purplegreen. im Interview: „Uns ist wichtig, dass der Moment echt bleibt.“

Neben Studium und FSJ schreiben und produzieren Max, Mika und Nelsa von purplegreen. leidenschaftlich gemeinsam Songs. Beim Interview mit der jungen Band aus Münster merken wir gleich: Der Rhythmus steckt den Dreien in den Knochen, denn sie summen, singen, trommeln oder beatboxen in jeder freien Minute. Nelsas soulige Stimme, Max‘ Cello- und Schlagzeugrhythmen und Mikas Gitarren- und Klaviermelodien machen die Songs von purplegreen. zu Klangerlebnissen, die sich dem Zwang eindeutiger Musikgenres entziehen.

© purplegreen.

Musik unterm Radar: purplegreen. gibt es als Band erst seit letztem Jahr. Erzählt doch mal, wie ihr als Band zusammengefunden habt.

Nelsa: Es fing damit an, dass Mika und ich uns kennengelernt haben. Ich hatte Mika damals am Rande erzählt, dass ich gern singe und irgendwann hat Mika mich angerufen und meinte „Hey du, ich habe grad ein Mikro von meinem Vater da. Lass‘ uns mal einen Song aufnehmen!“. Und dann bin ich nach Münster gefahren und wir haben „Whitewinelips“ geschrieben. Ich war spontan drei Tage bei Mika und wir haben Tag und Nacht an diesem Lied geschrieben und es aufgenommen. Das hat so viel Bock gemacht, dass wir uns vorgenommen haben, das regelmäßiger zu machen.

Mika: Ja, wir wurden direkt eine Band. Und dann kam Max dazu…

Max: Ich wurde immer mal wieder für kleine Gastauftritte mit dem Cello rekrutiert. Ich habe hier und da ein kurzes Cellosolo eingespielt – beispielsweise am Anfang und in der Mitte von „Float“ – und genauso spontan wie die Band entstanden ist, wurde ich dann aufgenommen.

Eure Musik ist vielfältig: In „Foggy Afternoon“ wird leise Cello gezupft, während im Hintergrund eine Posaune zu hören ist und tiefer, leiser Gesang einsetzt. Im Kontrast dazu hat der Song „Edibles“ Technoelemente und sogar einen (ausnahmsweise) deutschen Rap-Teil. Würdet ihr eure Musik einem klaren Stil zuordnen oder versucht ihr euch da noch zu finden?

Nelsa: Wenn wir gefragt werden, sag´ ich meistens, dass wir so in die Richtung Indie-Pop gehen, weil das sehr viel inkludiert. Aber wir vereinen einfach sehr viele unterschiedliche Stile.

Max: Wir haben vielleicht ab und zu so kleine „Aussetzer“ und das ist auch, was uns als Band ausmacht: dass wir uns nicht auf ein Genre festnageln wollen, sondern, dass wir gern ausprobieren und sich unser Stil generell wandelt.

Mika: Und wenn du fragst, ob wir uns noch finden müssen, dann glaube ich, dass wir uns eben genau an dieser Stelle gefunden haben. Es ist schön, zu sehen, dass manche Menschen mit fast allen Songs ganz gut was anfangen können und andere wiederum hören nur „Edibles“ oder nur „Southbound“. Und ich kann es schon verraten: Die nächste Single wird wieder ganz was anderes!

Ich habe gehört, ihr habt euren Song „Auszeit“ sehr spontan aufgenommen: Eine Person hat angefangen zu summen und alle anderen sind mit Instrumenten und Gesang eingestiegen.

Mika: Ja, das war ein sehr intimer musikalischer Moment. Es war ungefähr drei Uhr morgens und ich habe zwei Akkorde gezupft, Nelsa und Max haben angefangen zu summen und das klang toll. Also habe ich das iPhone in die Mitte gelegt und einfach aufgenommen.

Nelsa: Ursprünglich war auch gar nicht geplant, dass diese Aufnahme auf eine EP kommt, aber wir fanden das irgendwie so authentisch, weil es diesen schönen Augenblick eingefangen hat. Die Qualität ist auch nicht so gut, aber wir haben den Song trotzdem veröffentlicht. Uns war einfach wichtig, dass der Moment echt bleibt.

