Behind The Scenes: Blick in die Zukunft der Musik bei der „Most Wanted: Music“

Wie lässt sich die Musikbranche nachhaltiger gestalten? Welchen Beitrag können KI und Digitalität in der Musik leisten? Wie gelingen Repräsentation und Inklusion? Bei der Musikfachkonferenz Most Wanted: Music haben Fachleute aus verschiedensten Sparten der Branche drei Tage lang die großen Fragen diskutiert. Wir waren für euch dabei und haben ein paar Eindrücke gesammelt, worüber im Music-Business gerade gesprochen wird.

alle Fotos © Katharina Köhler

Change: unter diesem Motto standen die Panels, Vorträge und Workshops der Most Wanted: Music dieses Jahr. Denn Aufbruch und Veränderung, darin sind sich alle einig, bestimmen die Branche in fast allen Bereichen. Gleichzeitig hat die Coronakrise die Kulturszene gebeutelt wie kaum einen anderen Bereich und immer wieder stand die Frage im Raum, wie man mit einem frischen Start gestärkt aus der Krise hervorgehen kann.

INFO:
Most Wanted: Music wird veranstaltet von der Berlin Music Comission und versteht sich als Konferenz zur Zukunft der Musikwirtschaft. Sie fand vom 26.-28.10. in Berlin und online statt.

Auch in der Musik rutschen Klima und Nachhaltigkeit in den Fokus

v.l.: Mauricio Lizarazo Prada (Pachamama Culture), Donata Kramarz (Musikerin), Konstanze Meyer (Clubtopia)

Besonders der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit zog sich durch verschiedenste Programmpunkte hindurch. Ganz einfach ist das nicht, schließlich leben Bands mehr denn je von Ticketverkäufen und müssen für Gigs und Tourneen mindestens in den Band-Van, wenn nicht sogar ins Flugzeug steigen. Auch „Greenwashing“ möchte man keines betreiben, also mit kleinen, symbolischen Veränderungen die Masse an Tour-bedingten Emissionen kaschieren.

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Frau Lehmann: leichtfüßiger Indie-Pop

Von Frau Lehmann kommen luftige deutsche Indie-Songs. Die Musik trägt etwas Umherstreifendes, Suchendes in sich und hat doch ihre Bodenhaftung nicht verloren.

Frau Lehmann nennt sich eine Leipziger Band rund um Frontfrau und Texterin Fiona Lehmann. Die Konstellation ist noch frisch – erst zwei Singles hat die Band bisher veröffentlicht. Eine erste EP lässt aktuell also noch auf sich warten, sie ist aber in der Mache.

Die etwas verträumte Lyrik der Songs von Frau Lehmann spinnt sich um Alltägliches herum und transportiert gemeinsam mit den ohrwurmtauglichen Melodien einen fast kindlich-leichtfüßigen Blick auf die Welt. Die Texte lassen sich tragen von der klaren Singstimme von Fiona Lehmann. Dazu gibt’s E-Gitarre mit Retro-Sound, minimalistisches Schlagzeug und klangliches Feingefühl.

Fazit: Mit deutschen Texten, musikalischer Zwanglosigkeit und trotzdem einer Prise unbestimmter Sehnsucht entwickeln Frau Lehmann eine besondere Mischung aus Indie-Pop und Singer-Songwriter-Stil.

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NerdbyNature: Handmade-Rap mit Indie-Energie

In ihren Songs erzählt die Duisburger Band von persönlichen Erfahrungen, von Verlust, Liebeskomplikationen und Selbstreflexion. Dabei verbinden sie eingängige Hooks mit tiefgründigen Texten.

Van Adam: Bloß kein Mainstream

Treibendes Klavier, eine markante Stimme und aufwühlende Texte charakterisieren die Songs der Münchner Band Van Adam. Ihr „Chanson-Indie-Liedermacher-Punk“ (BR-Abendschau) ist dabei definitiv keine Hintergrundmusik, sondern verdient die volle Aufmerksamkeit.

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Marla und David Celia: zwei Stimmen voller Ausdruckskraft

Die Lieder von Marla und David Celia haben etwas Geheimnisvolles. Neben der spielerischen Leichtigkeit vieler Passagen kommt immer auch eine gewisse Tiefe zum Vorschein.

