
Spannend war auch die Diskussionsrunde „Amplifying BIPOC Voices in the Music Industry“ (die Abkürzung steht für Black, Indigenous and People of Color). Vier Diskussionsgäste mit unterschiedlichen Projekten diskutierten gemeinsam mit Moderatorin Kenny Eshinlokun wie weit das Musik-Business bis heute in Sachen Diversität und Transparenz gekommen ist. Denn auch, wenn Diversität durchaus ein häufig diskutiertes Thema ist, mangele es doch an tatsächlicher Repräsentation.
INFO: Die Black Artist Database ist eine weltweite Datenbank für People of Color in der Musik. Durch Aufzeigen der Diversität unter Musikmachenden soll Vorurteilen und Schubladendenken entgegengewirkt werden. Ein Forum für Künstlerinnen und Künstler aus Berlin bietet die Plattform Black and Brown Berlin. |
Diese Unterrepräsentation von People of Color in der Musikbranche beschränke sich dabei nicht nur auf die Performance selbst, sondern drehe sich auch um die Zusammensetzung des Teams hinter den Kulissen. Kritisiert wurden dabei vor allem etablierte, hierarchische Strukturen und struktureller Rassismus, der People of Color daran hindere, die Musikindustrie aktiv mitzugestalten.
Das Ziel sei letztendlich eine solidarische Musikwirtschaft ohne Diskriminierung aufgrund von Merkmalen wie Gender-Identität, sexueller Orientierung, sozio-ökonomischem Status oder Herkunft sowie ganzheitliche Inklusion zu schaffen – auch, um beispielsweise die Partizipationsmöglichkeiten für Menschen mit Handicap auszuweiten.
„Hire bands!“
– Thorsten Hesse
Dieser Punkt wiederum fällt genau in den Bereich von Thorsten Hesse von Handiclapped. Der Verein organisiert Konzerte für Bands und Publikum mit und ohne Behinderung. In seinem Vortrag „Inclusion – A Chance for Change in Music“ führte Thorsten Hesse eindrücklich vor Augen, dass die Zahl der KonzertbesucherInnen mit Handicap – geschweige denn der Bandmitglieder – wohl weit unter der Marke von knapp 10 Prozent liegt, die Menschen mit Behinderung in der deutschen Gesellschaft ausmachen.
INFO: Der Verein Handiclapped organisiert seit 2008 barrierefreie Konzerte in Berlin. Behinderungen sollen hierbei nicht im Vordergrund stehen, der Fokus liegt auf der gemeinsamen Freude an der Musik. |
Damit sich daran in Zukunft etwas ändern kann, nimmt Hesse vor allem die Veranstalter in die Pflicht. Seine Tipps sind dabei simpel: „Hire bands!“, ist seine Bitte. Eine nicht barrierefreie Location sei keine Entschuldigung, nicht trotzdem Künstlerinnen und Künstlern mit Handicaps einen Auftritt anzubieten. Eine Rampe auf die Bühne sei ein guter erster Schritt. Weitere Vorschläge sind: Texte auf Websites auch in einfacher Sprache bereitstellen, bei Grafiken auf starken Kontrast achten und Fotos mit Alternativtext ausstatten.

Ebenfalls nicht wegzudenken von der Most Wanted: Music war das große Thema der Digitalität. Viel Gesprächsbedarf bestand vor allem bei den sogenannten non-fungible tokens (NFTs) – eine Art Wasserzeichen für digitale Unikate etwa in Kunst oder Musik – die gerade viele in der Musikszene umtreiben. Sicherlich nicht zum ersten Mal wurde auch die Rolle von künstlicher Intelligenz in der Musikproduktion diskutiert. Wie aktuell dieses immer noch recht futuristisch klingende Thema inzwischen geworden ist, wurde an einer Reihe von Panels deutlich. Dabei reichte das Spektrum von der KI-Beteiligung an einem Rap-Song über rechtliche Fragen, inwieweit etwa bei KI-generierter Musik überhaupt das Urheberrecht gilt, bis hin zu einer Live-Performance, bei der eine KI menschliche Emotionen entschlüsselte, darauf basierend Musik entwickelte und gemeinsam mit der Improvisation einer Cellistin eine Schnittmenge zwischen Mensch und Computer entstand.
Zum Abschluss stand schließlich noch das Showcase-Festival MW:M Live auf dem Plan, bei dem 15 Bands von Singer/Songwriter bis Rap die Bühne überlassen wurde.
Autorinnen:
Katharina Köhler und Hutham Hussein