Live-Report: zeck in Berlin

Die Weihnachtszeit hat schon begonnen, doch im Neuköllner Club Hole44 wird heute Abend trotzdem Surfmusik gespielt. Draußen steht dran: „Ich geh auf Tour, kommst du mit?“ Der Club ist fast vollständig gefüllt mit Gen-Z-Freundesgruppen, während die Singer-Songwriterin Laura Nahr als Vorband auftritt.

Der Main Act des Abends kündigt sich danach mit einem Video-Monolog an: „The last time we spoke, I’ve been into some really dark places…”

Zeck schreibt über sich selbst in seiner Spotify-Bio: „no plan, no genre…“, doch wird gern als Singer-Songwriter für Indie-Pop mit Feel-Good-Vibes bezeichnet. Und das, obwohl er in seinen Songs auch ernstere Themen aufgreift. Sein Markenzeichen ist Authentizität und er regt auch andere Männer dazu an offener mit ihrer mentalen Gesundheit umzugehen. Die Message heute Abend ist also Hoffnung und das zeigt sich auch auf dem neuen Albumcover: Seine Nase ist blutig, aber er lächelt.

Zeck und seine Band (E-Bass, E-Gitarre und Schlagzeug) eröffnen das Konzert mit „I feel love“. Er selbst wechselt immer wieder zwischen Gitarre und Klavier. Das Publikum schwingt anfangs nur leicht mit und wirkt etwas schüchtern, jeder nimmt die Musik in der eigenen Welt wahr. Doch der Applaus ist laut und im Laufe des Abends nehmen alle an Fahrt auf. Dabei ruft zeck aber auch zu Awareness auf: „Und seid lieb zueinander.“

Die Songs „wake up“ und „maybe“ von der neuen Platte werden gespielt. Zeck spricht auf Augenhöhe mit dem Publikum und gibt sich dabei relateable und auch etwas awkward. Vor „bruises“ sinnt er zum Beispiel darüber nach, wie er sich in seinem Heimatdorf in Bayern nie wirklich zuhause gefühlt hat. Bei „follow me“ fordert er seine Fans auf: „Singt mit, es geht nicht um den Klang, sondern um das Zusammensein.“

Harmonische Background-Vocals begleiten den Sänger. Die Lichtshow spielt mit Kontrasten und Dynamik, lässt sie die Lieder tiefer wirken, der Klarlack der Gitarren reflektiert. Vor der Zugabe, die zeck selfaware ankündigt, wird der Song „daydream therapy“ gespielt. Das tatsächlich letzte Lied ist dann „stop the slowmotion“, und die Band gibt noch mal alles. Das Winterpublikum ist zum Ende hin aufgetaut und lebt den Moment, keine Handys filmen über die tanzenden Körper. Nach einer Gruppenumarmung und Verbeugung im Jubel verschwindet die Band schließlich hinter die Bühne und es läuft „A Thousand Miles“ von Vanessa Carlton als Rausschmeißer. Und der wird auch noch textsicher von vielen mitgesungen, bevor jeder seine Jacke zurück hat und in die regnerische neuköllner Dezembernacht aufbricht.

Instagram | Youtube | Spotify

Autorin:

Marla Engelschalk


Gefällt dir, was du liest?

Wir schalten bei Musik unterm Radar weder Werbung noch gibt es Bezahlschranken oder gekaufte Produktempfehlungen. Das ganze Team arbeitet ehrenamtlich, weil uns etwas daran liegt, Newcomern eine Plattform zu bieten und euch gute Mucke zu zeigen. Weil bei jeder Website aber Kosten anfallen, machen wir Miese. Wenn dir gefällt, was wir schreiben, würden wir uns sehr über ein paar Euro Unterstützung freuen!

2,00 €

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..