Gelassen, leichtfüßig und überraschend berührend – das ist der Selfmade-Pop von Evan Klar. Ein Musiker, der von überall und nirgendwo kommt.
Geboren in Australien trieb es ihn nach Singapur, Deutschland und Großbritannien, heute pendelt er zwischen Melbourne und Berlin. Er macht Musik, wie sie nur die Leichtigkeit des Unterwegsseins komponieren kann. Klar ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. In seinem Schlafzimmer lässt er Tag und Nacht Tonkunst entstehen, schreibt über Dinge, die er selbst erlebt hat. Mal spricht der coole Aussie, der die Klänge strahlen lässt, mal ein junger Mensch, der schwierige Etappen hinter sich hat und seine Melancholie in Lässigkeit verpackt. Inspiriert von großen Namen der Filmmusik wie Philip Glass und Hans Zimmer, arbeitet er mehr mit dem Ansatz eines „Tonmalers“ als mit dem eines typischen Popmusikers.
Das Lied „Sleep“ setzt beispielsweise mit einem Klangteppich aus Atemgeräuschen, Regentropfen und atmosphärischen Klängen ein und schafft damit eine groovige, mysteriöse und dennoch warme Ästhetik. Klar beschreibt es als „Beginn, der Anfang des Erwachsenwerdens, ein Auftakt… wie jemand, der in einem Traum aufwacht“. Diese Empfindung trägt auch der Track „Shoulders“ in sich, den Evan für seinen großen Bruder schrieb, der damals im Krankenhaus lag. Und doch wird deutlich, dass da jemand die Worte aneinanderreiht, der das Leben nicht allzu ernst nimmt. Der frisch erschiene Track „I Do“ erzählt von einer Frau, die ihr altes Leben hinter sich lässt und zu neuen Ufern aufbricht. Den kleinen Jungen in dem dazugehörigen Video möchte man am liebsten an die Hand nehmen, um mit ihm mitzutanzen. Evan Klars Musik kommt nie ohne Fröhlichkeit daher, zeigt sich energetisch und geht trotz experimenteller Elemente (etwa ein kaputter E-Bass oder Gesang durchs Telefon) leicht ins Ohr. Facettenreich macht ihn auch die Idee des Pop-Sängers als „Kollektion von Persönlichkeiten“, die bei seiner Musik mitschwingt und in „Follow me“ zusammen mit dem Elektronik-Duo SŸDE gut gelingt.
Fazit: Wer sich wie ein Reisender auf dem Weg zum Meer fühlen und dem Fernweh freien Lauf lassen möchte, muss nicht gleich in den nächsten Zug oder VW-Bus steigen. Es reicht auch einfach, den Klängen von Evan Klar zu lauschen – oder man macht einfach beides.
- Meilensteine:
- 2017 Debut Deepest Creatures
- Umleitung:
Autorin:
Clara Hümmer für Musik unterm Radar