Please Madame im Live-Report: von „asozialem Rock” zu großen Gefühlen

Line-Dance, asozialer Rock und emotionaler Deeptalk – passt nicht zusammen? Das sehen Please Madame aber anders! An einem frischen Herbstabend lud die Indie-Rockband aus Salzburg ins WUK in Wien ein, um ihre Fans tanzen, singen und das Leben feiern zu sehen.

Supportet wurden Please Madame von der Wiener Funkband Got’ya, die pünktlich um 20 Uhr mit einer ordentlichen Portion Groove, Trompetensound und der souligen Stimme von Leadsängerin Franziska das Publikum vorwärmt. Speziell stimmlich (Shoutout an Franziska: Amazing!) holt mich das sehr ab.

Mit den Worten „Let’s fucking go!“ leitet Sänger Dominik Wendl das Please-Madame-Konzert ein – ein Motto, das den ganzen Abend irgendwie begleitet. Songs wie „What Keeps Me Up“ und „Fun Drive“ laden am Anfang der Show direkt zum Tanzen ein und sorgen für Stimmung. Beide der eben genannten Songs sind auf dem neuen Album Easy Tiger zu finden, das auch Anlass für die gleichnamige Tour durch Österreich und Deutschland war. Drei Wochen sind die Jungs nun schon unterwegs und somit ist der Gig in Wien einer der abschließenden Auftritte. Mit einem kleinen Augenzwinkern merkt der Leadsänger an, dass es sich ganz gut anfühlt wieder in der Heimat zu sein, nach so vielen Auftritten in Deutschland. Die Wiener Menge inklusive mir lacht (Trotzdem ganz viel Liebe nach Deutschland).

Einen besonders schönen Moment kreiert der Song „Mary-Ann“ für mich. Der Song scheint für viele der anwesenden Fans ein Favourite zu sein, fast der ganze Raum singt lautstark mit. „So long Mary-Ann, will we ever meet again?“ singe so auch ich nach dem zweiten Refrain. Ich muss generell zugeben: die Fans sind ein kleines Highlight für mich. Obwohl man aufgrund der sehr einprägsamen Dancemoves von Sänger Dominik eigentlich auf die Bühne schauen muss, schweift mein Blick von Zeit zu Zeit in die Menge, um die Menschen zu beobachten. Leute, die jeden Text mitsingen können, lachen, feiern und respektvoll miteinander umgehen – ich lieb’s!

Please Madame verbinden Indie und Rock zu einer harmonischen Einheit. Dominik hat meiner Meinung nach DIE Paradestimme des typischen Indiesängers, die aber in Kombination mit dem teilweise ziemlich schnellen Rhythmus der Band perfekt funktioniert. Mir gefällt ihr Sound sehr gut und vor allem auch, dass es über den ganzen Abend hinweg immer wieder Parts gibt, an denen Please Madame ihre Songs on the spot remixen und eine Extraportion Drums und Synthesizer über die Lieder legen.

Doch nicht nur die lauten Töne finden hier ihren Platz, sondern auch ernste Themen werden angesprochen. So erzählt Dominik eine persönliche Geschichte, die den Song „Ocean“ inspirierte. Das Gefühl, sich zwingen zu müssen, Spaß zu haben und glücklich zu sein, während man im Inneren eigentlich mit den Gedanken ganz woanders ist, wurde in diesen Song verpackt. Ebenso motiviert die Band, wenn nötig auch zur Therapie zu gehen, und spricht transparent über eigene Erfahrungen damit. Ähnlich emotional geht es mit „So Much Better“ weiter, bei dem sich Please Madame sogar runter ins Publikum begeben und zusammen mit uns den Song performen. Im Anschluss an diese eher ruhigeren Nummern wird wieder „asozialer Rock“ versprochen, und dafür können sich die Leute genauso begeistern.

„Living the dream – danke Wien!“

Ein weiteres persönliches Highlight war die kleine Line-Dance-Einheit zu „I Do“. Trotz der ziemlich selbsterklärenden Textzeile „One step forward and three steps back“ führt diese Tanzeinlage zu Gelächter sowohl auf der Bühne als auch im Zuschauerraum. Naja, lustig war es allemal. Würdig abgeschlossen wird der Abend mit einer weiteren Single des Albums Easy Tiger über die Hassliebe zum eigenen Heimatort – „Homesick“.

Mit „Living the dream – danke Wien!“ verabschieden sich Please Madame von der Bühne und geben mit diesem bunten Abend glaube ich jedem etwas mit. Ich bin nach diesem Konzert nun neuer Fan (und möchte bitte ein Dance-Tutorial von Dominik, die Moves sind spektakulär).

Ein Please-Madame-Konzert ist definitiv einen Besuch wert – ein paar Tourtermine gibt es noch, also Chance unbedingt nutzen! Das Album Easy Tiger hat ebenso den ein oder anderen Listen verdient.

Website | Spotify

Autor:

Simon Graser


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