Die BerlinerKicker Dibsstehen für Rock mit Drive und deutschen Texten. 2021 kam das Debüt-Album der Jungs raus, Musik machen sie aber schon viel länger – und das hört man auch. Die drei sind ein eingespieltes Team und basteln mit Bass, Gitarre, Drums und Gesang tanzbare Indie-Rock-Songs. Für ihre Single „So’n Gefühl“ bekamen die drei auch noch Unterstützung von Madsen-Frontmann Sebastian Madsen.
Auf scharfkantigen Instrumentals baut sich bei der Berliner Band zügig Energie auf, die nach vorn zieht. Im Mittelpunkt stehen die deutschen Texte im Songwriter-Stil. Wir hören die innere Zerrissenheit einer Generation, die irgendwo zwischen existentiellen Krisen, emotionaler Überforderung und Scheiß-drauf-Mentalität ihren Weg finden muss.
Ganz eindeutig halten Kamalanichts von ausgetretenen Wegen. An Gitarren, Dums, Bass und Gesang produzieren Eric, Theo, Henry, Hannes und Christian einen verspielten, unkonventionellen Rocksound und probieren in ihren Songs mit kniffligen Tonfolgen und Rhythmen herum.
Zum Jahreswechsel haben wir für euch wie jedes Jahr zehn besondere musikalische Entdeckungen aus dem letzten Jahr zusammengestellt. Wen mehr interessiert: Mit Klick auf den Namen kommt ihr zum jeweiligen Band-Portrait.
Dieses Jahr war bei uns viel los. Das Schreiben über tolle Bands, die mehr Aufmerksamkeit verdient haben, ist und bleibt ein Herzensprojekt – aber das Ziel, einmal pro Woche einen Beitrag zu veröffentlichen, konnten wir in den letzten Monaten oft nicht einhalten. An dieser Stelle deshalb zuerst einmal ein großes Dankeschön an euch: dafür, dass ihr trotz zeitweiser Funkstille dabei geblieben seid, uns zeigt, dass ihr gern von uns lest und auch euch Newcomer-Bands am Herzen liegen! Wenn ihr mögt, schickt uns gern euer Feedback und/oder Musikwünsche zum Beispiel über unser Kontaktformular.
Aniqo
Aniqo hat etwas Geheimnisvolles an sich. Ruhig und entschleunigt, aber auch ein wenig weltenentrückt klingen die Songs der Musikerin.
Dandelion
Die Österreicher Dandelion haben Bock, das merkt man ihnen an. Die überschwänglichen Indie-Pop-Songs gehen ins Ohr und machen Stimmung.
Ebow
Ebow hält in ihrer Musik die Balance zwischen Liebe, Unbeschwertheit und Gesellschaftskritik. Dabei macht sie Deutschrap mit Haltung und nutzt die Musik als Empowerment-Space.
Masha The Rich Man
Die ukrainisch-deutsche Musikerin Masha The Rich Man setzt ihre klare Stimme mit Nachdruck ein und lässt Pausen ihren Raum. Sie singt ihre einprägsamen Melodien immer auch mit einer tiefen Traurigkeit, die den Songs aber nicht ihre Leichtigkeit nimmt. Oft setzt sie auf Minimalismus: viel Stimme, wenig Fokus auf Begleitung.
Teeya Lamée ist ganz frisch in der Musiklandschaft aufgetaucht. Im Mai hat die Neo-Soul-Künstlerin mit den orangenen Haaren ihre erste Single veröffentlicht, danach standen erste Konzerte mit Band an. Erst kürzlich hat sie ihren zweiten Song „Pretty Face“ herausgebracht.
Teeya Lamées Geheimrezept ist eine Kombi aus fragilen Gitarren-Arpeggios mit bluesigem Einschlag und ihrer vollen Soul-Stimme. Beim Hören können wir nur erahnen, wie viel Power noch in ihrer Stimme steckt, denn Teeya bändigt ihre Stimmgewalt und bleibt bei dezentem Groove ohne große Ausbrüche, dafür mit viel Wärme und natürlicher Coolness.
