Auf dem neuen Album von Tare gibt’s italienische Memekultur für die Ohren.


In ihrer neuen Kolumne nimmt sich unsere Autorin Conci starke Alben und EPs vor und taucht richtig tief ein. Es geht um die Storys und Details hinter der Tracklist, um Klang-Basteleien und eine neue Perspektive auf elektronische Musik. Dies ist die zweite Folge.


Das italienische Duo Tare macht im Grunde Memes für die Ohren. In ihren Songs treffen Internet-Humor, Sprachfetzen und Absurdität auf elektronische Klänge und komplexere Musikalität. Das neueste Album GAS klingt wie Scrollen durch Social Media: vielseitig, an manchen Stellen vielleicht chaotisch und trotzdem hat man Spaß.

Schon der erste Track zieht uns mitten hinein in die italienische Meme-Kultur: ein Teppich-Werbespot, der vor ein paar Jahren viral ging, trifft auf einen der wichtigsten Rhythmen der elektronischen Musik: den Amen Break. Ein Drumpattern aus einem 1969er Soulstück, das seit den 90ern alles prägt, was mit Drum and Bass und Jungle zu tun hat. Für Tares Album das Fundament fast jeden Songs.

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„Technolife Supernature“ katapultiert uns in ein Retro-Future-Universum.


In ihrer neuen Kolumne nimmt sich unsere Autorin Conci starke Alben und EPs vor und taucht richtig tief ein. Es geht um die Storys und Details hinter der Tracklist, um Klang-Basteleien und eine neue Perspektive auf elektronische Musik. Dies ist die erste Folge.


Freche Gremlins, die vor rosafarbenen Häusern ihre Synths aufdrehen. Zwischen Bäumen schwirren Töne durch die Straßen. Menschen mit Aktentaschen, vermutlich auf dem Weg zum nächsten 9-to-5-Job, bleiben kurz stehen und beobachten das Spektakel.

Was ich hier beschreibe, ist kein Sci-Fi-Film mit musikalischen Fantasy-Kreaturen, sondern das Cover der neuen EP von Legowelt und Shook. Technolife Supernature, also übersetzt sowas wie „Technologisches Leben, Übernatur” – ein Titel, der so ziemlich genau auf den Punkt bringt, wie sich diese harmonierende Kollaboration anhört.

Wir bewegen uns auf rhythmischen, elektronischen Wellen – irgendwo zwischen Disco in den 80ern und futuristischen Städten. Zwischen Vergangenheit und Zukunft liegt dieses Projekt, das beides in der Gegenwart fusioniert.

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Konrad Kuechenmeister: Multitasker an der Loopstation

Alles beginnt mit einem Loop: Der Dresdner Musiker Konrad Kuechenmeister nimmt alle Töne auf, die ihm in die Finger kommen, sei es aus seinen Instrumenten, aus der Umgebung oder einfach aus seinem Mund. Mit seinem feinen Ohr für ungewohnte Sounds und einer Loopstation baut er sie zu treibenden Tracks zusammen. Gitarre spielen, singen, rappen, beatboxen – Konrad Kuechenmeister kann irgendwie alles.

2005 zog er das erste Mal mit seiner Loopstation auf die Straße, um Musik zu machen. Es folgten erste Konzertanfragen unter anderem von der BRN in Dresden – und sogar eine Touranfrage aus Brasilien. So stand er auch schon mit dem durch YouTube bekannt gewordenen Musiker DubFX auf der Bühne. 2009 erschien sein erstes Album Battery Street mit legendären Tracks wie „Tingele Tangele Bob“. Nachdem 2014 das Album Potpourri erschienen war, veröffentlichte der in Dresden lebende Musiker 2024 sein drittes Album RECORD.

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Bedroom June: wie eine Erinnerung, die nicht gehen will

Manchmal reicht ein einziger Satz, um all das zu sagen, was zu spät gesagt wurde. Bedroom June schafft das mit ihrer Single „How Much I Wanted You“ von ihrer Debüt-EP auf ganz besondere Weise. Der Song hat ein bisschen was von einem Tagebucheintrag, den man eigentlich nie veröffentlichen wollte.

„How Much I Wanted You“ ist ein Eingeständnis über den Schmerz, jemanden erst wirklich zu vermissen, wenn er nicht mehr da ist. Mit verletzlicher Stimme fängt Bedroom June eine Mischung aus Sehnsucht, Reue und dem Ringen um Selbstverständnis ein. Der Track beginnt sanft und zurückhaltend, bevor verzerrte Gitarren und treibende Drums die innere Zerrissenheit und Überforderung hörbar machen. Vokale Harmonien im Refrain schaffen einen Moment der Ruhe, ehe die Intensität des Songs in einem emotionalen Ausbruch endet.

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nand im Interview: „Ich habe echt Angst vor dem Mainstream“

nand ist Sänger, Architekt, Produzent, Trompeter und ein echtes Indiepop-Electro-Phänomen. In einem sehr persönlichen Gespräch hat er mit unserer Autorin über den frühen Tod seiner Mutter und die Mobbingerfahrungen in seiner Kindheit gesprochen und erzählt, wie er trotz aller Struggles schließlich zu seiner eigenen Stimme gefunden hat. Innerhalb von fünf Jahren hat nand bereits fünf Alben releast, ein weiteres ist in Arbeit. Auf der Tour zu seinem aktuellen Album Träume in Beton hat er sich vor seinem Konzert in der Grellen Forelle in Wien Zeit genommen für ein Käffchen und ein Interview unter blauem Himmel.

