Hinter dem Namen John Garner verbirgt sich eine fünfköpfige Band, die sich mit energiegeladenen Folk-Rock-Songs und dreistimmigem Gesang eine Fanbase erspielt hat, die weit über ihre Homebase Augsburg hinausreicht. Am 8. Oktober veröffentlicht die Band ihr neues Album Heartbeat. Sängerin Lisa hat sich die Zeit genommen, einen Einblick in den John-Garner-Kosmos zu geben. Ein Gespräch über Herz und Verstand, die Schattenseiten des Bandlebens und natürlich, was uns auf dem neuen Album erwartet.

Die drei Gründungsmitglieder von John Garner: Lisa, Stefan und Chris.
© Robert Hagstotz
Musik unterm Radar: Liebe Lisa, am Freitag erscheint euer neues Album, seid ihr schon aufgeregt?
Lisa: Es ist gar nicht die Art von Aufregung, bei der man total nervös ist, sondern eher so, dass wir es nicht erwarten können. Wir mussten den Release coronabedingt verschieben und haben vorher auch schon lang an dem Album gearbeitet. So wartet das Album eigentlich seit zwei Jahren darauf, endlich fertig zu sein und deshalb freuen wir uns jetzt einfach sehr drauf. Unsere letzte EP kam an dem Tag, an dem in Bayern der erste Lockdown ausgerufen wurde. Das war ein Freitag, der 13. Das merken wir uns jetzt auch, dass das kein gutes Releasedatum ist (lacht).
Du weißt ja selber, wie unstet danach alles wurde. Wir konnten keine Releasekonzerte für Heartbeat planen, wir konnten die Platte nicht mit auf Tour nehmen und hatten Angst, dass sie total untergeht. Wir haben uns dann entschieden, noch ein bisschen zu warten, weil sie es wirklich wert ist, dass sie nicht zwischen Lockdown und Bundestagswahl in Social Media vergraben bleibt und sie keiner zu hören bekommt. Deshalb haben wir sie tatsächlich um fast ein Jahr verschoben.
Was hattet ihr euch für Heartbeat vorgenommen, wie das Album klingen sollte? Und seid ihr jetzt zufrieden mit dem Ergebnis?
Wir sind total zufrieden. Ich persönlich kann sagen: Es ist die einzige Platte von uns, die ich wirklich gern auch selber höre. Ich habe normalerweise ein ganz schwieriges Gefühl, wenn eine Platte fertig ist. Ich drehe sofort das Radio leiser, wenn meine Mom die noch im Auto hat. Die neue Platte lasse ich aber tatsächlich gern laufen. Wir hatten da ganz viel vor, wollten uns weiterentwickeln und auch irgendwie neu erfinden. Es ist eine Platte geworden, die ein super breites Spektrum an Emotionen hat, weil wir von der Folk-Nummer mit straff gezurrtem Kontrabass und Piano bis zur ganz großen Indie-Pop-Nummer alles dabei haben. Das ist passiert, weil wir uns einfach dazu entschieden haben, die Songs mitzunehmen, die wir selbst am allerliebsten mögen und die uns beim Schreiben am meisten Spaß gemacht haben. Deswegen liegt uns die Platte sehr am Herzen.
Eure letzten beiden EPs hießen schon Heart und Beat, eine Single heißt „Heartbeat“ wie das Album. Was für eine Symbolik hat das Herz für euch als Band?

Wir haben ja als Bandlogo unser „Hirz“, also halb Hirn, halb Herz. Wir sehen darin zwei Gegenspieler, die aber auch gut zusammenarbeiten können. So wie Lachen und Weinen zum Leben gehört, sagen wir auch immer: Unsere Songs sind fröhlich, aber melancholisch. Manchmal ist das näher beieinander, als man denkt. Unser Song „Heartbeat“ fängt mit einem Herzschlag-Rhythmus von der Bass Drum an. Für uns ist das der Ursprung des Lebens und von so viel Energie. Er schlägt schneller, wenn du aufgeregt bist, er schlägt aber auch schneller, wenn du wütend oder traurig bist. Und so wie das Herz auch der Mittelpunkt unseres Systems im Körper ist, haben wir es auch als Mittelpunkt für die Emotionen gesehen.
Hast du einen besonderen Hörtipp auf dem neuen Album?
Ich mag den Song „The Story of our Life“ ganz besonders gern. Darin geht es um das Leben, das wir als Band bisher zusammen geführt haben. Uns gibt es ja jetzt bereits seit fünf Jahren, wir haben weit über 400 Konzerte gespielt und haben da natürlich ein Stückweit unser Leben miteinander verbracht mit allen Höhen und Tiefen – manchmal mehr Tiefen, als man gern zugibt. Den Song haben wir als Anlass genommen, das mal ein bisschen aufzuarbeiten und zu erzählen. Ich finde ihn besonders schön, weil er von der ersten bis zur letzten Sekunde dreistimmig gesungen ist von uns drei Gründungsmitgliedern.