Ein gewisser Bodo Wartke hat hier im zarten Alter von 19 Jahren schon gespielt genauso wie ein damals noch gänzlich unbekannter junger Liedermacher namens Philipp Poisel: Einmal im Jahr werden Jugendliche und junge Erwachsene mit besonders vielversprechendem musikalischen Talent aus ganz Deutschland nach Berlin eingeladen. Das Treffen junge Musik-Szene ist Teil der Berliner Festspiele und wird vom Ministerium für Bildung und Forschung gefördert. Dieses Jahr fand es vom 23. bis 28. November statt. Wir durften uns etwas umschauen.
Die Musik ist ihre große Leidenschaft. Das merkt man sofort beim Eröffnungskonzert des Treffens junge Musikszene, bei dem alle Preisträger*innen nacheinander zwei Songs präsentieren. Die klassischen Rockbands sind dabei, Rapperinnen und Rapper, Producer, tolle Stimmen, kreative Texte und auch Stücke, die ins Jazzige, Experimentelle oder Richtung Klangkunst gehen. Da kommt schnell der Gedanke auf, dass man von dem ein oder anderen in Zukunft noch mal hören wird.
Noch ist der Anspruch aber ein anderer: „Es geht nicht um glatte Perfektion. Hier will niemand irgendwen vermarkten“, sagt Susanne Chrudina. Die Regisseurin und Autorin ist die Leiterin der Bundeswettbewerbe der Berliner Festspiele, zu denen auch das Treffen junge Musik-Szene gehört. „Wir suchen Musiker*innenpersönlichkeiten: Wo spürt man ein besonderes Ausdrucksvermögen, wo hören wir Ungewöhnliches, wer traut sich etwas?“
„Wir wünschen uns, dass die Treffen Freiräume sind ohne äußeren Druck und Erwartungen.“
– Susanne Chrudina
Maximal 21 Jahre alt darf man sein, um sich zu bewerben – die Jüngsten dieses Jahr sind 12. Neben dem öffentlichen Konzert im Haus der Berliner Festspiele steht für die Preisträgerinnen und Preisträger noch einiges anderes auf dem Programm, darunter eine Videoanalyse vom Auftritt, Workshops, Einzelcoachings und natürlich Jam-Sessions. Begleitet und angeleitet werden sie dabei von den erfahreneren Musikerinnen und Musikern aus der Jury. Der Grundgedanke bleibt aber: Die Teilnehmenden sollen sich in einem geschützten Rahmen ausprobieren dürfen, während die Profis wo sie können unterstützen und mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Dass sie sich als Orchester verstehen, meinen die Mitglieder des Sunday Morning Orchestra wohl mehr mit einem Augenzwinkern. Sängerin Maleen Schulz-Kallenbach und Bassist Oliver Zoglauer sind nämlich nur zu zweit. Nach ersten Singles will das Nürnberger Duo zeitnah auch ein erstes Album vorstellen.
Die Kombination aus Gesang und Kontrabass ist ganz klar eine unterschätzte. Das Sunday Morning Orchestra zeigt, wie relaxt und melodisch der minimalistische Ansatz doch klingen kann. Trotzdem holen sie für mehr Bandsound zeitweise auch andere Musiker*innen an Bord – im rhythmischen „Red Roses or Fallen Leaves“ etwa steuert Mitbewohner und bester Kumpel Vinzent Kusche sein Schlagzeug bei und Maleens Vater Jimmi Lafayette spielt Gitarre. Jazzige und bluesige Vibes prägen den Klang, dazu ziehen die Songs nach vorn, ohne hektisch zu sein. Das Sunday Morning Orchestra selbst nennt seine Genres Garage Jazz, Smooth Blues und Pop Noir.