Kennengelernt haben sich die deutsche Sängerin, Gitarristin und Cellistin Marla und der kanadische Sänger und Multiinstrumentalist David Celia auf einem Konzert. Damals beide noch solo unterwegs, begleitete Marla daraufhin zuerst David Celia auf dessen Deutschland-Tour und folgte danach der Einladung, ihr Album in seinem Studio aufzunehmen. Aus dem ursprünglichen Plan (Musik aufnehmen: ja – verlieben: nein) wurde allerdings nichts, sodass das Paar nun seit inzwischen fünf Jahren als Duo zu hören ist. Im Laufe der Zeit durften sie unter anderem als Vorband von Kiefer Sutherland auftreten, sind quer durch Russland getourt und haben mit Daydreamers und Indistinct Chatter zwei gemeinsame Platten veröffentlicht.
Bei Marla und David Celia treffen zwei charakterstarke Stimmen aufeinander. Trotzdem stehlen sie einander nicht die Show, sondern verschmelzen zu berührender Zweistimmigkeit und tollen Harmonien mit Tiefgang. Gefühlvoll und dezent bettet die Instrumentalbegleitung den Gesang der beiden in ein Geflecht aus melodischem Klang und behutsamer Spannung und Rhythmik ein.

Fazit: Wie in ihrer eigenen Welt klingen Marla und David Celia in ihren Sphären aus harmonierenden Stimmen und wohldurchdachten Arrangements.

Sid Vision: rebellischer Prog-Rock

Wege des geringsten Widerstands sind nichts für Sid Vision. Statt auf Triviales wie Reime oder erwartbare Kadenzen zu setzen, holt der Berliner Sänger und Multiinstrumentalist lieber die musikalische Wundertüte hervor, wo immer sie gebraucht wird.

Zu seinem Stil gekommen ist der Musiker letztendlich auch über Umwege: Eigentlich war eine Karriere als Drummer geplant, als ihm ein gebrochenes Handgelenk einen Strich durch die Rechnung machte. Glücklicherweise dachte Sid Vision gar nicht daran, den Kopf in den Sand zu stecken, sondern widmete sich von da an lieber Songwriting und Gesang – zwischendurch von seinem Bruder an den Drums unterstützt, inzwischen mit eigener Band.
Sid Visions Songs sind eigenwillig, aufbrausend, mutig. Die hohe Stimme des Sängers legt sich über finstere Tiefen, verschiedenste Instrumentation und tobende Rhythmen. Eisern stemmt sich Sid Vision dabei gegen jeglichen Versuch, seiner Musik ein Korsett aus musikalischen Formen oder gar Genres aufzuzwängen und erfindet stattdessen einen unvorhergesehenen Bruch nach dem anderen.

Fazit: Die Musik von Sid Vision transportiert einen ultimativen Freiheitsdrang. Jeder Song ist anders und regelmäßig wird man überrumpelt, ob von den plötzlichen Wechseln oder der faszinierenden Melodieführung.

John Garner im Interview: „Die Musik hat uns wieder auf den richtigen Pfad gebracht.“

Hinter dem Namen John Garner verbirgt sich eine fünfköpfige Band, die sich mit energiegeladenen Folk-Rock-Songs und dreistimmigem Gesang eine Fanbase erspielt hat, die weit über ihre Homebase Augsburg hinausreicht. Am 8. Oktober veröffentlicht die Band ihr neues Album Heartbeat. Sängerin Lisa hat sich die Zeit genommen, einen Einblick in den John-Garner-Kosmos zu geben. Ein Gespräch über Herz und Verstand, die Schattenseiten des Bandlebens und natürlich, was uns auf dem neuen Album erwartet.

Die drei Gründungsmitglieder von John Garner: Lisa, Stefan und Chris.
© Robert Hagstotz

Musik unterm Radar: Liebe Lisa, am Freitag erscheint euer neues Album, seid ihr schon aufgeregt?

