ENGIN: Musik zwischen zwei Welten

Der Sound von ENGIN mischt moderne Rockmusik mit alten türkischen Klängen. Man hört Einflüsse von psychedelischer Musik (wie bei Pink Floyd), aber auch von türkischen Künstlern aus den 60er- und 70er-Jahren wie Barış Manço oder Cem Karaca. Das ergibt einen spannenden Mix aus E-Gitarren, groovigen Rhythmen und einer ganz eigenen Stimmung, die mal ruhig, mal tanzbar ist.

Die Mannheimer Band macht Musik, die nicht nur gut klingt, sondern auch etwas erzählt. Der Song „Messer“ zum Beispiel thematisiert zweisprachig auf Deutsch und Türkisch Themen wie Trennung, Wut und Verletzlichkeit. Dabei geht es nicht nur um Liebeskummer, sondern auch um Identität, Zugehörigkeit und das Gefühl, zwischen zwei Kulturen zu leben. Aber mit einem eigenen Twist: Deutsch und Türkisch verschmelzen in den Lyrics zu einem emotionalen Ausdruck, wie ihn eine einzelne Sprache vielleicht gar nicht leisten könnte.

Im Mittelpunkt der Band steht Sänger Engin Devekiran (Gesang und Gitarre). Er ist in Deutschland geboren, seine Familie kommt aus der Türkei. Die Frage „Wo gehöre ich eigentlich hin?“ zieht sich wie ein roter Faden durch die Songs – ohne dabei kompliziert zu werden. Stattdessen werden Geschichten erzählt, mit denen sich viele Menschen identifizieren können. Unterstützt wird Devekiran von Jonas Stiegler am Schlagzeug und Bassist David Knevels.

Ein besonderer Song ist „Gurbet“, der mehr ist als nur ein Cover oder Sample: Er ist ein türkischer Klassiker, der Generationen geprägt hat, aber neu gedacht. Er ist ein behutsamer, aber kraftvoller Akt der Aneignung. Er ist ein Lied, das die Sehnsucht nach Heimat erzählt – aus der Perspektive einer jungen Generation, die zwischen Sprachen, Städten und Identitäten lebt. Mit seinem eigenen Dreh verleihen ENGIN dem Song neue Tiefe: Hier verschmelzen Vergangenheit und Gegenwart, Tradition und Selbstfindung. „Gurbet“ wird zu einer Hommage an alle, die auf der Suche sind.

Auch der Song „Echt“ ist wie ein musikalisches Porträt einer Generation im Zwiespalt. Zwischen schmutzigen Fassaden, Gin Tonic und Selbstzweifeln stellt sich eine Frage, die unter die Haut geht: Bist du echt? „Echt“ ist ein Song über das Verlieren und das Suchen in einer Welt voller Masken. Mit eindringlichen Bildern und einer melancholischen Ehrlichkeit zeichnen ENGIN das Gefühl, sich fremd im eigenen Spiegelbild zu fühlen und trotzdem weiterzumachen.

ENGIN spielen mit viel Energie und Gefühl. Wer Live-Videos der Band sieht, merkt schnell: Diese Musik will nicht nur gehört, sondern auch gespürt werden. In Deutschland macht das Trio bald den Festival-Sommer unsicher:

  • 07.06.2025 – Open Ohr Festival, Mainz
  • 08.06.2025 – Orange Blossom Special, Beverungen
  • 14.06.2025 – KIMIKO Festival, Aachen
  • 22.06.2025 – Traumzeit Festival, Duisburg
  • 26.07.2025 – ZMF, Freiburg
  • 01.08.2025 – Hafensommer, Würzburg
  • 30.08.2025 – Tag am See, Olpe
  • 06.09.2025 – Horn to be Wild Festival, Bremen

Fazit: Songs wie „Messer“, „Gurbet“ oder „Echt“ zeigen eindrucksvoll, wie Musik Brücken bauen kann zwischen Kulturen, Sprachen und Gefühlen. Wer ENGIN hört, versteht vielleicht ein bisschen besser, wie sich das Leben zwischen zwei Welten anfühlt – und wie kraftvoll Musik dabei helfen kann, den eigenen Platz zu finden.

Autor:

Sezer Yilmaz


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