nand ist Sänger, Produzent, Trompeter und ein echtes Indie-Electro-Phänomen. In einem sehr persönlichen Interview hat er uns von den Struggles in seiner Kindheit und dem Tod seiner Mutter erzählt, aber auch davon, wie er in seiner Musik den Spagat zwischen seinem revolutionären Ich und dem bodenständigen Architekten in ihm hinbekommt.
alle Fotos © Anna Filtzinger

Musik unterm Radar: Dein neues Album heißt „Träume in Beton“. Das klingt erst einmal nach einem Widerspruch. Warum hast du das Album so genannt?

nand: Da müssen wir zum Ursprung zurück: Ich habe ja Architektur studiert. Beton war mal ein Baustoff, der in der Architekturbranche als sehr revolutionär galt. Auf der anderen Seite ist Beton ein sehr kühler Baustoff und viel weniger menschenfreundlich als Holz zum Beispiel. Holz ist ja theoretisch ein unendlicher Rohstoff, man kann immer wieder Bäume nachpflanzen. Beton und Sand sind aber endliche Baustoffe und langfristig gedacht beeinflusst unser Konsum die Flora und Fauna auf der Welt. Sand, der für den Bau benutzt wird, wird an Stränden abgetragen und verschifft. 

Über mein Architekturstudium habe ich gemerkt, dass sehr viele Dinge in der Welt passieren, die wenig für den Menschen und unsere Umwelt gemacht sind. Wir sind mehr für den Kapitalismus gemacht und weniger für zukunftsträchtige Träume. Ich verspüre auch Wut, dass der Kapitalismus so viel kaputt macht und Subkulturen auffrisst, aus denen dann durch einen Trend auf TikTok irgendein Mainstream wird. Deshalb auch dieser bewusste Kontrast aus Träumen und Beton in dem neuen Album.

Hast du immer noch vor, Architekt zu werden? Ist das dein Plan B, falls es mit der Musik nichts wird? 

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Sextile: Elektronische Nostalgie mit Punk-Attitüde

Ein Duo aus Los Angeles lässt nostalgische Sounds neu aufleben. Sextile vereint ehrlich-lebensnahe Texte mit neuinterpretierten elektronischen Tönen zu einem Genre, das seinesgleichen sucht. Die Dynamik zeigt sich nicht nur in den ständigen Neuerfindungen des Duos, sondern auch in den Tracks an sich.

Brady Keehn und Melissa Scaduto gründeten Sextile 2015 in Los Angeles. Damals noch zu viert unterwegs, entwickelte sich ihr postpunkiger Stil. Nach einer etwa dreijährigen Pause setzten die beiden Musiker*innen 2022 ihre musikalische Reise fort und veröffentlichten im September 2023 ihr drittes Album. Das vierte Album yes, please. ist ganz frisch erschienen.

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Cuthead: Groove, Grooviger, Cuthead

Keine Ahnung, was du hören sollst? Kein Problem. Der Solokünstler Cuthead liefert dir gleich mehrere elektronische Genres auf einmal. Und an einer Sache fehlt es in keinem Track des Musikers aus Dresden – jeder Menge Groove.

Begonnen hat Cutheads musikalische Reise bereits in der Schulzeit. Auf selbstorganisierten Partys, unter anderem in seinem Elternhaus, entwickelte er seinen Sound weiter. Später tourte er mit seiner Musik durch die Welt und gelangte zum von Freunden gegründeten Label Uncanny Valley, auf dem auch seine 2024 veröffentlichte Albumreihe The Detour erschien.

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BEX: Kopfsprung in die Wiener Rapszene

Unapologetic Rap mit einer Prise Pop, ein Hauch von R&B und Trap, jeder Menge Attitude und dann auch noch aus Wien? Ja, all das vereint BEX in ihrer Musik. 2022 begann sie ihre Songs zu veröffentlichen – zuletzt präsentierte sie ihren „BREAKUP SONG“.

Auf BEX gestoßen bin ich durch ihre 2023 erschienene EP „Bundles“. Zu den vier Songs mache ich bis heute regelmäßig die Straßen Wiens zu meinem Runway. Gerade Songs wie „Dolly Parton“ und „Bodybag“ funktionieren für mich mit ihrem eingängigen Beat, BEX‚ Betonungen und ihren Lyrics wahnsinnig gut (wenn jemand einen Soundtrack für den nächsten sassy Strut durch die Innenstadt benötigt, there you go). BEX vereint Attitude, harte (aber tanzbare) Beats und Texte, die sie selbst wahrscheinlich als „cunty“ bezeichnen würde. Lines wie „skin so soft, but you can’t touch it“ oder „call me highness, baby I might show you pardon“ sind es unter anderem, die einen darin pushen, seinen eigenen Wert zu kennen und sich nicht alles gefallen zu lassen.

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Paula Engels: Zwischen Selbstfindung und Chaos

Dunkle Augen, kurze, wilde Haaren und Baggy Jeans – das ist Paula Engels. Ihre Indie-Musik ist wie ein persönliches Bild, das einen Einblick in ihre Selbstfindung, Melancholie und die Suche nach ihrem Platz in der Welt gibt. Ihre Stimme bringt Rauheit und Zerbrechlichkeit in einen Einklang und pendelt zwischen sanften Tönen und scharfer Klarheit hin und her. Dabei transportiert sie Gefühle, die auf alle zutreffen und mitten ins Herz gehen.

Paulas Karriere begann auf TikTok, wo sie Songs von Casper, Schmyt, Paula Hartmann und Nina Chuba coverte – quasi die gesamte „Wilde Herzen“-Playlist, die bei vielen Indie-Fans gut ankommt. So findet sie ihre eigene Bubble.

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