Mika: … ich hab‘ am Ende nur noch Regengeräusche darunter gelegt, damit das Rauschen des iPhones nicht so durchkommt.

Man könnte euch ja vielleicht als „Corona-Band“ bezeichnen, weil ihr seit eurer Gründung durch die pandemische Lage stark in euren Möglichkeiten eingeschränkt wurdet, Musik mit anderen zu teilen. Wie seid ihr damit umgegangen?

Mika: Unser Riesenvorteil war an dem Punkt, dass wir selbst aufnehmen. Das haben ja auch andere bekanntere Bands in der Pandemie ausprobiert, zum Beispiel AnnenMayKantereit. Wir haben das eben von Anfang an so gemacht, sodass wir als Band nicht völlig hilflos waren, was die Musikproduktion angeht.

Max: Es ist für uns und unsere Musik vor allem wichtig, dass wir zu dritt unserer Leidenschaft nachgehen. Selbst, wenn es gar nicht viele Menschen hören. Ganz unabhängig von Corona finden wir unsere hobbymäßige, nicht kommerzielle Art Musik zu machen momentan einfach sehr schön. Wir haben uns auch fest vorgenommen, dass wir uns niemals unter Druck setzen wollen, etwas produzieren zu müssen, sondern, weil wir es gerade in dem Moment fühlen. Wir wollen auf keinen Fall finanziell abhängig von der Musik werden, sodass der Spaß verloren geht.

Habt ihr denn schon mal vor Publikum spielen können?

Nelsa: Bisher noch nicht richtig. Wir waren aber vor ein paar Wochen unterwegs, um Straßenmusik zu machen und haben da wirklich viel Spaß gehabt. Der Anfang war hart, wir mussten erstmal warm werden und wir haben tolle Musiker*innen kennenlernen dürfen, die sich zu uns gesetzt haben und spontan mit uns gemeinsam musiziert haben. Das war eine tolle Erfahrung.

Welche Instrumente spielt ihr und wie habt ihr gelernt, sie so vielfältig einzusetzen? Gibt es Menschen oder Institutionen, die euch als Band unterstützt haben?

Max: Ich kann da nur für mich sprechen. Ich habe mich beispielsweise bei „Foggy Afternoon“ von der Band Roseaux inspirieren lassen, die auch das Glück haben, einen wunderbaren Cellisten dabei zu haben.

Mika: Im Prozess eines Songs sind wir uns meistens einig, dass da noch dieses oder jenes Instrument den letzten Schliff geben würde. Bei „Cold Time Of The Year“ wussten wir zum Beispiel, dass da unbedingt noch ein Saxophon rein muss, obwohl wir alle kein Saxophon spielen können. Und dann hab‘ ich einfach einen Menschen angehauen, der uns da unterstützt hat. Unsere Möglichkeiten sind natürlich begrenzt, aber wir wissen, was wir mit unserer Musik wollen und können uns dann eben auch an andere Menschen wenden, die uns ergänzen. Auf dem nächsten Album wird wahrscheinlich auch eine Violine dabei sein, was wir bisher noch nie hatten!

Was steht nun bei euch als nächstes an? Was wünscht ihr euch für die Zukunft und vor allem für das nächste Jahr?

Mika: Die Setlist für unser nächstes Album steht! Es wird richtig fett, auch wenn das noch unglaublich viel Arbeit sein wird. Und zur Info für alle Münsteraner*innen: Wir würden einfach sehr gern in nächster Zeit einmal in der Baracke in Münster auftreten.

Nelsa: Zur Überbrückung kommt vorher aber auch noch eine Single, so viel kann ich verraten…

Das Interview führte

Hanna-Maria Paul

2 Gedanken zu “purplegreen. im Interview: „Uns ist wichtig, dass der Moment echt bleibt.“

  1. Ich finde gerade die Art der Kompositionen von purplegreen. so einzigartig. Nicht nach Schema F. Es sind kleine Werke, die beim Zuhören ein wirkliches Erlebnis bieten. Ich freue mich auf die nächsten Songs…

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