Live-Report: Old Sea Brigade in Berlin

„I give you my all tonight if you give all yours tonight“, sagte Ben Carmer alias Old Sea Brigade mit weiten Armen nach dem dritten Song im gut gefüllten Berliner Privatclub in Kreuzberg am Samstagabend. Spätestens ab dem Moment war das Publikum voll dabei und klatschte beim treibenden Beat von „Day by Day“ kräftig mit.

© Musik unterm Radar

Als letztes Konzert auf der diesjährigen Europatour von Old Sea Brigade hatte der Abend etwas Festliches, das Publikum merkte dem Singer-Songwriter aus Nashville die zunehmende Freude sichtlich an und kam voll auf seine Kosten. „This is our first headline show in Berlin and we are so happy about you all coming“, sagte er gegen Ende freudestrahlend.

Zunächst spielte der Norweger DePresno, ein junger sympathischer Songwriter mit einer „alten“, souligen Stimme, ein Set als Vorband. Nach einer halben Stunde Pause schließlich kamen Ben Carmer und seine beiden Mitmusiker unter Applaus auf die Bühne und eröffneten mit rhythmischen und atmosphärischen Liedern seines aktuellen Albums 5am Paradise das Konzert. Die entspannte, warme Stimmung der Lieder wurde unterstrichen von dem tiefroten Licht, in das Band und Bühne gehüllt wurden.

Von früheren Shows und von Platte kennt man Old Sea Brigade entweder als intensiven Solo-Songwriter mit Gitarre und gedoppeltem Gesang oder aber mit großflächigen Songs in kompletter Bandbesetzung.

Diese Tour war ein Weg irgendwo dazwischen mit Begleitung von elektronischen Schlagzeugsounds, Keyboard-Samples, Gitarren und ihm selbst mit E-Gitarre und Gesang. So wurden ältere Lieder wie „Hope“ statt wie sonst mit Akustikgitarre gezupft mit stetigem Beat und Synthesizern neu arrangiert. Das funktionierte gut und hatte etwas Lockeres, Frisches, was sicherlich auch die Fans seit der ersten Stunde überzeugen konnte. Neuere Songs wie „How It Works“ sind damit von einer neuen Stimmung geprägt, behalten aber noch die Tiefe der folkigen Vorgänger.

Zwei Lieder unplugged im Publikum als eines der Highlights

Ein besonderes Highlight war nach rund einer Stunde der Moment, als Old Sea Brigade für zwei Akustiklieder unplugged in der Mitte des Publikums ohne Mikrofon sang. Ansonsten Stille, ein paar Handys leuchteten und ließen das Grinsen der Zuschauer*innen deutlich erkennen.

Weitere Highlights waren die zwei Gäste seiner Band. DePresno kannten wir schon als Vorband, er ergänzte mit seiner Westerngitarre gut den Bandsound. Später kam die australische Songwriterin Ainslie Wills dazu, die in Berlin lebt und 2020 zusammen mit Ben Carmer einen Song geschrieben hat – und das, obwohl die beiden sich noch nie begegnet waren. Erst bei diesem Konzert am Samstag haben sie sich dann tatsächlich zum ersten Mal gesehen und den gefühlvollen Song „Detour“ mit Piano gesungen. Die Freude war beiden deutlich anzusehen.

Nach einer soliden Länge von 80 Minuten und drei Zugaben endete das Konzert mit Cramers schon etwas älterem Hit „Call Me When You Land“, einem weiteren Sing-Along fürs Publikum. Das hätte sicher auch noch länger zuhören können, ließ die Band aber in Ruhe onstage und backstage feiern. Bei der nächsten Europa-Tour könnte Old Sea Brigade sogar wieder in Berlin haltmachen: „That was one of my favourite gigs, seriously“, versicherte er seinem Publikum und manchen der Berlinerinnen und Berliner ging es da vielleicht ähnlich.

Autor:

Alexander Peppler

Übrigens: Unser Autor ist selbst Musiker, schaut auch mal bei ihm vorbei.

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