Kannst du noch ein bisschen aus der Zeit erzählen, die ihr mit „The Story of our Life“ thematisiert? Was habt ihr da erlebt?
Wir haben wahnsinnig viel erlebt. Unser krassestes Jahr, wo wie am meisten wachsen mussten und über uns gelernt haben, war 2018. Wir haben also kurz nach unserer Gründung ein Jahr gespielt mit über 130 Konzerten und dieser ProSieben-Show [John Garner gewannen die erste Ausgabe von „My Hit, Your Song“; Anm. d. Red.]. Und wir haben ein Album aufgenommen und veröffentlicht. Das hat uns alle ziemlich an die Grenzen gebracht und da hätten wir uns auch um ehrlich zu sein fast verloren, wenn da nicht die Musik gewesen wäre, die uns wieder auf den richtigen Pfad gebracht hat. Da sind wir sehr froh, weil wir sehr gestärkt als Freunde und als Familie in diese Coronazeit gehen konnten.
Habt ihr eigentlich wie andere Bands auch Online-Konzerte gespielt oder wie habt ihr den Kontakt zu euren Fans über die Zeit aufrechterhalten?
Wir sind sehr früh eingestiegen bei den Online-Konzerten. Unser erstes haben wir zu dritt aus dem Tonstudio heraus gespielt. Klar, es ist kein Ersatz, das haben wir alle gemerkt. Es war aber zumindest eine Möglichkeit mit den Leuten in Kontakt zu bleiben. Wir haben auch gesagt: Wir wollen gar nicht erst versuchen, das als Ersatz für ein Live-Konzert anzubieten, denn da lügen wir uns alle an. Sondern was wär‘ denn, wenn wir da so eine Art abendfüllendes Fernsehprogramm draus machen? Der Abend hieß dann „John Garner and friends“, das war eine Late Night Show, die wir in einem leeren Kino gedreht haben.
Wir hatten mit Johnny & The Yooahoos und Hannah & Falco auch zwei Bands zu Gast. Die haben gespielt und kamen dann zu uns in die Kinosessel, wir haben eine Viertelstunde Talk miteinander gemacht und am Schluss noch ein Spiel gespielt und so getan, als wären wir ein kleines Wetten, dass …?. Das war dann total schön und wir haben auch tolle Resonanz bekommen. Die einen haben es sich auf großer Leinwand im Garten angeguckt und gegrillt, die anderen hatten als zweiten erlaubten Haushalt die Nachbarn da. Die Fans konnten auch live kommentieren und haben zum Teil in den Kommentarspalten über ganz Deutschland hinweg Freundschaften geschlossen und sich sogar immer wieder getroffen.
Ich würde gern noch einmal kurz auf euren Fernsehauftritt zu sprechen kommen: Ihr wusstet ja, dass ihr gewonnen habt, bevor die Sendung ausgestrahlt wurde und ich nehme mal an, ihr durftet das niemandem erzählen. Wie war diese Phase für euch und wie habt ihr den Abend der Ausstrahlung erlebt?
Das war eine interessante Sache: Ich war ja bei der Sendung gar nicht dabei. Ich bin zu Hause geblieben, weil ich von diesem Jahr 2018 recht gezeichnet war und wir als Band – und auch ich für mich selbst – beschlossen haben, dass ich das nicht mehr leisten kann und dass mir das zu viel ist. Die Jungs sind also für drei, vier Tage nach München gefahren zur Aufzeichnung und ich war zu Hause auf dem Sofa und bekomme diesen Anruf von meinen völlig aufgelösten Jungs, die nur ins Telefon schreien: „Lisa, du glaubst das nicht, wir haben das Ding gewonnen!“ Das war natürlich ein Riesending, wir haben da wahnsinnig viel Geld gewonnen und damit hätten wir wirklich nie gerechnet. Wir haben das auch wirklich gut unter Verschluss gehalten. Für den Abend haben wir ein Public Viewing veranstaltet und ich hatte schon das Gefühl, dass die Leute da etwas geahnt haben. Wir hätten ja keine Party geschmissen, wenn wir nicht gewonnen hätten. Wir waren mit 80, 90 Leuten in einer Kneipe und haben das auf einer Leinwand angeschaut und in dem Moment, als es dann hieß, John Garner hat gewonnen, sind die halt völlig ausgerastet.
„The Story Of Our Life“ hat das Zeug zu einem Ohrwurm. Ich mag Musikvideos, in die auch die Lyrics eingebettet werden 🙂
Habt Ihr mal Lust, einen Beitrag über Strandheizung zu schreiben? (Eine deutschsprachige Liedermacherformation, die ich gerne höre.)
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Danke für den Tipp, wir hören mal rein!
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Soweit es für die ganze Band passt – bitte melden zum Bardentreffen in Nürnberg!
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Die sind toll, schöne Stimmen, gute Musik. Schade, dass in der Aufnahme von „The story of our life“ die Instrumente so dominieren. Das ist leider auch bei Konzerten oft so.
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