Lisa: Es ist gar nicht die Art von Aufregung, bei der man total nervös ist, sondern eher so, dass wir es nicht erwarten können. Wir mussten den Release coronabedingt verschieben und haben vorher auch schon lang an dem Album gearbeitet. So wartet das Album eigentlich seit zwei Jahren darauf, endlich fertig zu sein und deshalb freuen wir uns jetzt einfach sehr drauf. Unsere letzte EP kam an dem Tag, an dem in Bayern der erste Lockdown ausgerufen wurde. Das war ein Freitag, der 13. Das merken wir uns jetzt auch, dass das kein gutes Releasedatum ist (lacht).

Du weißt ja selber, wie unstet danach alles wurde. Wir konnten keine Releasekonzerte für Heartbeat planen, wir konnten die Platte nicht mit auf Tour nehmen und hatten Angst, dass sie total untergeht. Wir haben uns dann entschieden, noch ein bisschen zu warten, weil sie es wirklich wert ist, dass sie nicht zwischen Lockdown und Bundestagswahl in Social Media vergraben bleibt und sie keiner zu hören bekommt. Deshalb haben wir sie tatsächlich um fast ein Jahr verschoben.

Was hattet ihr euch für Heartbeat vorgenommen, wie das Album klingen sollte? Und seid ihr jetzt zufrieden mit dem Ergebnis?

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Ryan Tennis: folkige Gute-Laune-Kanone

Wenn Ryan Tennis seine warme Stimme und die stabile Rhythmik auspackt, wippt schnell unwillkürlich der ein oder andere Fuß mit.

Der Musiker lebt in Philadelphia, obwohl es ihm spätestens seit seinen zahlreichen Touren eigentlich der Süden des amerikanischen Kontinents angetan hat. Was das angeht, legt Ryan Tennis übrigens ein ordentliches Arbeitspensum vor: An die 200 Konzerte im Jahr über die ganze Welt verteilt sind keine Seltenheit für ihn. Auch mehrere Alben und EPs sind von ihm schon zu hören – dieses Jahr kommt voraussichtlich seine siebte Studioveröffentlichung.
Voller Energie grooven die Songs von Ryan Tennis irgendwo zwischen Folk, Soul und Pop umher. Seine etwas draufgängerisch klingende Stimme ist wie die ausladende Instrumentation mit Rockbesetzung plus Bläsern Markenzeichen von Ryan Tennis. Zwischendurch ist er sich auch nicht zu schade dafür, seiner Albernheit freien Lauf zu lassen und er funktioniert wahlweise Küchensiebe, Schneebesen oder Haarbürsten zu improvisierten Mikrofonen um.

Fazit: Der Musiker mit dem wehenden langen Haar versprüht gute Laune als wäre es ein Volkssport.

Musik-News: Debüt-EP von FORWARD

Die Fakten:

Das ist neu: EP Overthinking My Mind At Large

Die Analyse:

Drei Jahre Arbeit stecken in der ersten EP des Hannoveraner Achtergespanns FORWARD. In den Lyrics der sechs Songs begleiten wird die Bandmitglieder durch eine spannende Lebensphase. Es geht um Aufbruchstimmung und Heimweh, um Selbstbestimmtheit und Sorgen, um selbstgesteckte Ziele und die Erwartungen der Anderen – kurz: ums Erwachsenwerden. Dabei bringt die Band eine musikalische Reife mit, bei der man glatt schon einiges mehr an Lebenserfahrung unterstellen würde. Schon beim flotten Opener „Julia“ hat man richtig Spaß an dem präzisen und energiegeladenen Zusammenspiel der Musiker. Songs wie das Instrumentalstück „Overdrive II“, das melancholische „To Be Defined“ oder der verträumte Schlusstrack „On The Run“ bilden einen nachdenklichen Counterpart dazu. FORWARD schlagen eine Brücke zwischen Retro-Charakter und frischem Start, ihre stilprägenden Bläserfiguren setzten sie geschmackvoll ein und haben mit ihrem Studiodebüt schon gleich zu Beginn einen unverkennbaren Klang entwickelt.

