Live-Report: Noa in Berlin

Es gibt Konzerte, die lassen einen staunend zurück. Nachdem Achinoam Nini, hier unter dem Künstlernamen Noa bekannt, ihre letzte Zugabe gegeben hatte und der Applaus in der Berliner Passionskirche verklungen war, blieb erst einmal eine gewisse Sprachlosigkeit.

Aus der „Badinerie“ wird „No, Baby“

Mit ihrer Tour stellt die israelisch-amerikanische Musikerin Noa ihre neue CD Letters To Bach vor, auf der sie bekannte Werke des Komponisten mit eigenen Texten versehen singt (hier geht’s zur Rezension). Begleitet wurde sie in Berlin von der Cellistin Hila Karni und dem Gitarristen Gil Dor, ihrem musikalischen Weggefährten seit bald 30 Jahren.
Im Laufe des Konzerts zeigte die Musikerin neben ihrem herausragenden Gesang auch ihre Fähigkeiten als Percussionistin unter anderem an den Congas. Das Publikum in der vollen Passionskirche jedenfalls schien ausnahmslos begeistert von dieser Mischung aus klassischer Musik, hebräischen, yemenitischen und englischen Texten, Rhythmik, orientalischen Skalen und nicht zuletzt ausgesprochen sympathischen Musikerinnen und Musikern.

Polyphonie als Rettung der Welt

Es ist kaum zu glauben, dass sich die Stimme der Künstlerin bei den komplexen Melodien und der Schnelligkeit live beinahe genauso anhört wie auf der Aufnahme. Das Konzert wirkte einmal mehr, als hätte Bach von vornherein für Noa und ihre Stimme komponiert. Über dem virtuosen Spiel von Cellistin und Gitarrist brillierte ihre Stimme in der offenen Akustik der Kirche.
Zwischendurch gab die Sängerin Einblick in ihren Schaffensprozess und in die Hintergründe ihrer Texte, in denen sie Bach und seine Kompositionen mit Themen wie Friedensbewegungen in Israel und Palästina, ihrer Tochter im Teenageralter bis zu Elon Musk verbindet. Ein Grund, warum sie sich entschieden habe, Bach zu vertonen, sei unsere verrückte heutige Welt. Ihre Lösung: Wir bräuchten nicht den gleichen Ton für alle, auch nicht nur Harmonie – sondern Polyphonie.

Alle Bilder © 2019 Katharina Köhler
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