Bei Kat Frankies Konzert am Freitagin Berlin stimmt alles: die Band, der Sound, die Fans – und der Star des Abends sowieso. Kat Frankie lacht viel, interagiert mit dem Publikum und wirkt wie die Ruhe selbst, schließlich ist das Konzert im ausverkauften Festsaal Kreuzberg für die langjährige Wahlberlinerin ein absolutes Heimspiel.
Die Berliner*innen haben lange gewartet auf diesen Abend. Nach coronabedingter Verlegung um ein Jahr startet pünktlich um acht Opener-Duo Theyy (Kats Bassistin Shanice Ruby Bennett zusammen mit Sängerin Erika Emerson) mit seinem genialen modern-souligen Sound und smoothem Bass.
Nach ihrer Vorband lässt Kat Frankie ihre Fans noch eine Weile warten, bis sie kurz nach neun auf der Bühne erscheint. Dafür legt sie direkt los mit dem fantastischen Titeltrack ihres neuen Albums „Shiny Things“. Danach der sphärischere Song „Healer“, den die Keyboarderin der Band mit tollem Gesangspart unterstützt – der Saal jubelt. Kat wirkt zwischen den Songs oft selbst ganz berührt von dem derart begeisterten Publikum.
Vor zehn Jahren gegründet, sind Seed To Treein ihrer Heimat Luxemburg längst keine unbekannten Gesichter mehr. Die vier Musiker rund um den Sänger und Gitarristen Georges Goerens kommen ab dem Wochenende auch mal wieder für fünf Konzerte nach Deutschland.
Seed To Tree leben von Gitarren- und Synthie-Sounds. Ihr dreamy Indie-Pop ist durchsetzt von folkigen Einflüssen und Retro-Feeling. Die Texte drehen sich um Themen wie Selbstzweifel, Leistungsdruck oder Konsumkritik: „I can’t see the colors | Of our souls | Underneath of all of our layered, layered clothes„, singen sie in ihrer Single „Rip-Off Game“. Besonderen Wiedererkennungswert hat die kantige Stimme von Sänger Georges.
Langweilig darf es Hayden Arp nicht werden, sowohl musikalisch als auch was das Umfeld angeht: Der Musiker und Producer kommt ursprünglich aus Virginia, hat in Ohio elektronische Musik und Komposition studiert, wohnte zwischendurch in Los Angeles und lebt heute in Wien. Passend dazu lässt er sich für seine Songs gern von Roadtrips und Unterwegs-Romantik inspirieren. Sein Debütalbum With Eliza erscheint im November.
Insgesamt oft dreamy und sanft-poppig, ist Hayden Arp trotzdem ein Beispiel für einen recht wandelbaren Sound. In seiner Single „Black Hole“ lässt er Streicher und Akustikgitarre auf elektronische Effekte und eine Rap-Passage treffen, in der man im Hintergrund einen Auto-Blinker den Takt vorgeben hört. In „Passenger“ lässt er seine Melodie fließen und das gehauchte „Ruby in the Rearview“ verbreitet Schunkel-Rhythmus und sphärische Backing-Vocals.
Der Sänger und Producer Daniel Stoyanov wurde in Sofia geboren und war erst Salsa-Tänzer, Background-Sänger und Songwriter (unter anderem für Casper und Seeed). Als Bulgarian Cartraderarbeitet er inzwischen in Berlin an seiner Solokarriere. Sein Debütalbum erscheint im November und eins ist wahrscheinlich: Das wird nicht das letzte Mal sein, dass wir von diesem Musiker gehört haben.
Bei Bulgarian Cartrader weiß man vorher nie, was einen erwartet: Loop-Melodien wie aus einem Retro-Videogame und Falsett-Stimme in „LAB“, eine nicht zu hundert Prozent gestimmte Akustikgitarre und Sprechgesang in „Golden Rope“ oder doch verkopfte Rhythmik und Mehrstimmigkeit in „Camden Free Public Library“? Der Musiker gehört halt in keine Schublade.