Mala Oreen: Folk mit Charakter

Bei Singer-Songwriterin Mala Oreen meint man schon herauszuhören, dass sie in mehreren Welten zu Hause ist. Für ihre neuen Songs hat sich die schweizerisch-amerikanische Musikerin statt von ihrer Heimatstadt Luzern vom Nachthimmel in Texas und der Landschaft New Mexicos inspirieren lassen.

Bevor sie sich in den amerikanischen und irischen Folk verguckte, lernte Mala Oreen allerdings erst ganz klassisch Geige und nahm Gesangsunterricht. Zusätzlich zu ihrem Soloprojekt ist sie auch in Bandformation unterwegs, tourte neben Deutschland und Holland auch schon durch Irland und die USA. Für ihr nächstes Album hat es Mala Oreen erneut für eine kreative Auszeit in die USA gezogen. Awake erscheint im November.
Mit perlender Stimme singt Mala Oreen sich durch die Folk-Melodien ihrer Lieder. Und auch bei der Begleitung an Gitarre, Mandoline oder Geige zeichnet sie einprägsame Muster und Formen. So klingen manche Songs spielerisch und befreit, andere tragen eine gewisse Wehmut in sich oder preschen nach vorn.

Fazit: Mala Oreen merkt man an: Sie weiß, wie sie klingen möchte. Ihre reife Stimme setzt sie mal mit Nachdruck, mal voller Fragilität ein. Mit der abwechslungsreichen Instrumentalbegleitung fängt sie gekonnt Stimmung ein.

Oska: Indie-Pop aus Leidenschaft

Schon mit ihrer ersten EP Anfang des Jahres hatte die Wiener Newcomer-Musikerin Oska alle auf ihrer Seite. Mit ihrer unnachahmlichen Art gewinnt sie einen schließlich schnell für sich.

Die Musik scheint Oska wie ein Wegweiser durch das Leben zu tragen. Mit 18 Jahren zog die Künstlerin aus ihrem Heimatdorf in die österreichische Hauptstadt. Studiert hat sie dort Pop- und Jazz-Gesang, nebenbei spielte sie als Straßenmusikerin. Seit vergangenem Jahr ist sie bei dem kanadischen Label Nettwerk unter Vertrag, hat im Januar ihre erste EP veröffentlicht und kürzlich für Februar 2022 ihr Debütalbum angekündigt.
Oska macht ganz wunderbar glasklaren Indie-Pop. Die Sängerin hat das besondere Talent, mit ihrer Musik hin und wieder so ein subtiles Gefühl unbestimmbarer Schwere hervorzurufen und im gleichen Moment doch irgendwie eine fast tänzelnde Unbekümmertheit zu verbreiten. Ihr weicher Gesang spielt mit feinen Pop-Melodien, begleiten lässt sie sich vorrangig von einer wohldosierten Akustikgitarre.

Fazit: Oska ist mit ihrem eingängigen, charakteristischen Klang eine ganz besondere aufstrebende Musikerin. Auf das erste Album darf man auf jeden Fall gespannt warten – den 25. Februar könnt ihr euch also schon mal in den Kalender eintragen.

Musik-News: Neues Album von Please Madam

Die Fakten:

Das ist neu: Album Angry Boys, Angry Girls (VÖ 10.9.21)
Das steht an: Tour im Oktober/November

Die Analyse

Los geht’s bei Angry Boys, Angry Girls mit dem sanften Opener „Honesty“. Nach und nach steigert sich die Platte hin zu etwas mehr Tempo und einem von Gitarre und Schlagzeug bestimmten Sound. Prägend ist außerdem die eindringliche Stimme von Sänger Dominik. Festnageln lassen sich die Vier von Please Madame auf ihrem dritten Album aber nicht, stattdessen gibt es eine bunte Palette zu hören: Bei der jüngsten Single-Auskopplung „Talk The Other Way“ kommt ein Bläsersatz zu Wort, stampfende Drums hören wir bei „Comfort“ und in dem ruhigen „So Much Better“ brechen sie ganz mit ihren rockigen Wurzeln und lassen Akustikgitarre und Mehrstimmigkeit übernehmen. Auch inhaltlich haben Please Madame etwas zu sagen und beschäftigen sich etwa mit Themen wie Emanzipation, Solidarität und Selbstbestimmung.