerdings nur an Blockflötenversionen von „Kumbaya“ und „Oh When The Saints“ denkt, der ist bei Yonder definitiv falsch: Treibende Rhythmen treffen hier auf starke Vibes, das Ganze im 22/8-Takt, schön aufeinander abgestimmt und mit entspanntem Grinsen im Gesicht, als gebe es nichts Einfacheres.

Fazit: Obwohl ohne Gesang, ist die Musik von Yonder abwechslungsreich und lebendig. Die musikalische Zusammenstellung von Liedern aus verschiedensten Ecken macht neugierig und das Können der Interpreten spricht für sich.

  • Meilensteine: 2018 Beyond Borders
  • Umleitung:

Tom Rosenthal: echte Gänsehaut-Songs

Wo immer seine Musik gespielt wird, dorthin zaubert Tom Rosenthal mit einfachen Mitteln in seinen Liedern eine wunderschön gefühlvolle Stimmung, die ansteckt und berührt.

Tom Rosenthal ist zweifacher Vater, seit über zehn Jahren Solokünstler, hat über Youtube Berühmtheit erreicht, ohne dass er je ein Schwergewicht von Plattenfirma im Rücken hatte, und insgesamt schon fünf Alben und eine weitere Handvoll EPs herausgebracht. Die neueste Veröffentlichung ist gerade mal einen Monat alt und trägt den Namen Z-Sides, ein Album voller ruhiger Melodien, auf dem Rosenthal einige seiner älteren Titel als akustische Versionen sehr gelungen neu interpretiert hat.
Es ist diese Kombination aus seiner eindrücklichen, rauchigen Singweise, sanfter Klavieruntermalung und schöner Melodien, die der Guardian als „gentle epic ballads“ bezeichnet und die man wie von selbst und ganz in Gedanken versunken mit summt. Dazu kommen tiefgreifende, berührende Texte, die einen höchst selbstreflektierten Menschen vermuten lassen.

Fazit: Nicht nur, aber gerade jetzt in der anbrechenden dunklen Jahreszeit kann man die Titel von Tom Rosenthal nur jedem ans Herz legen. Sei es für eine Tasse Tee vorm Kamin, gemeinsame besinnliche Stunden oder einfach um einer angenehmen Hintergrundmusik zu lauschen.

  • Meisterwerk: „Go Solo“
  • Meilensteine:
    2011 Debut Keep a Private Room Behind the Shop
    2018 Z-Sides
  • Umleitung: http://tomrosenthal.co.uk

Cat Clyde: ein Hoch auf den Gitarrenfolk

Wenn rhythmische Akustikgitarrenpatterns auf verspielte E-Gitarren-Fills und eine gute Portion Power im Gesang treffen, dann ergibt das Cat Clyde.

Die Solo-Künstlerin Cat Clyde aus dem kanadischen Stratford hat schon als Jugendliche in verschiedenen Bands gespielt und Songs geschrieben. Nun, mit Mitte 20, hat sie schon die ein oder andere Veröffentlichung hinter sich und tourt gerade durch Deutschland.
Die Titel von Cat Clyde lassen einen versonnen in die Ferne blicken und klingen durch den selbstbewussten, vollen Gesang der jungen Singer-Songwriterin nach Zuversicht und gleichzeitig einem besonderen Sinn für Ästhetik. Sehr schön kommen auch die Country-Einflüsse, besonders in Akustik- und E-Gitarren-Begleitung. Die Musikvideos sind größtenteils in der Natur gedreht und treffen damit schön ursprünglichen Klang von Clydes Folksongs.

Fazit: Ob zum Träumen, fröhlichen Zusammensitzen, für eine Dosis Saloon-Feeling oder fürs Feierabendbier – Cat Clydes Musik eignet sich für fast jede Gelegenheit.

  • Meisterwerk: Like A Wave
  • Getextet: „My thoughts are colossal | I can see they weigh you down“ (Like A Wave)
  • Umleitung: https://www.catclydemusic.com/