Silvester steht vor der Tür und wie in jedem Jahr möchte der Durchschnittsbürger vor Schlag zwölf am 31. alles erledigt wissen. Das kommende Jahr als symbolischer Neubeginn – ich habe meine Zweifel. Du kannst auch am 2. Februar das Rauchen anfangen oder am 10. April zur überfälligen Vorsorgeuntersuchung gehen.
Und was wird geseufzt: Ich bin so froh, wenn dieses Jahr vorbei ist. Nächstes Jahr wird es anders, da passe ich besser auf mich auf. Lass hinter dir, was du nicht mehr benötigst – was auch immer die Kalendersprüche sagen, du wirst am 1. Januar exakt dieselbe Pappnase im Spiegel erblicken, bis du dich veränderst.

Unser Autor René ist selbst Musiker und passionierter Pop-Fan. Als etwas älteres Semester musste er von Boybands in Baggy Pants über Grunge bis K-Pop schon so einiges mitmachen. In seiner Kolumne „riffs & rants“ blickt er für uns mehr oder weniger regelmäßig auf neue Musik, Trends und Pop-Phänomene.
Alle Jahre haben Licht und Schatten. Leben und Tod. Verlust und Gewinn. Freue dich, dass dir ein weiteres Jahr geschenkt wurde. Das bedeutet, du hast vieles richtig gemacht, sonst wärst du vermutlich tot.
Nonstop passiert Wundervolles. Kleine Menschen werden geboren. Ich durfte eben erst ein wenige Wochen altes Baby auf den Arm nehmen. Wie leicht die sind – trotzdem alles drin. Ein Wunder.
Ich verbringe meine Festtage mit Menschen, die mich mögen und ich sie. Diese Entscheidung füreinander, was für ein Geschenk. Der Wunsch, es sich miteinander schön zu machen. Freundschaft. Ein Wunder.
In einer Menschenmenge den Blick dieser einen besonderen Person treffen, magisch.
Das Geschenk, aus tiefstem Herzen lieben zu können. Geliebt werden. Ohne Angst, ohne Maskerade, kein Versteckspiel, sich zeigen, hingeben, die Kontrolle abgeben und schlicht vertrauen.
Erkennen: Liebe will nicht kontrollieren, manipulieren, dich in eine Form pressen, die zu klein für dich ist. Wer dich liebt, der möchte dich strahlen sehen, wachsen. Liebe will nicht, dass du brennst, um jemand anderes Dunkelheit zu vertreiben. Liebe muss nicht verdient werden. Die Liebe ist ein Geschenk. Wer dich liebt, sieht dich, wie du bist. Wer dich liebt, stellt deine Gefühle nicht in Abrede. Er oder sie wird sagen: Das bekommen wir gemeinsam hin, nimm meine Hand. Nicht jeder, der sagt, ich liebe dich, tut dies, und nicht jede, die es nicht sagt, tut es nicht. Wer dich nicht sehen kann, weil sein Blick getrübt ist, der liebt nicht dich.
Dann gehst du fort, in Liebe. Nicht schrumpfen für die Liebe, niemals, denn dann ist es keine.
Mein alter Freund Dominik Janssen schreibt seit ungezählten Jahren wahnsinnig gute Lieder, zwischen Niels Frevert und Eddie Vedder. Ich war mal Schlagzeuger in seiner Band und wir waren dicke Freunde. Heute sehen wir uns nicht mehr oft, weil unsere Leben unterschiedliche Richtungen eingeschlagen haben. Aber das ändert nichts an meiner alten Verbundenheit zu ihm und seiner Musik. Wer sagt denn, dass man Kontakt haben muss, bloß weil man sich mag?
Mit diesem Lied schicke ich euch in die Feiertage, bedanke mich für die Aufmerksamkeit und bedanke mich beim Blog, dass ich mich so exzentrisch austoben darf.
Alles Liebe!
Autor:
René Grandjean
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Die letzten Folgen „riffs & rants“:
David Nevory und die Gilmore Girls im Herbst
Die kalte Jahreszeit kommt und René guckt lieber Gilmore Girls als nach draußen zu gehen. Doch plötzlich stimmt was nicht…
Ist Berlin geiler als Bonn? (Spoiler: nein!)
Berlin hat fünftausend Wildschweine, Bonn hat tausend Nutrias plus einen neuen konservativen Bürgermeister – und René hat genug. Unser Kolumnist versucht rauszufinden, wo denn nun das Gras der Subkultur grüner ist.
Scott-Pilgrim-Comics, Batman-Träume und Dream Pop aus L.A.
Unser Kolumnist René hat von riesigen Fledermäusen geträumt, die der Meinung waren, sein Batman-Tattoo sei verkackt. Tja. Eine Musikempfehlung hat er auch.
Neue Empfehlungen von uns:
Kodder: Punkrock ohne doppelten Boden
Bei Kodder geht’s um sinnlose Privilegien, kapitalistische Ausbeutung, Faschismus und andere Dinge, gegen die es sich zu kämpfen lohnt. Klassisch-punkiges Gitarren-Schlagzeug-Gedresche wird dabei mit Texten ohne Doppeldeutigkeit ergänzt.
NerdbyNature: Handmade-Rap mit Indie-Energie
In ihren Songs erzählt die Duisburger Band von persönlichen Erfahrungen, von Verlust, Liebeskomplikationen und Selbstreflexion. Dabei verbinden sie eingängige Hooks mit tiefgründigen Texten.
Rome Is Not A Town: verträumte Post-Punk-Melodien kompromisslos nach vorn
Die vier Musikerinnen aus Göteborg liefern einen rauen, noisy Gitarren-Vibe, der sich im Kopf breitmacht, und obendrauf Vocals mit leicht provokanter Würze. Statt bei Widerständen aufzugeben, zeigt die Band außerdem, wie schwierige Zeiten erst recht zusammenschweißen können.
Danke für die Betrachtung. Gesegnete Weihnachten und gute Wünsche für ein gesundes, friedliches und musisches neues Jahr 2026!
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