Brew Berrymore im Interview: „Wir haben keinen 3-Jahres-Plan, wir haben Spaß“

Benedikt Wagensonner ist Sänger der Regensburger Band Brew Berrymore. Ihre Indie-Synth-Pop-Rock-Mischung haben Benedikt, Maximilian Artinger (Keyboard, Synthesizer), Moritz Petschko (Bass, Backing Vocals), Daniel Brandhuber (Drums) und Robert Rauchnecker (Gitarre, Backing Vocals) „Alpaca Rock“ getauft. Wenn Brew Berrymore nicht gerade Musik machen, findet man sie in ganz verschiedenen Bereichen: im Studium (Wirtschaftsinformatik, Soziale Arbeit), als Psychologe in einer Justizvollzugsanstalt, als Dolmetscher für Spanisch oder als Kinderintensivpfleger. Oder sie schippern mit einem Kasten Bier im Kanu auf der Donau oder dem Regen.

Musik unterm Radar: Darf man sich eigentlich einfach so nach berühmten Menschen benennen, oder musstet ihr vorher um Erlaubnis fragen?

Benedikt Wagensonner: Das ist ein großes Missverständnis: Die Schauspielerin hat sich nach uns benannt! (lacht)

Nehmen wir an, du erzählst auf einer Party von eurer Band, wie beschreibst du dann eure Musik?

Ich würde wahrscheinlich eher den Live-Auftritt beschreiben. Wir versuchen einfach möglichst viel Spaß zu vermitteln, wir spielen auch komplett in Golden-Glitzer gekleidet, so 80er Stil. Wir machen einfach das, worauf wir Lust haben und das transportiert sich dann auch auf das Publikum. Die Leute sind meistens geflasht, wenn sie uns live sehen.

Wenn man sich eure aktuelle Single „Keep It In Your Mind“ anhört, kann man sich gar nicht so richtig entscheiden, ob die Stimmung eher euphorisch oder melancholisch ist. Was wollt ihr bei euren Hörerinnen und Hörern auslösen?

Die Single haben wir extra so ausgewählt, dass sie zwei Seiten repräsentiert, eben sehr melancholisch, aber trotzdem auch fröhlich. Vom Text her gibt es auch zwei Bedeutungen: Einmal der Prozess, wenn eine Person in Vergessenheit gerät, die einem sehr nahe ist. Auf der anderen Seite kann man im Text auch einfach einen verkaterten Tag sehen, nach einer durchfeierten Nacht, von der man alles vergessen hat.

„Wir haben Sticker in Bieretikett-Design.“

– Benedikt Wagensonner

Jetzt mal im Ernst: Wer von euch hatte die Idee mit dem Bandnamen?

Das kann ich gar nicht so genau sagen. Wir hatten ganz am Anfang eine Liste mit zehn möglichen Namen und haben abgestimmt. Immer wenn wir uns nicht einigen können, gibt es eine Mehrheitsentscheidung. Damit können sich auch immer alle abfinden. Während der Namenssuche ist auch die Idee aufgekommen, dass wir Sticker in der Form von Bieretiketten haben wollten, das war auf jeden Fall mit ausschlaggebend. Die Aufkleber haben wir jetzt auch, die passen perfekt auf ein Bier im Sommer.

Das Motiv Alkohol scheint bei euch ja recht präsent zu sein…

Ich würde jetzt lügen, wenn ich sagen würde, wir würden nie etwas trinken. Wir sehen uns einfach auch privat oft, sind auch außerhalb der Band sehr gut befreundet. Sonst könnten wir auch nicht so viel Musik zusammen machen.

Wie oft probt ihr ungefähr?

So ein- bis zweimal die Woche. Uns ist es enorm wichtig, dass das auf einer Spaßbasis bleibt. Ich kenne viele Bands, die anfangen mit einem drei-Jahres-Plan: Single, noch `ne Single, Label, Booking-Agentur – was weiß ich. Die schauen, dass es möglichst schnell möglichst groß wird und wenn es nach drei Jahren noch nicht funzt, dann lösen sie sich wieder auf. Das ist für mich so das moderne Band-Konzept, das ich irgendwie nicht ganz verstehe. Bei uns geht es von Grund auf um den Spaß. Denn wenn man wirklich Geld verdienen möchte, könnte man jeden anderen Job machen, allein schon von den Stunden her. Gleichzeitig müssen wir aber auch öfter proben, als viele andere Bands, weil wir alle Songs gemeinsam schreiben.

Apropos: Wie genau läuft das Songwriting denn bei euch ab?

Wir jammen im Proberaum und entwickeln gemeinsam Ideen weiter, bis eine Rohfassung entsteht. Dann nehmen wir uns Zeit für Sachen wie einen C-Teil, der etwas anders ist als Strophe und Refrain, und andere Nuancen: Wann setzt das Schlagzeug mal aus, wann klingt die Stimme mal anders? Währenddessen singe ich Fantasietexte, den richtigen Text machen unser Keyboarder Maximilian und ich erst hinterher, wenn wir in das Feeling des Songs reingekommen sind. Bei „Keep It In Your Mind“ entstand zum Beispiel zuerst die Bassline im Refrain, dann Refrain und die Strophen dazu und dann ein recht Ufo-mäßiges Bass-Solo. Wir wollten schon immer ein Bass-Solo, das sich möglichst wenig nach Bass anhört und haben da viel herumprobiert.

Brew Berrymore sind regelmäßig live zu sehen, vergangene Woche zum Beispiel auf einem Benefiz-Konzert für die Seenotrettungsorganisation Sea Eye, die Benedikts Bruder mitgegründet hat. Ab morgen sind die fünf mit Django3000 auf Tour durch Süddeutschland. Im Oktober soll das Debut-Album der Band erscheinen, bis dahin kriegt man vielleicht noch die ein oder andere Single vorab zu hören. Auf Facebook und Instagram sind Brew Berrymore auch unterwegs.